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Steinbock-Spiele

Steinbock-Spiele

Titel: Steinbock-Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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24-Stunden-Visum hier.«
    »Wo werden Sie übernachten?«
    »In einem Hotel, nehme ich an.«
    »Bitte zeigen Sie Ihre Zimmerreservierung.«
    »Ich habe mich noch nicht darum gekümmert«, sage ich.
    Ein langer Augenblick Stille: die Maschine hält zweifellos Rücksprache mit ihrer Zentrale und holt sich Anweisungen aus dem Hauptprogramm von Conning Town. Schließlich sagt sie: »Sie werden aufgefordert, eine ordnungsgemäße Reservierung zu besorgen und sie innerhalb der nächsten vier Stunden frühestmöglich einem Monitor zu zeigen. Wenn Sie sich nicht daran halten, wird Ihr Visum gelöscht, und Sie werden sofort aus Conning Town verwiesen.« Aus den Tiefen der Maschine dringen ominöse Klicklaute. »Sie stehen jetzt unter Beobachtung«, erklärt sie.
    Von Fragen bedrängt, kehre ich hastig in die Buchhandlung zurück. Der Angestellte sieht mich ungern wiederkommen. Jeder, der Monitoren zu seinem Geschäft führt – ›Monitoren‹ heißen hier offenbar die Polizeimaschinen –, ist unwillkommen.
    »Können Sie mir sagen, wie ich das nächste anständige Hotel finde?« frage ich.
    »Sie werden keines finden.«
    »Keine anständigen Hotels?«
    »Keine Hotels. Jedenfalls keines, wo Sie ein Zimmer bekämen. Wir haben nur zwei oder drei Durchgangshäuser, und die Unterkünfte werden den regelmäßigen Pendlern Monate im voraus zugeteilt.«
    »Weiß der Monitor das?«
    »Natürlich.«
    »Wo sollen Fremde dann unterkommen?«
    Der Mann zuckt die Achseln.
    »Es gibt hier kein Strukturprogramm für Fremde als solche. Die regelmäßigen Pendler werden untergebracht. Unbefugte Eindringlinge gehören überhaupt nicht hierher. Sie stehen irgendwo dazwischen, denke ich. Es gibt keine legale Möglichkeit für Sie, die Nacht in Conning Town zu verbringen.«
    »Aber mein Visum –«
    »Trotzdem.«
    »Dann fahre ich wohl besser nach Hawk Nest.«
    »Es ist spät. Sie haben den letzten Zug versäumt. Es bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als hierz ubleiben, außer, Sie wollen versuchen, eine Grenze im Dunkeln zu Fuß zu überqueren. Das würde ich Ihnen nicht empfehlen.«
    »Bleiben? Aber wo?«
    »Schlafen Sie auf der Straße. Wenn Sie Glück haben, lassen die Monitoren Sie in Ruhe.«
    »In irgendeiner abgelegenen Gasse, nehme ich an.«
    »Nein«, sagt er. »Wenn Sie an einem abgelegenen Ort schlafen, werden Sie ganz sicher von Nachtbanditen aufgeschlitzt. Gehen Sie zu einer der bezeichneten Schlafstraßen. Inmitten einer großen Menschenmenge fallen Sie vielleicht nicht auf, obwohl Sie unter Beobachtung stehen.« Während er das sagt, geht er im Laden herum und trifft Vorbereitungen, ihn für die Nacht zu schließen. Er wirkt unruhig und verlegen. Ich ziehe meinen Stadtplan von Conning Town heraus, und er zeigt mir, wo ich hingehen soll. Der Plan ist offenbar schon einige Jahre alt; er korrigiert ihn mit gereizten Bleistiftstrichen. Wir verlassen gemeinsam das Geschäft. Ich lade ihn ein, mich als mein Gast in ein Restaurant zu begleiten, aber er sieht mich an wie einen Pestkranken.
    »Leben Sie wohl«, sagt er. »Viel Glück.«
7
    Allein, abgesehen von der Handvoll anderer Gäste, esse ich in einer schmutzigen, trüb beleuchteten Automaten-Cafeteria am Rande der Innenstadt zu Abend. Stumme Maschinen bieten mir dünne, scharfe Suppe, blasses, schwammiges Brot und einen klumpigen Eintopf mit undefinierbaren Brocken, wofür ich mit gelben Plastikmarken, der Währung von Conning Town, bezahle. Freudlos verlasse ich das Lokal und sehe am Westhimmel ein rötliches Glühen; es kann ein herrlicher Sonnenuntergang sein, oder auch ein Zeichen, daß Ganfield brennt. Ich halte Ausschau nach Monitoren. Meine vierstündige Gnadenfrist ist fast abgelaufen. Ich muß bald in einer Menschenmenge verschwinden. Zum Schlafen scheint es noch zu früh zu sein, aber ich bin nur einige Straßen von der Stelle entfernt, wo ich nach dem Vorschlag des Buchhändlers die Nacht verbringen soll, also gehe ich hin. Und das ist gut so: als ich sie erreiche – einen großen Platz, umgeben von grauen Gebäuden mit Schmuckfassaden –, sehe ich, wie sie sich schon mit Straßenschläfern füllt. Es müssen an die achthundert sein, Männer, Frauen, Familien, die sich in kleinen Pflastergevierten niederlassen, die offenbar nach irgendeinem Abstecksystem Nacht für Nacht mit Beschlag belegt werden. Immer mehr Menschen treffen ein, von den drei Zugängen zum Platz her, finden ihre Plätze, breiten Schaumpolster oder Kleiderbündel als ihre Matratzen aus. Es ist eine

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