Steine der Macht 2 - Die Zeitkorridore im Untersberg
konnte ja nicht wissen, was sich da unter der Wolkendecke befand. Für seinen Flug galt höchste Geheimhaltungsstufe, deshalb durfte er kein Risiko eingehen. Er schickte den Copiloten nach hinten, um den vier Wissenschaftlern die bevorstehende Landung anzukündigen. Eine Viertelstunde später leitete Wagner den Sinkflug ein. Beim Eintauchen in die Wolkenschicht hatte er, trotz seiner großen Flugerfahrung, doch ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Wenn sie der Wind auf den letzten zweihundert Meilen vom Kurs abgebracht hatte und die Wolken auf den Bergen in der Mitte der Insel auflagen, bestand die Möglichkeit, dass sie dort zerschellten. Wie erwartet verlief aber alles problemlos. Sie kamen fünfhundert Meter über dem Meer aus den Wolken heraus. Die Schaumkronen auf den Wellen verrieten einen starken Nordwind. Nach weiteren zehn Minuten kam Fuerteventura in Sicht. Der Leutnant steuerte das große Flugzeug nach Westen bis ans Ende der Insel. Der Landeplatz hob sich gut von der hellgrauen Schotterwüste ab. Ein paar weiß gestrichene, betongefüllte Benzinfässer markierten die Eckpunkte der Landebahn. Wagner flog ganz tief über das Flugfeld, er wollte sich so vom guten Zustand der Piste überzeugen und zudem seine bevorstehende Landung anzeigen. Eine vorherige Funkmeldung wäre wegen der Ortungsmöglichkeit ein zu großes Risiko gewesen. Er bekam ein Leuchtzeichen vom Platz, welches ihm ein gefahrloses Landen bestätigte. Zwei moderne Arado-Jagdflugzeuge standen etwas abseits der Piste unter Tarnnetzen. Sie waren zur Sicherheit auf Fuerteventura stationiert. Sollte ein alliierter Fernaufklärer zufällig den Stützpunkt entdecken, so würde er von den beiden Jägern abgeschossen werden, noch bevor er eine Meldung absetzen konnte. Wagner zog noch eine kilometerweite Linkskurve über den Atlantik. Dann ließ er die Landeklappen und das Fahrwerk ausfahren. Die Nase des Flugzeugs neigte sich etwas nach unten. Es war ein beeindruckender Anblick, als die mächtige JU 290 mit Mindestgeschwindigkeit in einer Höhe von nur wenigen Metern über dem Meer auf das Rollfeld zukam.
Leutnant Wagner setzte das große Flugzeug sanft auf den ersten einhundert Metern der Bahn auf. Die JU 290 zog eine riesige Staubwolke hinter sich her. Kurz vor dem Ende der Landebahn kam der Flieger sicher zum Stillstand. Die beiden Piloten nahmen ihre Kopfhörer ab.
Ein Opel-Blitz-Lastwagen der Wehrmacht und ein VW-Kübelwagen rollten auf das Flugzeug zu. Als Erstes wurden die Holzkisten mit der geheimnisvollen Fracht auf den LKW geladen.
Die vier Wissenschaftler saßen bereits in dem offenen Kübelwagen, der sich auf der holprigen Schotterstraße unmittelbar neben der Landebahn dahinquälte, als das Aufheulen der vier Motoren der JU290 zu hören war. Das bereits wieder aufgetankte Flugzeug stand schon startbereit am Ende der Rollbahn. Kapitän Wagner schob die Gashebel nach vor und ließ die Bremsen los. In einer Staubwolke brauste der stählerne Koloss an den Wissenschaftlern vorbei. Der Kübelwagen wurde vom Luftsog des großen Fliegers heftig durchgeschüttelt. Die JU290 hob unter ohrenbetäubendem Donnern ab und war bereits wenige Augenblicke danach in den dichten Wolken über dem Atlantik verschwunden.
Die Wissenschaftler im Kübelwagen und der LKW waren unterwegs zum Chalet Cofete. Der Weg führte über endlose Kurven und Schleifen durch eine trostlose Geröllwüste, nur etwas weiter rechts unten konnte man einen Teil des Meers ausmachen. Der kleine Lastwagen folgte dem Kübelwagen in kurzem Abstand. Nach einer halben Stunde erreichten sie eine Abzweigung, welcher sie in Richtung der Berge folgten. Die Schotterstraße führte in vielen Kehren auf eine Anhöhe hinauf. Am Scheitelpunkt hielt ein Posten die beiden Fahrzeuge an. Nach einer kurzen Überprüfung durften sie weiterfahren. Jetzt lag das Meer auf der linken Seite. Es war ein grandioser Anblick für die Wissenschaftler. Der aufgepeitschte Atlantik trieb lange Wellen an die endlosen Sandstrände am Fuße einer imposanten Gebirgskette.
»Sehen Sie sich das an!«, meinte Dr. Koch zum Professor, »Hier sieht es aus wie auf der Insel von Robinson Crusoe, da lässt es sich leben.«
»Warten wir es erst einmal ab, wie es uns in den Labors gehen wird. Die sollen ja unterirdisch in einer Lavahöhle untergebracht sein, da werden wir nicht viel von dieser eindrucksvollen Landschaft zu sehen bekommen. Hoffentlich ist es da unten nicht recht heiß. Hier auf den Kanarischen Inseln soll es
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