Steine der Macht 2 - Die Zeitkorridore im Untersberg
ausmachten, erreichten sie das Mövenpick-Hotel. »Sehen wir zu, dass wir an der Rezeption schnell einchecken und die Koffer in den Bungalow bringen lassen, dann bekommen wir im Hotelrestaurant noch etwas zu essen. Wir müssen uns doch noch stärken, bevor es morgen früh losgeht.«
»Das mit dem Stärken brauchst du nicht extra zu betonen, obwohl du ruhig einmal ein Abendessen auslassen könntest. Das würde deiner Figur guttun!«
Wolf hatte bereits geahnt, dass so eine Antwort kommen würde, aber er kannte auch Lindas Appetit auf arabische Köstlichkeiten. Und deshalb saßen die beiden kurz danach in friedlicher Eintracht im Restaurant bei einer Flasche Obelisk Rose.
Der nächste Tag sollte anstrengend werden. Früh am Morgen stiegen sie in ihren Kleinbus, in dem außer dem Fahrer noch ein Deutsch sprechender Guide auf sie wartete. Dennoch unterhielten sie sich mit ihm lieber auf Englisch, da sich sein Deutsch sehr in Grenzen hielt. Wolf und Linda besuchten nach einer Stunde Fahrtzeit kurz ein koptisches Kloster im Wadi Natrun mit sehr schönen alten Ikonen. Nach einer weiteren Stunde erreichten sie dann die imposante Hafenstadt Alexandria. Auf einer achtspurigen Straße ging es am Hafen entlang zur berühmten Bibliothek, welcher sie ebenfalls einen kurzen Besuch abstatteten. Dieses moderne, kreisförmige Bauwerk mit seinem Durchmesser von einhundertundsechzig Metern erinnerte an einen schräg abgeschnittenen Zylinder und hatte an der Granitaußenwand unzählige Schriftzeichen aus fünfhundert Kulturkreisen der ganzen Erde. Der Lesesaal bestand aus sieben Ebenen mit einer Fläche von mehreren Tausend Quadratmetern. Für einen Imbiss war in Alexandria keine Zeit, dafür gab es ein wenig später Mittagessen in El Alamein, in einem kleinen Restaurant in der Nähe des Soldatenfriedhofes. Am frühen Abend kamen sie im Marsa Matruh an. Ihr Hotel lag direkt am Strand.
»Morgen geht’s in die Wüste, möglicherweise bekommen wir dort dann keinen Wein mehr zum Abendessen, also lass ihn dir heute noch einmal schmecken.« Wolf hob sein Glas und prostete Linda zu. Den ersten Tag schien sie ganz gut überstanden zu haben.
»Ich bin schon neugierig, was uns Bard zu sagen hat. Wir werden ihm die Neuigkeit von Professor Cook erzählen, du weißt schon, die Geschichte von den zwei verschwundenen Leuten des Dr. Hamam in der Cheopspyramide. Der Bard wird staunen!«
»Ja und das vom General im Untersberg. Ich bin schon gespannt, was er dazu sagen wird.«
Der nächste Tag brachte nichts Besonderes. Es war eine eher eintönige Fahrt auf einer gut asphaltierten Straße durch die Wüste in Richtung Süden. Diesmal sollten sie ganz knapp an die libysche Grenze gelangen. Wolf und Linda waren solche Touren schon von vergangenen Jahren her gewohnt. Trotzdem faszinierte die beiden dann der Anblick, als sie am frühen Nachmittag die Oase Siwa mit ihren mehreren Hunderttausend Dattelpalmen erreichten. Siwa, in einer Depression am Rande der Großen Sandsee und fast zwanzig Meter unter dem Meeresniveau gelegen, war ein grünes Juwel inmitten von Salzseen und haushohen Sanddünen. »Das Hotel hab ich mir eigentlich gar nicht so komfortabel vorgestellt und auf ein Bad in diesem kristallklaren Wasser freue ich mich schon«, lächelte Linda, als die beiden das Siwa Paradise Hotel betraten. Mitten im kleinen Innenhof standen rings um einen natürlichen Pool dicke Palmen, deren riesige Blätter bis auf den Boden reichten.
»Wir sollen hier in der Oase beim Amun-Tempel nach Ahmed Kemal fragen, hat mir Bard geschrieben. Dem soll ich den schwarzen Stein mit dem Siegel, den ich am Lederband um den Hals trage, zeigen. Dann würde uns Kemal ein Geheimnis offenbaren. Aber das hat Zeit bis morgen«, meinte Wolf, als er an seinem Glas mit eisgekühltem Karkadeh nippte. »Ich bin gespannt, ob wir diesen Kemal überhaupt finden werden«, antwortete Linda.
Gleich nach dem Frühstück fuhren sie hinaus aus der Stadt an den Rand der Oase. Unzählige große Dattelpalmen spendeten auf den nicht asphaltierten Sandwegen angenehmen Schatten. Inmitten eines solchen Palmenhains lagen die Reste des ehemaligen Amun-Tempels. Linda war enttäuscht, kannte sie doch die wunderschönen Tempelanlagen von Oberägypten. »Das sieht mir aber eher nach Ruinenfragmenten aus als nach einem Tempel.«
Auch Wolf hatte sich den Amun-Tempel etwas anders vorgestellt und fügte hinzu: »Immerhin wurde hier Alexander der Große vor über zweitausend Jahren zum Pharao gemacht.«
Linda
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