Steine der Macht 2 - Die Zeitkorridore im Untersberg
Wolf hatte diesmal kein Auge für die paradiesisch anmutende Schönheit dieser Insel. Der nur wenige Minuten dauernde Ausflug mit General Kammler in die Zukunft gab ihm nachhaltig zu denken.
Nach seiner Rückkehr nach München fuhr er direkt zu Linda. Sie war gerade im Garten, als Wolf in die Einfahrt ihres Hauses bog. Er öffnete den Kofferraum. Linda staunte, als sie das Fass sah. Ein kleines Eichenfass mit einer eingebrannten Aufschrift vom Kloster Ettal und Jahrgang 1936.
»Eine schöne Kaurimuschel hab ich übrigens auch für dich. Schließlich war ich ja auf den Malediven, zwar nicht lange, aber immerhin.«
Als Linda anschließend die drei Zeitungen vom Kriegsende 1945 sah, staunte sie. Das war unfassbar, sie konnte es kaum glauben.
»Dann stimmt es also. Kammler ist wirklich am 28. April 1945 direkt nach Salzburg zum Untersberg gefahren! Nur so konnte er diese Lokalzeitungen überhaupt bekommen.«
»Warum sollte er uns auch etwas vormachen?«
»Ich hole dir jetzt einen Hammer vom Keller und dann werden wir dieses Fass öffnen, ich bin schon neugierig, wie ein siebzigjähriger Klosterbitter schmeckt.«
»Ich muss dich enttäuschen, das sind keine siebzig Jahre, der Likör ist nicht einmal zehn Jahre alt. Kammler hat ihn ja erst vor etwa drei Monaten aus dem Keller der Abtei geholt.«
»Im Übrigen, der Illuminat ist nicht der Einzige, der davon überzeugt ist, dass ich den Untersberg aktivieren könnte. Kammler glaubt ebenfalls an so etwas Ähnliches, deshalb hat er mich auch einen Blick in die Zukunft werfen lassen. Das sieht gar nicht gut aus. Obwohl ich das eigentlich gar nicht glauben kann.«
Wolf erzählte dann Linda, was er mit dem General an dem betreffenden Abend auf der Felsterrasse gesehen hatte.
»Weißt du, das klingt aber jetzt wirklich utopisch. Auch wenn ich das Phänomen mit der Zeitverlangsamung bereits selbst erlebt habe, so kann ich mir aber so einen Gang in die Zukunft kaum vorstellen.«
Wolf zuckte mit den Achseln.
»Wir waren ja schließlich einen Tag in der Mozart-Zeit. Das weißt du ja. Und wenn es in die Vergangenheit möglich ist, warum sollte es dann nicht ebenso in die Zukunft funktionieren?« Er schaute Linda dabei tief in ihre blauen Augen.
»Wer weiß, vielleicht werden wir beide einmal so einen Ausflug in die Zukunft machen können? So etwas müsste einfach fantastisch sein, wir könnten da etwas sehen, was noch gar nicht geschehen ist.«
Er berichtete Linda auch noch von der Warnung, welche er vom General erhalten hatte, und meinte dann: »Wir haben keinerlei Anhaltspunkte, wer da wirklich hinter diesem Geheimnis der Zeitkorridore her ist. Sind es die Illuminaten? Oder verbirgt sich hinter dem BVT noch etwas anderes? Vielleicht ist es auch eine ganz andere Gruppe, von welcher wir bisher noch gar keine Ahnung haben?« »Wir werden eben in Zukunft noch besser darauf achtgeben, wem wir was erzählen«, schloss Linda.
»Noch haben wir diesen ominösen Eingang in den Berg nicht gefunden und deshalb glaube ich kaum, dass jemand Informationen von uns haben will.«
Kapitel 23
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Oase Siwa
Eine Mail von Bard, dem Künstler aus der Oase Farafra, ließ Wolf aufhorchen. Noch nie hatte er von diesem eine Mail erhalten. Der bärtige Bard hatte ihn doch zuletzt zu Sheik Mohammed Abdul Jussuf in der Sidi-Oqba-Moschee in Kairouan geschickt. Und der Sheik hatte Wolf damals den Weg zum Berg der Bilder an der algerischen Grenze gezeigt. Dort hatte er dann auch den kleinen, steinernen Widderkopf und die Reliefs aus Feuerstein gefunden.
Was würde es diesmal sein, was Bard zu berichten hatte? Ungeduldig las Wolf die Nachricht am Computer.
Bard teilte ihm darin mit, dass er nach Siwa fahren sollte. Dort würde er vermutlich mehr zu den schwarzen Steinen des Osiris erfahren. Danach sollte er ihn noch in seinem Haus in der Oase Farafra besuchen. Es wäre ja nur ein kleiner Umweg von einigen Hundert Kilometern durch die große Sandsee, wie die Wüste dort hieß.
Siwa war eine der berühmtesten Orakelstätten des Altertums. Die Oase lag über dreihundertfünfzig Kilometer von der Mittelmeerküste entfernt in der ägyptischen Wüste an der libyschen Grenze. Zudem vermutete man dort auch die Grabstätte von Alexander dem Großen.
Wolf wusste, dass es im Sommer, wenn Linda Ferien hatte, für eine Fahrt nach Siwa zu heiß sein würde. Temperaturen von beinahe fünfzig Grad ließen eine Reise zu dieser Zeit nicht gerade attraktiv erscheinen. Er wusste aber auch, dass es in diesem Jahr
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