Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
nichts“, sagte Wolf, „dann fahren wir eben zum Anfang.“
„Wie meinen Sie das?“, fragte Obersturmbannführer Weber. „Zu welchem Beginn sollen wir fahren? Ich verstehe Sie nicht ganz.“
Wolf schüttelte den Kopf. „Nein, ich meine den Gasthof Kugelmühle, der liegt direkt auf unserem Heimweg. Am Ende der Almbachklamm ist das Gasthaus von Anfang.“
Silvia musste leise lachen und sagte zu den SS-Leuten: „Ende und Anfang, lassen Sie sich nicht durcheinanderbringen, Wolf kennt den Wirt, der heißt Friedl Anfang, und sein Gasthof Kugelmühle liegt eben wirklich am Ende der Almbachklamm.“
„Almbachklamm?“ Der General schaute nachdenklich. „Von dieser Schlucht hat schon einst der Führer gesprochen. Dort sollen sich auch früher schon mystische Dinge ereignet haben.“
„Das ist leicht möglich“, meinte Wolf. „Auch Linda und ich haben dort in der Nähe schon außergewöhnliche Erlebnisse gehabt. Aber ich glaube, solche Sachen geschehen hier um den gesamten Untersberg.“
Mittlerweile waren die vier unten im Tal an der Hauptstraße, die von Berchtesgaden bis Salzburg führte, angelangt, und Wolf bog links über die Brücke zum Gasthof Kugelmühle ein. Das glasklare Wasser der Königseeache hatte eine wunderschöne grünblaue Farbe, und ein Fischreiher stand regungslos am Rand des plätschernden Flusslaufes.
„Sie können das Chronoskop ohne Bedenken im Wagen liegen lassen“, sagte Wolf zu Weber, als sie am Parkplatz des Gasthofes angekommen waren. „Wir werden uns draußen unter die Kastanienbäume setzen, so haben wir direkten Sichtkontakt zum Auto.“
Als sie vom Wagen über die kleine Holzbrücke zum Gasthof gingen, kam ihnen bereits Friedl, der Wirt, entgegen. Er begrüßte Wolf und Silvia.
Der General und der Obersturmbannführer wurden schlicht und einfach als „alte Freunde“ vorgestellt. „Hier unter den Sonnenschirmen habt ihr es schön schattig“, sagte der Wirt und führte die vier zu einem Tisch im Gastgarten.
Wolf bestellte für alle gebratene Bachforelle mit Kartoffeln. Für die SS-Leute gab es ein helles bayrisches Bier dazu. Silvia wollte lieber einen Johannisbeersaft mit Mineralwasser.
Das Essen schmeckte den Gästen aus der Vergangenheit vorzüglich, und Wolf begann von den Geschichten über unbekannte Flugobjekte am Untersberg, die schon etliche Leute gesehen haben wollten, zu erzählen.
Wohlweislich sagte er aber nichts von seinem Erlebnis mit Linda, als er mit ihr durch die Hologrammhöhle beim dunklen Felsen hindurchgegangen war und auch zwei solche Flugscheiben gesehen hatte.
Der General drehte sich kurz um und schaute, ob auf den Nachbartischen auch niemand mithören konnte. Dann begann er mit etwas gedämpfter Stimme:
„Wie Sie ja bereits sicher wissen, oblag mir in den letzten Jahren nicht nur die Entwicklung der V2-Raketen und der unterirdischen Forschungsstätten. Wir hatten in Pilsen und in Thüringen auch geheime Laboratorien, in denen wir mithilfe von außerhalb Geräte herstellen konnten, die es bisher nicht gegeben hat und auch bis heute noch nicht gibt.“
„Was meinen Sie mit ‚Hilfe von außerhalb‘?“, unterbrach Wolf den General.
„Das tut momentan nichts zur Sache. Darüber möchte ich mit Ihnen noch nicht sprechen. Vielleicht später, wenn es so weit ist“, war die kurze Antwort von Kammler. Dann fuhr er fort:
„Diese Geräte, welche unter den Code-Namen ‚Laternenträger‘, ‚Chronos‘ und ‚Glocke‘ in die Geschichte eingingen, von denen aber kaum einer wusste, worum es sich wirklich handelte, versetzten uns in die Lage, die Gravitation und auch die Zeit zu verändern. Der Energiekonverter, den Sie bei uns in der Station bereits gesehen haben, ist nur ein kleines Nebenprodukt unserer Arbeiten. Anfangs waren die Geräte nur in der Lage, die Schwerkraft aufzuheben, dann erzeugten wir damit auch Zeitphänomene, und schließlich wurden Fahrzeuge gebaut, mit denen man durch den Raum und durch die Zeit reisen konnte. Dies alles gelang uns in Zusammenarbeit mit den Leuten der ehemaligen Thule-Gesellschaft, den antriebstechnischen Werkstätten, wie wir sie später nannten. Diese Leute hatten Kontakte, mit deren Hilfe sie uns den Bau dieser Fahrzeuge erst ermöglichen konnten. Damals, in unserer ersten Euphorie, erprobten wir diese Flugzeuge, die wir aufgrund der außergewöhnlichen Fähigkeit, die Gegenwart zu verlassen, auch ‚Jenseitsflugmaschinen‘ nannten. Unsere Piloten flogen damit bis zu fünfzig Jahre in die
Weitere Kostenlose Bücher