Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
noch einiges geschehen. Aus den Tiefen deiner Vergangenheit wirst du mit etwas konfrontiert werden, was du nicht für möglich gehalten hättest, und es wird mit der Qualität der Farbe Grün zu tun haben. Meiner Meinung nach wird dir das bei deiner Suche sehr behilflich dein.“ Auch damit konnte oder wollte Wolf nicht viel anfangen. Er lenkte deshalb das Gespräch auf belanglosere Themen, und nach längeren Diskussionen bedankte er sich bei dem Geistlichen und verließ ihn wieder.
Kapitel 4
Das Mädchen aus der Vergangenheit
Da Linda dieses Mal nicht mit Wolf auf Entdeckungsreise gehen würde, weil sie mit ihren Freundinnen einen Osterurlaub auf Mallorca gebucht hatte, musste er sich damit abfinden, alleine nach Gran Canaria zu fliegen. Wolf war ohnehin ein Einzelgänger, und er hatte ja schon einige seiner Fahrten ohne Begleitung bewältigt. Ein bisschen traurig war er zwar schon, denn ohne Linda und ihre treffenden Bemerkungen würde es diesmal sicherlich nicht so spannend wie sonst werden. Und für die obligatorische Wasserflasche würde er nun selber zuständig sein.
Er musste zuvor nur noch auf das Telefonat warten, das ihm das Treffen mit dem General ankündigen würde.
Aber es kam anders. Und zwar sehr viel anders, nämlich so, wie es ihm der alte Priester prophezeit hatte.
Er saß gerade im Büro seiner Firma und arbeitete Angebote aus, als das Telefon klingelte.
„Hallo, grüß dich, ich bin es, Silvia.“
Wolf musste zweimal hinhören. Wer war die Dame am Telefon mit ihrer jugendlichen Stimme?
Er hatte eigentlich nur eine Silvia gekannt, und das war vor vierzig Jahren gewesen.
Die Stimme am Telefon sprach weiter: „Ich wollte mich bei dir für die beiden Bücher bedanken, die du mir geschickt hast.“
Er war wie vom Blitz getroffen. Ja, das war Silvia, seine Jugendfreundin, mit der er vor langer Zeit zwei schöne Jahre verbracht hatte.
Die Freundschaft war aber damals nach diesen zwei Jahren in die Brüche gegangen, weil er sich zu sehr an das damals erst neunzehnjährige Mädchen geklammert hatte. Die braunhaarige Silvia war Widder im Sternzeichen und deshalb naturgemäß auch recht freiheitsliebend. Wolf kannte Silvias Bruder Peter ebenfalls von früher und hatte auch beruflich weiterhin Kontakt mit ihm gehabt. Im Laufe der Jahre hatte er ihn bisweilen nach seiner Schwester gefragt. Doch die erhaltenen Informationen waren spärlich gewesen. Wolf hatte nur soviel erfahren, dass sie erst viele Jahre später drei Kinder bekommen hatte. Er selbst hatte sie aber nie wieder getroffen. Und nun, nach dieser sehr langen Zeit, rief sie einfach bei ihm an. Er hatte eine Weile gebraucht, um das zu realisieren.
Das Telefonat entwickelte sich zu einem ausführlichen Gespräch von über einer Stunde, und es schien ihm, als hätte er erst vor vierzehn Tagen das letzte Mal mit ihr gesprochen. Ihre Stimme, ihre Ausdrucksweise, alles war so wie vor einem halben Leben.
Sie vereinbarten ein Treffen. Es sollte im alten Gasthof stattfinden, dort, wo sich Wolf auch schon einige Male mit dem General und dem Obersturmbannführer getroffen hatte.
Als er schließlich zu ihrem Haus fuhr, um sie abzuholen, wäre er vor lauter Neugier fast geplatzt. Wie würde sie aussehen nach all den Jahren? Würde sie lange oder kurze Haare tragen? Unendlich viele Fragen gingen ihm durch den Kopf, als er mit seinem Wagen vor ihrem Gartentor stehen blieb. Und dann stand sie plötzlich vor ihm! Sie sah aus wie früher. Freilich war auch sie inzwischen älter geworden, aber die Figur, das Gesicht und ihre Stimme kamen ihm so vor wie damals vor vierzig Jahren.
Ja, das war die Silvia, mit der er vor Jahrzehnten schon so viel unternommen hatte und die ihn in seiner Jugend fast um den Verstand gebracht hatte.
Sie trug ein elegantes Kostüm und sah darin wie eine echte Lady aus.
Nachdem sie zu ihm in den Wagen gestiegen war, nahm er vorsichtig ihre Hände in die seinen, schaute sie an und sagte leise zu ihr: „Silvia, bist du es wirklich? Ich habe nie im Leben damit gerechnet, dich je wiederzusehen.“
Auch Silvia schien sich darüber zu freuen, ihren alten Jugendfreund nach so langen Jahren wieder getroffen zu haben.
Auf der Fahrt zum alten Gasthof hielten sie sich immer wieder an der Hand wie zwei Teenager beim ersten Treffen.
Sie hatten sich so viel zu erzählen, und das Abendessen verging wie im Flug.
Als sie später dann in Wolfs Wohnung kamen, nahm er sie in die Arme. Es bedurfte keiner Worte. Silvias Augen sagten mehr, als
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