Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
sie auszudrücken vermochte. Sanft strich Wolf über ihr braunes Haar und berührte zärtlich ihre Lippen, um sie gleich danach mit ungestümen Küssen zu bedecken. Er drückte sie an sich und flüsterte ihr leise ins Ohr: „Danach habe ich mich seit einer halben Ewigkeit gesehnt. Es ist für mich, als ob heute fünf Mal Weihnachten auf einmal wäre. Ich freu mich so sehr, dich wiederzusehen, das kannst du dir gar nicht vorstellen.“ Anstatt zu antworten, zog sie seinen Kopf zu sich und küsste ihn.
Wolf konnte in dieser Situation kaum mehr einen klaren Gedanken fassen, dennoch erinnerte er sich daran, was der alte Priester damals vor Monaten im Pfarrhaus zu ihm gesagt hatte: „Aus den Tiefen deiner eigenen Vergangenheit wirst du mit etwas konfrontiert werden, was du nicht für möglich gehalten hättest …“
Die beiden hatten sich noch sehr viel zu erzählen, und es war fast zwei Uhr früh, als er Silvia wieder nach Hause brachte.
Eine Woche später, beim zweiten Treffen, berichtete ihr Wolf dann von seinem Vorhaben, in Kürze nach Gran Canaria zu fliegen, um sich dort nach der geheimnisvollen Insel „San Borondon“ zu erkundigen.
„Wenn du Zeit und Lust hast, würde ich dich gerne dorthin mitnehmen“, sagte er zu ihr. Silvia wusste zwar in dem Moment nicht so recht, was sie dazu sagen sollte. Aber als sie Wolfs treuherzigen Hundeblick sah, ließ sie sich überreden und willigte schließlich doch ein.
Sie würde ihn begleiten, obwohl sie eigentlich immer eine gewisse Abneigung gegen das Fliegen gehabt hatte. Vor vielen Jahren war sie nur wenige Male mit dem Flugzeug unterwegs gewesen und wunderte sich jetzt über sich selbst, dass sie Wolf ohne Weiteres zugesagt hatte.
Rasch buchte er gleich am nächsten Tag noch einen zweiten Flug und rief dann bei ihr an. „Wir werden vermutlich in einer Woche von München aus fliegen. Bitte frage mich jetzt nicht, warum gerade von München aus und warum ich dir den genauen Termin noch nicht sagen kann. Ich habe nämlich zuvor noch etwas am Untersberg zu erledigen, und ich weiß beim besten Willen nicht, wie lange das dauern wird und vor allem, wann ich wieder zurück sein werde. Später, wenn wir genügend Zeit dafür haben, kann ich dir dann alles erklären. Stell dich aber darauf ein, dass ich dich in etwa einer Woche abholen werde.“
Wolf wollte ihr die ganze Geschichte mit dem General und der Station im Untersberg jetzt noch nicht in allen Details erzählen. Möglicherweise wäre sie mit diesen so unglaublichen Geschehnissen arg überfordert. Zu einem späteren Zeitpunkt würde er ihr dann alles behutsam erklären.
Und er würde dazu sicher viel Zeit brauchen.
Kapitel 5
Das Geheimnis der blauen Kristalle
Die Tage vergingen rasch, und Wolf wartete schon mit Spannung auf einen Anruf, welcher ihm den nächsten Termin für ein Treffen mit dem General ankündigen würde. Immer wieder hatte er das alte Mobiltelefon beobachtet, das er sich eigens für die Kommunikation mit den Leuten im Berg besorgt hatte. Er musste auch aufpassen, dass der Akku dieses Telefons stets geladen war. Endlich war dann eine kurze SMS auf dem Display des Wertkarten-Handys. Sie kam von Obersturmbannführer Weber, welcher mittels eines einfachen Codes den Zeitpunkt und den Ort der Zusammenkunft bekannt gab. Wie schon einige Male in den vergangenen Jahren lag auch jetzt noch reichlich Schnee an den steilen Felsflanken des Untersberges. Wolf wusste vom letzten Treffen her, dass ihm der General etwas Wichtiges erzählen wollte. Wahrscheinlich würden sie auch dieses Mal wieder in die Station im Berg hineingehen. Das könnte aber für Wolf einen Zeitverlust von einigen Tagen bedeuten, auch wenn sein Aufenthalt in der Station nur wenige Minuten dauern würde. Nun, er hatte ja auch dieses Mal wieder ein Ticket mit offenem Hinflugdatum gebucht, damit er wahrend des Besuchs beim General einen Vorwand für seine Abwesenheit hatte. Dieses Mal sollten es ja die Kanarischen Inseln sein, und Wolf konnte noch gar nicht ahnen, wie treffend seine Wahl gerade jetzt sein sollte.
Der Obersturmbannführer wartete bereits, wie ein Tourist gekleidet, alleine beim Marmorbrunnen vor dem alten Gasthof. Wolf stellte seinen Wagen gleich daneben auf dem kleinen Parkplatz ab. Er begrüßte Weber, und sie machten sich zu Fuß auf den Weg zur Station. Es war bereits dämmrig, als die beiden den Waldrand am Fuß des Berges erreichten. Wie schon früher musste sich Wolf wieder die schwarze Augenbinde anlegen lassen,
Weitere Kostenlose Bücher