Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
und Minuten später waren sie bereits im Inneren des Untersberges.
Als ihm das Tuch abgenommen wurde, stand General Kammler schon neben ihm und begann ohne Umschweife:
„Zwei Dinge möchte ich Ihnen heute zeigen, welche Ihnen dabei helfen könnten, die Hintergründe des Geheimnisses dieses Berges zu erkunden.“
Wolfs Augen gewöhnten sich rasch an das schwache Licht im Zugangsstollen der Station, während ihn der General zum Mitkommen aufforderte. Nach zwanzig Metern betraten sie durch ein großes, eisernes Tor einen Seitenstollen, in welchem sich eine Art Betonwanne mit etwa drei Metern Durchmesser befand. Sie war durch einen gewölbten, runden Kupferdeckel nach oben hin verschlossen. Ein ganz leises Summen war zu hören. Wolf berührte den Deckel, der sich lauwarm anfühlte. Auf der linken Seite des Betonrands der Wanne konnte man große Isolatoren sehen, von denen armdicke Kabel wegführten, die wiederum in metallenen Rohren in der Stollenwand verschwanden. Außer einem Lichtschalter war in diesem Raum sonst nichts zu sehen. Keine Kontrollinstrumente, Hebel oder Knöpfe.
„Was ist das für ein Gerät?“, fragte er den General.
„Das hier ist unser Energieraum“, antwortete ihm der General, während er staunend vor dem für ihn unbekannten Gerät stand. „Sie haben mich doch bei Ihrem letzten Besuch in der Station gefragt, woher wir hier drinnen unseren Strom beziehen.“ Kammler deutete auf den Apparat in der Ecke des Raumes.
„Mit diesem Stromerzeuger könnte man ohne Weiteres ein ganzes Dorf mit Elektrizität versorgen. Vielleicht kann ich Ihnen, wenn die Zeit reif dafür ist, die Konstruktionsweise des Generators erklären. Er arbeitet absolut ohne Zufuhr einer herkömmlichen Energieform.“
Wolf war verblüfft. So einfach sollte es also sein, Energie quasi aus dem Nichts zu erzeugen!
Dem General war Wolfs Staunen natürlich nicht entgangen, und er fügte ergänzend hinzu:
„Das Gerät arbeitet übrigens auch reibungs- und abnützungsfrei. Es muss nur ein einziges Mal gestartet werden, dann läuft es sozusagen von selbst.“
„So etwas sollte doch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Man bräuchte keine Atomkraftwerke mehr, Unmengen von Erdöl könnten eingespart werden, und auch die Luftverschmutzung hielte sich in Grenzen. Das würde die Welt revolutionieren …“ Der General unterbrach Wolf: „Ja, das gäbe nicht nur eine Revolution, sondern einen Aufstand, der einem Krieg gleichkommen würde. Glauben Sie, dass die Ölkonzerne, die Atomlobby und all die anderen, die im Energiesektor Macht ausüben, sich das bieten lassen würden? Nein, ich bin sicher, wenn wir Ihnen die Funktionsweise dieser Maschine jetzt genau erklären würden und irgendetwas davon an die Öffentlichkeit gelänge, dann wären Sie keine zwei Tage mehr am Leben. So etwas würde die Macht der Herrschenden auf ein Minimum einschränken.“
Ja, das leuchtete Wolf ein, und er fragte: „Heißt das, diese Art von Energieerzeugung bleibt der Menschheit für immer verwehrt?“
„Nein“, antwortete der General, „wir bewahren diese Technik und auch andere Dinge für die Zukunft auf, die bereits jetzt schon begonnen hat. Einige wichtige Änderungen noch, dann ist es soweit, aber ich glaube, dass es die Leute in Ihrer Gegenwart bereits spüren. Diese technischen Errungenschaften werden für die Menschheit und die Natur große Erleichterungen bringen. Vorher wird es jedoch noch eine Umwälzung geben, die es abzuwarten gilt.“ Wolf blickte den General nachdenklich an.
„Aber kommen Sie jetzt, wir sollten uns beeilen. Sie wissen ja, dass die Zeit für Sie hier drinnen dreihundert Mal rascher vergeht als in der Außenwelt.“
Wolf wusste sehr wohl, was der General meinte, und sah auf seiner Armbanduhr, dass bereits acht Minuten vergangen waren, seit er die Station betreten hatte.
„Das, was ich Ihnen heute zeigen möchte, kann ich am besten vor der Station tun. Lassen Sie uns nach draußen gehen.“
Wolf wunderte sich, dass ihm dieses Mal nicht das dunkle Tuch über die Augen gebunden wurde. Sie kamen zu einer kleineren Tür, die Obersturmbannführer Weber öffnete. Grell schien das Tageslicht herein. Draußen musste es gerade Mittag sein, schlussfolgerte Wolf und hielt sich die Hand über die Augen, da ihn die Sonne stark blendete. Aber es war doch gegen neunzehn Uhr gewesen, als er in die Station gekommen war. Also war das hier wieder eine Zeitverschiebung! Sie befanden sich auf einem kleinen Felsplateau,
Weitere Kostenlose Bücher