Steine der Macht (German Edition)
eingelassen, mit dir auf diese Insel zu fliegen.“
„Wenn die hier damals vor Kriegsende so eine aufwendig gebaute Station hatten, dann gab es bestimmt mehrere Ausgänge. Wir gehen jetzt einfach weiter. Schau, dort vorne geht es nach rechts.“ Und deutete dabei auf eine, im Licht der Taschenlampe kaum sichtbare Abzweigung. Sie mussten nur ein paar Meter gehen, da standen sie wieder vor einer Wendeltreppe, gleich der oben bei der Villa Winter. „Keinen Schritt mache ich mehr, ich gehe da nicht hinunter, wer weiß, wo wir da noch hinkommen. Ich werde lieber an die Betonziegelwand klopfen, vielleicht hört uns irgendwer.“
„Ich halte das für Kräfteverschwendung, womit willst du eigentlich klopfen, mit den Händen? Glaub mir, es gibt sicher noch einen anderen Ausgang.“ Linda hatte mittlerweile ihre Taschenlampe auch wieder angeschaltet. Er ging zur Wendelstiege, auch hier konnte er mit seiner starken Lampe das untere Ende nicht sehen. Widerwillig folgte ihm Linda. Noch einmal waren es über einhundert Stufen, als sich ihnen, unten angekommen, eine große Naturhöhle auftat. Doch auch hier war es ähnlich wie oben in der Lavahöhle mit den vielen Türen. Von Ferne hörten sie ein leises Rauschen oder Plätschern. Sie folgten dem einzigen Weg. „Das Meer, das ist das Meer!“, rief Wolf. „Tief genug müssten wir in der Zwischenzeit schon heruntergestiegen sein, so an die einhundert Meter Höhenunterschied.“ Das Rauschen wurde zunehmend lauter und Linda glaubte bereits, das Meerwasser zu riechen. Ein kleiner Gang zweigte nach rechts ab. Wolf ging aber geradeaus weiter, dem Geräusch des Wassers folgend. Nach einer Minute mündete der Stollen in eine Art riesige Lavahöhle mit einer Kaimauer wie ein unterirdischer, kleiner Hafen. Im schwachen Licht ihrer Lampen konnten sie rechts an der Betonmauer ein altes U-Boot sehen. Das Boot war mit dicken Stahltrossen an die Mauer gebunden. Zwischen Schiff und Beton waren starke Holzbohlen, oder zumindest die Reste davon, zu sehen. Das U-Boot schwamm noch, und das nach fünfundsiebzig Jahren.
„Das ist einer der Ausgänge“, meinte Wolf, „das Boot ist hier ja auch hereingefahren, also muss es da auch einen Ausgang geben.“
„Ja, aber falls du es noch nicht bemerkt hast, das ist ein U-Boot und U-Boote fahren auch unter Wasser. Wir können aber, sollte der Ausgang tatsächlich noch intakt sein, nicht so weit tauchen. Wahrscheinlich ist der Unterwasserkanal hier in diese Höhle herein aber ohnehin versandet. Wir müssten ja sonst einen Lichtschimmer sehen.“
„Das vermute ich auch, das Wasser hier ist viel zu ruhig, deshalb ist auch das Boot noch schwimmfähig.“
„Schau, Linda! Da vorne, dreh deine Lampe aus!“ Wolf zeigte auf einen kleinen Lichtstrahl, welcher am Ende des U-Bootes auf das Wasser fiel.
„Woher kommt das?“ Linda schöpfte jetzt wieder etwas Hoffnung.
„Siehst du die Eisenleiter dort hinten an der Wand? Die verschwindet nach oben in einer Öffnung an der Höhlendecke über dem Wasser. Das könnte eine Art Notausgang sein. Von dort oben kommt das Licht he-rein. Wir müssen uns also direkt unterhalb des Strandes befinden.“
„Ja, aber die unteren Stufen der Eisenleiter sind vom Salzwasser zerstört worden. Erst weiter oben sehen sie wieder so aus, als ob sie in Ordnung wären.“
„Du hast recht, dann versuchen wir es eben vom Boot aus, es ist hoch genug.“
„Wie sollen wir vom Boot zu der Leiter rüberkommen? Das sind mindestens zwei Meter.“
„Wir nehmen den Steg hier“, Wolf deutete auf den an der Mauer liegenden Übergang zum U-Boot. Sie legten das Teil auf das Boot, kletterten hinüber und trugen die kleine Brücke an das Heck des Schiffes. Sie war gottlob nicht schwer und Wolf konnte sie mit Schwung auf einem intakten Bügel der Leiter aufstützen. „Ich halte jetzt das Ding und du kletterst hinüber und steigst gleich die Leiter hoch.“
Linda war das nicht ganz geheuer und etwas zaghaft kroch sie den Steg schräg nach oben, hinauf zur Leiter. In diesem Moment bewegte sich das schwere Boot einige Zentimeter zurück, der Steg schwankte, Linda taumelte, rutschte auf dem glatten Holz nach hinten. Sie schrie kurz auf und fiel die drei Meter hinunter ins pechschwarze Wasser.
Wolf musste den Übergang festhalten, damit dieser nicht auch noch ins Wasser fiel und die inzwischen wieder aufgetauchte Linda traf.
Sie schwamm im fahlen Licht von Wolfs Lampe am dunklen Rumpf des U-Bootes entlang zurück zur Kaimauer. Dort
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