Steine der Macht (German Edition)
verbundene Trinkgeld freuen. Aber viel würde da sicher nicht zu sehen sein. Es kämen zwar immer wieder Touristen hierher, um sich dieses Relikt aus der NS-Zeit anzusehen. Es soll inzwischen zu einer Attraktion für die Urlauber, welche mit organisierten Jeep-Safaris in diese Gegend kommen, geworden sein. Auch kursieren -geheimnisvolle Gerüchte rund um die Villa. Aber das wären halt nur Erzählungen, mehr nicht. Wolf bezahlte, der Kellner machte den Tisch sauber und die beiden gingen nach draußen. Eine starke Böe wirbelte den Staub auf dem Platz vor der Bar auf. Wolf blickte sich beim Einsteigen in den Wagen nochmals um: „Das Windrad auf halber Höhe des Hügels hinter der Bar, das ist tatsächlich für die Stromversorgung der Hütten hier. Aber das große Landhaus am Berg drüben, woher hatten die Leute damals dort den Strom in dieser abgelegenen Gegend?“ Er wendete den Landrover und fuhr den schmalen Schotterweg in Richtung der alten Villa. Es sollten noch etwa eineinhalb Kilometer sein. Der ziemlich holprige Weg wurde kurz vor dem Anwesen noch etwas schlechter und steiler. Wolf schaltete auf den ersten Gang zurück. Das Landhaus, die Villa Winter, sah wirklich beeindruckend aus. Am großen runden Turm an der linken Seite des Gebäudes zeigten sich aber schon die Spuren der Zeit. An einigen Stellen war der weiße Verputz bereits heruntergefallen. Immerhin war ja dieses Haus schon über siebzig Jahre alt. Sie ließen den Wagen vor dem Eingangstor stehen und sahen schon von Weitem die alte Spanierin, von welcher der Kellner in der Bar von Cofete erzählt hatte. Rosa werde sie genannt, obwohl das eigentlich gar nicht ihr richtiger Name sei, hatte er gesagt. Mit zehn Euro Trinkgeld sollte der Eintritt samt Führung eigentlich gesichert sein, dachte Wolf und gab der Alten einen Geldschein in die Hand. Die Frau, sichtlich erfreut, zeigte sich danach auch sehr gesprächig, aber eben nur auf Spanisch, wobei Wolf und Linda natürlich nichts von alledem verstanden. Sie war recht freundlich und führte die beiden überall im Haus he-rum, wobei Wolf im Erdgeschoss des Turmes eine große, alte Elektroschalttafel mit Sicherungen auffiel. Aber woher sollte damals der Strom dafür gekommen sein? Vermutlich war hier früher einmal irgendwo ein Dieselgenerator installiert gewesen, der mittlerweile wieder entfernt worden war. Die schwere Eisentüre im Kellergeschoss, von der Kammler erzählt hatte, hatten sie auch bald entdeckt, aber Rosa bedeutete ihnen, dass sie keinen Schlüssel dafür hätte. Wolf hatte einige Erfahrung mit Schlössern und fragte, ob er versuchen dürfe, die Türe aufzuschließen. Da Rosa offensichtlich nichts dagegen hatte und die beiden in dem Kellergang allein ließ, machte sich Wolf daran, mit einem Sperrhaken, welchen er immer in seinem Flugkoffer mit dabei hatte, das alte Türschloss zu öffnen. Linda war erstaunt, als er nach wenigen Minuten tatsächlich die Türe offen hatte. Er leuchtete mit seiner kleinen Taschenlampe hinein.
„Da drinnen ist eine Wand aus Ziegeln, der Eingang ist zubetoniert“, sagte Wolf sichtlich enttäuscht.
Sie stiegen wieder nach oben und trafen draußen auf Miguel, den älteren Bruder von Rosa.
„Ich werde versuchen, ob ich von ihm erfahren kann, ob es da noch anderswo hinein in den Berg geht“, meinte Wolf und ging mit Miguel auf dem kleinen Platz über der Villa. Ein furchteinflößender Kettenhund bellte und fletschte wütend die Zähne, doch als er Miguel sah, beruhigte er sich rasch. Der Spanier ging zu einer Art Hütte und führte Wolf hinein. Im Halbdunkel konnte man einen verrosteten Schachtdeckel am Boden erkennen. Miguel deutete mit der Hand nach unten. Der Deckel war leicht zu öffnen, Wolf hob ihn an und sah eine Leiter nach unten.
„Ich glaube, ich habe jetzt einen Eingang gefunden“, sagte er zu Linda, nachdem er wieder zurück am Weg beim Landrover angelangt war.
Einfach hineingehen konnten sie jetzt nicht, nein, sie mussten die alte Spanierin und ihren Bruder ablenken. Sie gingen wieder in die Villa und fragten Rosa, welche im Innenhof unter einer Bananenstaude saß und strickte, ob sie nach Cofete mitfahren wolle. Freudig nickte die Alte und rief ihren Bruder. Auch Miguel wollte mitfahren und sie stiegen in den Wagen. Wieder an der Bar angekommen, ließen sie die beiden dort aussteigen, sagten ihnen, dass sie noch hinunter zur -Playa, ans Meer, fahren würden, und verabschiedeten sich. Wolf fuhr auch wirklich den Weg zum Strand. „Wir werden
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