Steine der Macht (German Edition)
den Wagen hier unten stehen lassen und den einen Kilometer zurück zu Fuß gehen. So merkt dann keiner, wenn wir uns in dem Schacht unter dem Einstieg etwas umsehen.“ An einem kleinen, mit einer Mauer umzäunten Friedhof, direkt am Sandstrand, stellten sie den Landrover ab. Linda nahm noch eine Wurst, welche sie als Jause bei der Tankstelle gekauft hatte, mit. „Die ist für den Hund, damit er uns in Ruhe lässt!“
Wolf nahm noch seinen Pilotenkoffer und es dauerte nicht lange, da waren sie auch schon wieder hinter der Villa Winter, vor dem Platz mit der Hütte. Der Hund bellte anfangs zwar, aber als ihm Linda die Wurst zuwarf, wurde er friedlich und ließ die beiden vorbei-gehen. Jetzt standen die zwei vor dem Schachtdeckel.
„Steig du als Erste hinunter, ich klappe den Deckel hinter uns wieder zu, dann wissen die Alte und ihr Bruder, wenn sie wiederkommen, gar nicht, dass wir überhaupt hier hineingestiegen sind. Sie werden uns ohnehin am Strand unten vermuten.“
Kapitel XXIX – Die Lavahöhle
Es waren nur einige Meter bis zum Boden. Unten angekommen holten sie sich ihre Stirnlampen aus dem Flugkoffer. Mit gemischten Gefühlen folgte Linda Wolf in die Finsternis. Ein kurzer Gang führte einige Meter bergwärts und mündete in eine Art sauber betonierter Halle, in welcher ein großer Dieselgenerator stand. Die grau lackierte Maschine war optisch in einem erstaunlich guten Zustand. Kaum zu glauben, dass dieser Generator schon über siebzig Jahre hier stehen sollte. Sogar Öl war noch in den Schaugläsern, oben am Generator. Rechts am Ende des Raumes ging es in einen höhlenartigen Gang über viele Gitterroststufen immer tiefer nach unten. Es musste früher eine Beleuchtung in diesem unterirdischen System gegeben haben, was sauber verlegte Stromleitungen, vereinzelte Scheinwerfer und Schalter an den Wänden belegten. Im fahlen Schein ihrer Lampen erreichten sie schließlich eine Wendeltreppe, welche in einem großen Schacht hinunterführte, dessen unteres Ende sie selbst mit Wolfs starker Handlampe nicht ausmachen konnten. Sie gingen weit über einhundert Stufen diese Wendelstiege hinunter, als sich der Schacht plötzlich zu einer gewal-tigen Lavahöhle erweiterte. Endlich unten angekommen, sahen sie auf der linken Seite einige verschlossene Türen in betonierten Stolleneingängen. Der Armband-Strahlungsmesser von Wolf piepste und signalisierte damit eine deutliche Zunahme der Radioaktivität. Nach rechts ging ein gemauerter, offener Stollen, so wie ihn Kammler beschrieben hatte.
„Na, was sagst du jetzt? Alles so, wie es der General gesagt hat.“ Nachdem sie ungefähr zwanzig Meter weitergegangen waren, mündete der Gang in einen großen Raum, in welchem sich tatsächlich die plattenförmigen, hervorstehenden Türchen wie Schließfächer an der linken Seite befanden. „Dann wollen wir jetzt das Postfach mit der Katzengöttin suchen“, sagte Wolf. „Das ist keine Katze, das ist Sechmet, die löwenköpfige Kriegsgöttin, welche den Hauch des Todes bringt“, sagte Linda beinahe beschwörend und so leise, als sollte es niemand hören, „darüber solltest du keine Späße machen.“ Sie drehte sich um und leuchtete mit ihrer Lampe die rechte Seite des Raumes ab. „Schau, da!“ Sie stieß einen Schrei aus und stolperte rückwärts gegen die Wand mit den Platten. Wolf drehte sich auch um und sah im Schein seiner Lampe zwei menschliche Skelette liegen. An den noch nicht verrotteten Uniformen war zu erkennen, dass es sich um Soldaten gehandelt haben musste.
Linda war vor Schreck mit ihrem Rucksack gegen eine der hervorstehenden Platten gestoßen, die nun herunterfiel und zerbrach. Aus der freigegeben Öffnung rollte ein kleiner, runder Gegenstand heraus und -landete genau zu Lindas Füßen. „Schnell, leg dich auf den Boden!“ Wolf bückte sich geistesgegenwärtig und warf die Handgranate mit aller Kraft in den Gang zurück. Dann ließ er sich auf den Boden fallen. Die Detonation in der Höhle war fürchterlich. Überall stürzten Felsbrocken und Betonstücke herunter. Eine sich rasch ausbreitende Staubwolke verdüsterte den Raum. Das Atmen fiel den beiden schwer. Ein ohrenbetäubendes, metallisches Knirschen und Scheppern erfüllte die Höhle. Dann war Totenstille. Als sich der Staub schließlich gesenkt -hatte, stand Linda wieder auf. Sie zitterte am ganzen Leib. „Das hätte schlimm für uns ausgehen können“, sagte Wolf, „du weißt ja, Kammler hatte uns ausdrücklich davor
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