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Steirerblut

Steirerblut

Titel: Steirerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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zu äußern.
    »Der Fritz hat außer der Franzi auch noch eine mobile Pflegehilfe«, fuhr Mizzi fort. »Die Frau Gerlinde von der Caritas schaut morgens und abends bei ihm rein. Das haben die beiden dem Michl zu verdanken. Überhaupt hilft er ihnen, wo er nur kann. Er ist ja so ein braver Bub, mein Michl. Weißt du übrigens schon, dass er die Franzi im nächsten Mai heiraten wird?«, meinte sie zu Sandra. Bevor sie antworten konnte, war Bergmann zur Stelle. »Na, gratuliere.«
    Am Tonfall erkannte Sandra, dass sein Sarkasmus zurückgekehrt war. Die Welt war wieder in Ordnung.
    »Wie meinen S’ denn das?«, fragte Mizzi skeptisch. Auch ihr war nicht entgangen, dass seine Glückwünsche nicht ganz ehrlich gemeint waren.
    Bergmann ließ den Löffel langsam in seiner Tasse kreisen und folgte mit den Blicken der rotierenden Flüssigkeit. »Das meine ich genau so, wie ich es gesagt habe«, erwiderte er emotionslos.
    »Hören Sie mal: Die Franzi ist ein braves Dirndl. Auch wenn sie manchmal schwache Nerven hat. Und mein Michl ist ein herzensguter Kerl. Wissen Sie, wir am Land halten noch zusammen, egal was passiert. Gemeinsam schaffen wir nämlich alles. Da könnts ihr Stadtleut euch noch einiges abschneiden. Ihr kennts doch nicht einmal eure nächsten Nachbarn!«, schimpfte die Wirtin.
    Sandra wusste nur allzu gut, was Mizzi meinte. Genau vor dieser eingeschworenen Dorfgemeinschaft, der man einfach nicht entkommen konnte, war sie damals geflüchtet.
    »Beruhigen Sie sich bitte, Frau Oberhauser. Ich weiß doch, dass bei Ihnen die Welt noch in Ordnung ist. Solange man alles Unangenehme vertuscht. Dummerweise haben wir es hier mit einem Mord zu tun. Der lässt sich nicht so einfach unter den Teppich kehren. Tut mir leid. Da müssen wir hart bleiben.« Bergmann hatte es auf den Punkt gebracht. Das hatte gesessen.
    Mizzi stand die Zornesröte im Gesicht. »Tun Sie, was Sie tun müssen. Aber behandeln Sie uns gefälligst mit ein wenig mehr Respekt. Mir ist es wurscht, wer Sie sind. Von einem Großkopferten wie Ihnen lass ich mich nicht beleidigen. Auch nicht, wenn Sie ein Kriminaldings-was-weiß-ich-denn-was sind. Sind Sie jetzt endlich fertig mit Ihrer depperten Fragerei? Ich muss nämlich in die Kuchl.«
    »Geh, Mizzi. Der Herr Chefinspektor hat es doch nicht so gemeint.« Natürlich hatte Bergmann es genau so gemeint. Warum, um alles in der Welt, versuchte Sandra schon wieder zu schlichten?
    »Warum denn so versöhnlich heute, Frau Kollegin? So kenn ich dich ja gar nicht«, fragte Bergmann, nachdem die wütende Wirtin in der Küche verschwunden war.
    »Ich mag auch nicht, was St. Raphael aus mir macht. Deswegen bin ich unter anderem von hier weggezogen.« Sandra seufzte. So ehrlich hatte sie ihm nicht antworten wollen. Zum Glück schwieg er, während sie ihren Tee austrank. Sie musste ihr altes Ich ganz schnell wieder begraben.
    Franziska kehrte aus der Küche zurück und hantierte hinter der Schank.
    »Ich befrage noch schnell Franziska Edlinger, bevor wir aufbrechen. Alleine, wenn du nichts dagegen hast. Ich befürchte nämlich, dass deine Befragungsmethoden bei ihr einen Nervenzusammenbruch auslösen könnten«, flüsterte Sandra ihm zu.
    »Hältst du mich denn wirklich für so unsensibel? Das enttäuscht mich aber schon ein wenig.« Bergmann griff in die Jacke, die über der Lehne seines Stuhls hing, und zauberte eine Zigarette hervor.
    »Geh doch schon mal hinaus eine rauchen. Ich komm dann gleich nach«, schlug Sandra vor.
    »Bin schon fort.« Bergmann kippte den restlichen Kaffee in einem Zug hinunter und steckte sich die Zigarette in den Mundwinkel. Dann stand er auf und strebte der Tür entgegen.
    »Aber bitte nicht im Auto rauchen«, rief Sandra ihm hinterher.
    Bergmann winkte ihr, ohne sich umzudrehen, und verließ den Gasthof durch den Haupteingang.
    Sandra wandte sich an Franziska. »Magst du dich nicht kurz zu mir setzen? Es dauert bestimmt nicht lang.«
    Franziska sah sie unsicher an, stellte das saubere Glas ab, das sie eben aus der Spülmaschine genommen hatte, und humpelte zu Sandra an den Tisch.
    »Ich muss dich fragen, was du am 15. September zwischen zwei und halb vier Uhr morgens gemacht hast. Reine Routinefrage, du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, versuchte Sandra ihr Gegenüber zu beruhigen.
    Franziska räusperte sich, bevor sie leise antwortete. »Ich war in meinem Bett und habe geschlafen.«
    »Kann das irgendjemand bezeugen?«
    Franziska schüttelte den Kopf und sah auf ihre rissigen Hände.

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