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Steirerblut

Steirerblut

Titel: Steirerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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sorgen, dem sie auf ihrem Weg ins Büro einen Überraschungsbesuch abstatten wollten. Es war anzunehmen, dass ihr arbeitsloser Halbbruder noch im Bett lag und seinen Rausch ausschlief. Zum ersten Mal war Sandra dankbar, dass Bergmann an ihrer Seite war, um die Befragung zu übernehmen.
     
    Nach zweimaligem Klingeln stand Sandras Mutter in der offenen Haustür. »Sandra? Was machst du denn hier um diese Uhrzeit?«, fragte sie sichtlich verwundert. »Du wolltest doch erst morgen kommen.«
    »Hallo, Mama. Das ist mein Kollege, Chefinspektor Sascha Bergmann. Wir müssen dir und Mike ein paar Fragen stellen.«
    »Wegen der Toten im Wald?« Sandras Mutter beäugte Bergmann von oben bis unten. Ihr Blick blieb schließlich an seinem rechten Knie hängen, das durch ein kleines ausgefranstes Loch in den ausgewaschenen Jeans hervorblitzte. Die Mutter war bereits angezogen und frisiert und wirkte wie immer sehr gepflegt, wenngleich sie nicht geschminkt war. Make-up fand sie billig. Sie überließ es lieber den Damen des horizontalen Gewerbes, sich das ›Gsicht anzuhiasln‹, wie sie das Schminken nannte. Sandra wusste, dass die zerrissene Hose des Beamten der Mutter ein Dorn im Auge war. Wie alles, was nicht in ihr ordentliches Weltbild passte. Sogar die weich gespülten Unterhosen musste die Mutter noch bügeln.
    »Guten Morgen, Frau Feichtinger. Dürfen wir eintreten?«, fragte Bergmann. Offensichtlich war ihm das Namensschild an der Tür nicht entgangen. Sandra hatte ihm nicht erzählt, dass sie als Einzige in der Familie den Namen ihres leiblichen Vaters trug, der inzwischen verstorben war. Anfangs hatte sie eine Adoption durch den Stiefvater trotz ihres zarten Alters vehement abgelehnt. Später war das nicht mehr nötig gewesen, da auch er der Mutter ziemlich rasch abhandengekommen war – kaum, dass Mike das Licht der Welt erblickt hatte.
    »In Gottes Namen, kommen Sie halt rein. Aber ziehen Sie sich die Schuhe aus!«, keifte Helga Feichtinger.
    »Mama, wir sind im Dienst. Du kannst doch von einem Polizisten nicht verlangen, dass er die Schuhe auszieht«, protestierte Sandra.
    »Warum denn nicht? Oder wascht mir die Polizei nachher den Boden auf?«
    »Wenn du ernsthaft darauf bestehst, mache ich das morgen«, bot Sandra der Mutter an.
    »Nicht nötig. Das schaffe ich gerade noch allein«, meinte Helga Feichtinger schnippisch und führte die beiden Kriminalbeamten in ihren Straßenschuhen in die Küche. »Der Mike schläft aber noch«, fügte sie beleidigt hinzu.
    »Das dachte ich mir schon. Kannst du ihn bitte aufwecken?«, fragte Sandra und nahm ihren Platz auf der Eckbank ein.
    »Bist du verrückt? Du weißt doch, wie grantig er wird, wenn man ihn so früh aus dem Bett holt.«
    Dieser Nichtsnutz soll gefälligst seinen faulen Hintern aus dem Bett bewegen, hätte Sandra ihr am liebsten entgegengeschleudert. Es war unglaublich, was Mike sich alles erlauben durfte, ohne dafür auch nur den geringsten Vorwurf der Mutter zu riskieren. Ganz im Gegensatz zur Tochter, die ihr nie etwas recht machen konnte.
    Bergmann nahm ebenfalls auf der Küchenbank Platz und sah auf seine Armbanduhr. »Acht Uhr sieben. Das wird Ihr Sohn schon verkraften. Und wir seine schlechte Laune mit Sicherheit auch«, mischte er sich ein.
    »Wenn Sie meinen …« Helga Feichtinger verließ die Küche.
    Bergmann starrte sehnsüchtig auf die Filtermaschine, deren Glaskanne zu fast drei Viertel gefüllt war. »Meinst du, ich kann noch einen Kaffee bekommen?«
    »Klar.« Sandra stand auf, nahm ein lilafarbenes Häferl mit Halloween-Motiven aus der Kredenz und füllte es mit Kaffee. Das gute Geschirr wurde, seit sie denken konnte, im Wohnzimmerschrank aufbewahrt. Wie unpraktisch das war, fiel ihr an diesem Morgen zum ersten Mal auf.
    »Schwarz, bitte. Mit Zucker.«
    »Ich weiß … Ich finde gerade keine andere Tasse«, entschuldigte sie sich und stellte das Häferl und die Zuckerschale vor ihn auf den Tisch.
    »Macht doch nichts. Passt irgendwie ins Gesamtbild«, meinte er grinsend.
    Wo er recht hat, hat er recht, dachte Sandra.
    »Trinkst du denn niemals Kaffee?«, erkundigte er sich, während er sein Getränk zuckerte.
    »Ab und zu mal einen Espresso nach dem Essen. Ansonsten trinke ich lieber Tee.«
    »Deine Mutter muss mal sehr hübsch gewesen sein.«
    »Wenn man auf den herben Typ steht … Und sag jetzt bitte nicht, dass ich ihr ähnlich sehe«, warnte sie ihren Kollegen.
    »Na ja, nicht besonders …«
    »Danke.«
    »Es ist mir schon

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