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Steirerblut

Steirerblut

Titel: Steirerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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euren letzten Kaffee nicht verderben.«
    Bergmann grinste und schwieg auf der kurzen Fahrt bis zur ›Goldenen Gans‹. Dort angekommen, vereinbarten sie, sich am nächsten Morgen zum Frühstück zu treffen und anschließend nach Graz aufzubrechen. Im Flur trennten sich ihre Wege und beide verschwanden in ihren Zimmern.
    Wenn nichts Unvorhergesehenes geschah, würden die Ermittlungen vor Ort demnächst endlich abgeschlossen sein, überlegte Sandra, während sie ihre Jacke über die Sessellehne hängte. Der Gedanke, nie wieder nach St. Raphael zurückzukehren, fühlte sich plötzlich seltsam an. Sie zog ihre Kleidung aus und ließ sie achtlos zu Boden fallen. Dem Heimatort demnächst auf Nimmerwiedersehen den Rücken zu kehren, löste merkwürdigerweise nicht die große Erleichterung in ihr aus, die sie erwartet hatte. Stattdessen fühlte sie sich erschöpft und traurig. Sie stieg in die Duschkabine und hoffte, dass das warme Wasser nicht nur die körperlichen Spuren dieses anstrengenden Tages beseitigen würde. Doch leider ließen sich negative Gefühle nicht so einfach wegwaschen. Max hatte wohl recht. Sie war an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gestoßen. Und vielleicht war sie tatsächlich ein wenig befangen, grübelte sie, während sie den Einwegrasierer zur Hand nahm, um sich routinemäßig aller überflüssigen Körperhaare zu entledigen. Ihre Mutter war in der Nervenklinik, der Halbbruder saß in Untersuchungshaft. Beide waren dort, wo sie hingehörten. Warum um alles in der Welt stimmte sie diese Tatsache nur so traurig? Sie mochte die beiden doch nicht einmal. Sandra massierte das Shampoo in ihre Haare ein. Dann spülte sie den duftenden Schaum gründlich aus und stieg aus der Dusche, um sich abzutrocknen und einzucremen.
    Sie zog die frische Wäsche, ihren eng sitzenden V-Pulli und die Jeans an, föhnte ihre Haare und legte ein wenig Make-up auf. Allmählich fühlte sie sich besser, zumal sie den Abend nicht alleine mit ihren trüben Gedanken verbringen musste.
     
    Max empfing Sandra mit einem Handtuch um die Hüften. Er wolle nur noch rasch duschen, entschuldigte er sich. Sie möge sich inzwischen wie zu Hause fühlen. Getränke seien im Kühlschrank. Sandra schlüpfte in die Gästepantoffeln und sah ihrem Exfreund nach. Sein Hintern war noch genauso knackig wie früher. Und auch sonst schien er gut durchtrainiert zu sein. Max war immer noch eine Sünde wert, musste sie sich eingestehen und schaltete den Fernseher ein, um sich abzulenken.
    Bei einem Glas Welschriesling verfolgte sie die Steiermark-Nachrichten, bis Max in Jeans und orangefarbenem Hemd im Wohnzimmer auftauchte. Während er seine Armbanduhr anlegte, fiel Sandra auf, dass seine kurz geschnittenen Haare noch nass waren. Früher waren sie um einiges länger gewesen. Max hatte sie immer stundenlang geföhnt, bis jede Strähne perfekt saß. Sandra hatte sich oft darüber lustig gemacht, dass er im Badezimmer länger brauchte als sie. Ein bisschen hatte er sich anscheinend doch verändert. Auch dass er Mut zu Farbe zeigte, war ihr neu. »Ziemlich gewagt, das Hemd«, kommentierte sie seine Wahl.
    »Gefällt es dir nicht?«, fragte er verunsichert.
    »Doch. Steht dir sehr gut das Orange«, sagte sie und schaltete den Fernseher ab.
    »Ich hol mir auch einen kleinen Schluck, um mit dir anzustoßen. Du hast noch Wein?«, fragte er.
    Sandra nickte und verfolgte ihn erneut mit ihren Blicken. Wieso fand sie Max auf einmal so attraktiv? Eben noch war sie deprimiert gewesen, jetzt hegte sie ganz andere Gefühle.
    Max kehrte mit einem Glas Weißwein aus der Küche zurück und setzte sich neben sie. »Schön, dass du hier bist«, meinte er und prostete ihr zu.
    »Sollten wir nicht langsam rübergehen?«, fragte Sandra.
    »Nur kein Stress. Alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte er sich.
    Sandra nickte. »Hungrig bin ich.«
    »Das ist gut. Anita ist eine tolle Köchin. Sie hat sicher was ganz Besonderes für dich zubereitet.«
    »Sie scheint die perfekte Frau zu sein. Langsam wird sie mir unheimlich.«
    Max grinste. »Das ist sie mir schon lange. Anitas Perfektion würde mich auf Dauer ziemlich nerven. Aber abgesehen davon ist sie wirklich nett. Du wirst schon sehen.«
    »Jetzt weiß ich auch, warum du mit mir zusammen warst. Ich bin weder nett noch perfekt«, meinte Sandra kokett.
    »Für mich bist du immer noch die perfekte Frau«, sagte er im Brustton der Überzeugung. Erstaunlicherweise klang sein Kompliment diesmal kein bisschen anbiedernd.
    Sandra stellte

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