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Steirerblut

Steirerblut

Titel: Steirerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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das leere Weinglas am Couchtisch ab, und folgte Max wenig später in den anderen Teil des alten Bauernhofes.
     
    Die Wohnung der jungen Bürgermeisterfamilie hatte ein ganz anderes Ambiente als jene von Max, obwohl die Räume von den gleichen Deckengewölben geprägt waren. Hier gab es mehrere kleinere Zimmer, die bis unter die Gewölbe in verschiedenen kräftigen Wandfarben gestrichen waren. Azurblau, sonnengelb, orange, apfelgrün und karminrot. Die Möbel waren aus hellem, gewachstem oder geöltem Naturholz. Mit Sicherheit hatten Lenis Eltern bei der Einrichtung besonderen Wert auf schadstoffarme, ökologisch einwandfreie Materialien gelegt, vermutete Sandra. Im relativ großen Badezimmer, das mit Duschschnecke und Doppelwaschbecken ausgestattet war, leuchteten kunstvoll arrangierte Mosaikfliesen in karibischen Sand-, Blau- und Türkistönen. Insgesamt wirkte die Wohnung sehr fröhlich und gemütlich, obwohl sie – bis auf Lenis bunte Holzklötze auf dem Wohnzimmerteppich – picobello aufgeräumt war. Normalerweise fand Sandra penible Ordnung steril. Aber hier störte sie nicht. Alles war perfekt, wie es war. Während Leni und ihr Onkel Max vergnügt auf dem Teppich spielten und Anita sich in der Küche ums Essen kümmerte, beschloss Sandra, den offiziellen Teil des Abends hinter sich zu bringen. Matthias schien über ihre Fragen keineswegs verwundert zu sein. Doch außer dem Gerücht, dass ein Projektentwickler aus Wien ein Biohotel in der Nachbarortschaft Aubach ins Auge gefasst habe, wusste der Bürgermeister von St. Raphael nichts über größere Immobilienprojekte.
    »Du kennst nicht zufällig den Namen dieser Firma?«, hakte Sandra nach.
    »Jedenfalls handelt es sich dabei nicht um die Kovacs GmbH.«
    Dass der Mann des Mordopfers im Immobiliengeschäft tätig war, wusste Matthias entweder von seinem Bruder oder aus den Medien, überlegte Sandra. »Gibt es jemanden, der sich an den Namen der Firma erinnern könnte?«, fragte sie.
    »Der Thalheimer Hannes, das ist der Bürgermeister von Aubach.«
    Sandra notierte sich den Namen für den nächsten Tag.
    »Bitte zu Tisch, meine Lieben!« Anita brachte die Suppenschüssel herein und stellte sie am herbstlich dekorierten Esstisch ab. Max hievte Leni auf seine Schultern. Die Kleine quietschte vor Vergnügen, als er mit ihr zum Tisch hüpfte, wo er sie in den hohen Kinderstuhl verfrachtete.
    Matthias nahm neben Leni Platz. Seine Aufgabe war es, der Tochter etwas Steinpilzsuppe einzuflößen, bevor er sie vor dem Hauptgang zu Bett brachte. Max hatte mit Anitas Kochkünsten nicht übertrieben. Nach der köstlichen Suppe zauberte sie ein Krenfleisch auf den Tisch, das sogar Sandras Mutter vor Neid erblassen hätte lassen. Die Männer lobten Anita dafür ausgiebig, und auch Sandra konnte nicht umhin, ihr zu dieser kulinarischen Höchstleistung zu gratulieren. Immerhin war sie nicht einmal Steirerin. Anita freute sich riesig über die Komplimente. Aber auch Matthias war ein vollendeter Gastgeber. Aufmerksam, wie er war, schenkte er ständig nach, noch bevor die Gläser leer waren. Sandra bemerkte fast zu spät, dass sie längst mehr als genug Wein intus hatte. Den Rausch vom vergangenen Freitag wollte sie keinesfalls wiederholen. Also trank sie nur noch Wasser, bis sie sich kurz vor zehn von der Bürgermeisterfamilie verabschiedete. Aufgekratzt, wie sie immer noch war, nahm sie Max’ Einladung zum Espresso gerne an und folgte ihm in seine Wohnung. Schließlich war es ihr letzter Abend in St. Raphael, und sie war niemandem Rechenschaft schuldig. Dass sie doch noch ein bisschen beschwipst war, bemerkte sie, als sie Max die Kaffeetassen abnahm, um diese ins Wohnzimmer zu tragen. Ihm schien ihr Zustand auch nicht entgangen zu sein.
    »Bitte versteh mich nicht falsch, Sandra. Ich glaube, du solltest heute nicht mehr Auto fahren«, sagte er, nachdem es sich die beiden auf dem Sofa gemütlich gemacht hatten.
    »Das hatte ich auch gar nicht vor.« Sandra lächelte ihn an und nippte an ihrem Espresso, ohne ihren Blick von ihm abzuwenden.
    »Ich fürchte, ich habe auch schon zu viel getrunken, um dich in den Gasthof zu fahren. Ich kann dir ja später ein Taxi rufen.«
    Er schien nicht verstanden zu haben, dass sie nicht in der ›Goldenen Gans‹ übernachten wollte. Sandra stellte die Tasse zurück auf den Tisch und kletterte rittlings auf seinen Schoß. »Vergiss das Taxi«, wurde sie deutlicher.
    Nach einem kurzen Überraschungsmoment schien er zu begreifen und strich

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