Sten 8 Tod eines Unsterblichen
neben dem er landete, sah hingegen vergleichsweise wie ein Kinderspielzeug aus. Waldmans Finger huschten über die Tasten und ließen die Aoife auf ihren McLean-Generatoren knapp über dem Boden schweben. Es wäre ziemlich unhöflich gewesen, inmitten dieses wunderhübsch angelegten Gartens einen fünf Meter tiefen Abdruck zu hinterlassen.
Nicht nur aus ästhetischen Gründen. Man hätte zusätzlich eventuellen Neugierigen unnötige Anhaltspunkte dafür gegeben, was geschehen war.
Vom Turm her war keine Bewegung
festzustellen.
Die Schnellfeuerkanonen der Aoife schwenkten herum, Honjo-finger lagen feuerbereit auf den Auslösern.
Die Rampe des Schiffs glitt heraus und senkte sich auf den Boden. Sten trat hinaus. Er trug einen gepanzerten Kampfanzug und eine Willygun. Doch das Visier an seinem Helm stand offen.
Waldman hielt das für einwandfrei verrückt; drinnen konnte die Innere Sicherheit auf der Lauer liegen. Sten fiel jedoch keine andere Methode ein, wie er jemandem klarmachen konnte, daß man ihn nicht angreifen, sondern retten wollte.
Als er die Tür beinahe erreicht hatte, öffnete sie sich.
Marr und Senn standen auf der Schwelle.
"Ich muß schon sagen", sagte Marr, "Ihr Auftritt erfolgt in einem wahrlich barocken Stil, mein junger Captain."
"Allerdings. Sehr barock. Jetzt aber nichts wie weg hier, bevor uns jemand in der Mitte entzweibarockt. Aphorismen heben wir uns für später auf, Leute."
Und plötzlich stand auch Haines in der Tür.
"Hat ja lange genug gedauert."
"Tut mir leid, aber ich mußte kurz anhalten und mir die Schuhe zubinden."
Hinter Haines wurde ein Mann sichtbar. Schlank.
Frühe Glatzenbildung. Nicht jung, nicht alt. Die Kleidung etwa zehn Jahre hinter der neuesten Mode zurück. Sten tippte auf Haines' Ehemann. Nicht gerade die Sorte Mann, mit der er sie in Verbindung gebracht hätte.
>Mach dir mal darüber keine Sorgen, du Idiot. So wie du es auch immer allen anderen rätst. Und jetzt Schluß.<
Senn, Haines und Sam'l liefen auf das Schiff zu.
Marr zögerte einen Moment, dann bückte er sich und hob einen kleinen, mehrfarbigen Kieselstein auf.
"Vielleicht bleibt nichts mehr übrig, wohin wir zurückkehren können."
Dann begab auch er sich an Bord der Aoife und Sten folgte ihm.
"Abheben, Sir?" fragte Waldman, als Sten wieder auf der Brücke stand.
"Moment noch."
Er betrachtete einen Bildschirm, der einen Ausschnitt der Brücke der Juliette zeigte. Vor der Kamera war niemand zu sehen, weder Geisel noch Terrorist.
"Strahlen Sie es aus."
"Jawohl, Sir." Der Funker neben dem Bildschirm drückte auf einen Knopf, und die Aoife sandte einen einzigen kodierten Buchstaben an dir Juliette.
Absolutes Chaos auf dem Monitor.
Brüllen. Schreie. Die Entführer bellten unverständliche Worte. Ein junges Mädchen riß sich los und versuchte wegzurennen. Sie wurde niedergeschossen. Der Entführer kreischte etwas in einer nicht zu übersetzenden Sprache. Seine Pistole schwang herum und zuckte. Genau in den
Empfänger. Funkstille.
"Meine Güte, meine Güte", stöhnte Marr und legte die Arme um Senn. "Diese armen kleinen Menschenkinder!"
"Tja", sagte Sten. "Schlimm, schlimm. Und es wird immer schlimmer. Berhal Wildman, bringen Sie uns weg von hier. Ungefähr fünfhundert Meter, bitte."
Die Aoife schoß himmelwärts.
Sten erwies sich als wahrhaftiger Prophet. Ein zweiter Bildschirm erwachte zum Leben. Diesmal handelte es sich um einen kommerziellen Sender.
Farbschmierer ... Schärfe ... ein zerfetztes Raumschiff ... McLean-Generatoren aus... ein Schleier aus dem Heck des Schiffes, als der Yukawa-Antrieb auf volle Kraft ging ...
Unzusammenhängendes Geschrei von einem
Livie-Reporter: "Grauen ... das Grauen ... oh, dieses Grauen ..."
"Vollgas nach Hause, wenn ich bitten darf, James."
Die Aoife raste in den Hyperraum, gefolgt von einem Knall, als die Luft in das Vakuum rauschte, das der Zerstörer hinterließ.
Diese Explosion verhallte ungehört, wurde von einer weitaus größeren übertönt, als die Juliette mitten auf das Hauptlandefeld von Soward hinunterknallte. Es gab kein Feuer und auch keinen Schrott. Nur einen rauchenden Krater.
Sten wandte sich betrübt ab, als die Empfänger der Aoife die Verbindung zu der kommerziellen Sendung verloren.
"Was für eine schlimme Sache", sagte er. "Alle diese netten Kinderlein, wie Erdbeermarmelade über das Gelände verschmiert. Erdbeer? Eher Tomate.
Schmeckt salziger.
Und so sinnlos. Wie unangenehm für sie, obwohl sie später
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