Sten 8 Tod eines Unsterblichen
zittern. Mein Verstand fiebert.
Meine Zunge ist ein geschwollener Stummel, der die Worte nicht zu formen vermag, um Euren Glanz in angemessener Weise zu verkünden."
Poyndex verbiß sich ein Grinsen. Er fand, daß ihre Zunge sehr gut funktionierte. Die neue Priesterin des Kultes des Ewigen Imperators lag vor ihrem Gott im Staub seines Bürofußbodens.
"Erhebe dich", sagte der Imperator feierlich.
Poyndex zeigte sich nicht sehr überrascht, wie ernst der Imperator diese Audienz nahm.
Baseeker erhob sich auf die Knie, schlug demütig den Kopf mehrere Male gegen den Fußboden und richtete sich dann wieder ganz auf. Poyndex bemerkte das zufriedene Glitzern in den Augen des Imperators und gratulierte sich zu seiner Idee, die ehemalige Hohepriesterin Zoran ersetzen zu lassen.
Baseeker hatte sein Training sehr gut angenommen und es dann um einige hundert Prozent verbessert.
"Aber bitte setz dich doch", sagte der Imperator und bemühte sich um die Frau. "Darf ich dir eine Erfrischung anbieten?"
Baseeker schob sich auf den ihr zugewiesenen Stuhl, blieb jedoch auf der Kante hocken, als käme entspanntes Sitzen einem blasphemischen Akt gleich. "Vielen Dank, Herr. Aber erlaubt mir, die ich nur bescheiden nach der Wahrheit suche, Eure Freundlichkeit zurückzuweisen. Ich kann zu dieser Zeit unmöglich Nahrung zu mir nehmen. Erlaubt mir statt dessen, meinen Geist am Äther Eurer Heiligen Gegenwart zu laben."
Poyndex fragte sich, ob Baseeker jemals so etwas wie Hunger verspürte - abgesehen vielleicht von persönlichem Ehrgeiz. Sie bestand fast nur aus Sehnen und Knochen, die von einer so blassen Haut zusammengehalten wurden, daß sie beinahe durchsichtig wirkte. Ihr Alter konnte man nicht einmal schätzen, ihr Gesicht war eigentümlich verkniffen, scharfe Schneidezähne blitzten hinter schmalen Lippen hervor, die Augen glänzten wie kleine, helle Perlen.
"Wenn es dir gefällt", erwiderte der Imperator und winkte großspurig.
Baseeker nickte und schlang ihr weißes Gewand um knochige Knie.
Der Imperator wies auf ein Blatt Papier auf seinem Schreibtisch. "Ich habe mir deine Vorschläge, was die Neuorganisation betrifft, sorgfältig angesehen", sagte er. "Sehr eindrucksvoll."
"Vielen Dank, Herr", sagte Baseeker. "Ohne Eure Inspiration hätte es niemals geschehen können.
Offen gesagt, meine verstorbene Vorgängerin Zoran hat den Kult in einem großen Durcheinander zurückgelassen. Unser Zweck erschöpft sich in Eurer Verherrlichung ... und darin, Euren Untertanen von Eurer gewaltigen göttlichen Mission zu berichten. Doch diese Aspekte waren beschämend vernachlässigt worden."
"Wie ich sehe, hast du ein neues Programm hinzugefügt", sagte der Imperator." Ein Vorschlag, nach dem in allen Hauptstädten des Imperiums Kultzentren errichtet werden sollten."
Baseeker senkte den Kopf. "Ich hoffte auf Euer Wohlgefallen und Eure Zustimmung."
Poyndex richtete den Blick nach oben, um nicht laut loszuplatzen. Er fiel auf das Gemälde über dem Imperator, ein ultraromantisches Porträt des muskelstarrenden Imperators in heldenhafter Pose.
Das Gemälde sollte an die Schlacht bei den Toren erinnern, die er, dem Bild nach zu urteilen, eigenhändig gewonnen hatte. Poyndex wußte, daß der Imperator sich nicht einmal in der Nähe der eigentlichen Kampfhandlungen aufgehalten hatte.
Das Gemälde gehörte zu einer ganzen Galerie von Darstellungen, die die Taten des Imperators glorifizierten. Sie stammten aus der geschmacklosen Sammlung des verstorbenen Großindustriellen Tanz Sullamora. Poyndex' IS-Truppen waren damit beauftragt worden, sie ausfindig zu machen, und hatten sie schließlich auf einem Abfallhaufen des Museums gefunden - wo sie auch hingehörten. Jetzt hingen sie eins neben dem anderen an den Wänden des Büros. Der Effekt war, gelinde ausgedrückt, beunruhigend. Ringsumher Imperiale Augen, die salbungsvoll auf einen herabblickten. Es war wie ein Rausch nach dem Genuß von verdorbenem
Narkobier.
Er zwang sich, die Gedanken wieder auf die Unterredung zu konzentrieren. Er sah Baseekers kleine Augen heller flackern. "Verglichen mit meiner eigentlichen Vision, o Herr, ist dieser Vorschlag gar nichts", sagte sie voller heiligem Eifer. "Ich sehe Tempel, die Eurer Heiligkeit huldigen, in jeder kleinen und großen Stadt des Imperiums. Dort können sich Eure Untertanen versammeln und sich in Eurem Glanz sonnen."
"Ehrlich ?" fragte der Imperator erstaunt. "Ich wußte nicht, daß es so viele Konvertierte gibt."
"Wie könnte es
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