Sten 8 Tod eines Unsterblichen
Gefahr, erwischt zu werden, und die Probleme, die sich unweigerlich daraus ergeben würden, für sie erst die Würze am Sex ausmachten.
Schon wieder. Wie bei Tamara. >Faß dir an die eigene Nase, Richards<, hatte er gedacht. >Es macht dich schließlich auch an. Jedesmal, wenn sie an die Tür klopft, machst du auf.<
Das Nervigste an der ganzen Geschichte, das war Kea klar, war die Tatsache, daß sie wie eine Lektion aus dem Handbuch für Vulgärpsychologie war. Eine Obsession, die in direkter Verbindung zu seinem Fehlschlag mit Tamara stand. Daß der Sex absolut phantastisch war, trug natürlich auch dazu bei. Kea fühlte sich weitaus jünger als achtundzwanzig, schämte sich seiner Sucht und kam zu dem Entschluß, daß mittlerweile genug Zeit verstrichen war. Auf der Brücke warteten schon alle auf ihn.
Murph, Vasoovan und Fazlur. Hinter ihnen stand Ruth und warf ihm einen stummen Kuß zu.
"Wo bleibst du denn, Richards ?" zwitscherte Vasoovan gereizt.
Fazlur schaute ihn an. Hatte er Verdacht geschöpft?
"Ein kleines Problem im Maschinenraum", sagte Kea.
"Schon wieder ein Leck in der Versiegelung?"
fragte Murph besorgt.
"Genau, Murph, schon wieder ein Leck in der Versiegelung." Kea sah, wie sich Fazlur abwandte.
Gab er sich damit zufrieden? "Was ist denn los?"
erkundigte sich Kea.
Murph wies mit dem Daumen auf Fazlur. "Das kann dir der Doc beantworten." Er drehte sich zu Fazlur um. "Warum klären Sie uns nicht auf?"
"Genau, Fazlur", stichelte Vasoovan. "Erzähl uns doch, warum du uns schon fünf Monate lang einer dicken fetten Null hinterherrasen läßt."
"Es handelt sich keineswegs um ein Phantom, meine hirnlose Freundin. Das darf ich euch allen versichern. Bei unserem Start war das Signal, das wir von der scheinbaren Unregelmäßigkeit im Alva Sektor empfingen, zweifellos gleichmäßig und stark.
Das Dilemma stellte sich erst ein, als wir näher kamen. Das gleichmäßige Pulsieren, das wir empfingen, schien sich aufzulösen."
"Ich glaube eher, daß deine Ausrüstung im Arsch ist, so sieht's aus", sagte Vasoovan. "Du hast da etwas gesehen, was es gar nicht gibt."
"Und wofür hältst du diese Blinklichter auf dem Monitor, du Schwachkopf? Der gehört jedenfalls nicht zu meiner Ausrüstung." Vasoovan schwieg.
Auch die Augenstiele bewegten sich nicht. Ob sie nun herumwanderten oder nicht, die Blips auf dem Bildschirm zeugten davon, daß dort etwas war.
Fazlur grinste Vasoovan höhnisch an und wurde dann wieder ernst. "Ich habe sämtliche Aufnahmen von Vasoovans Sichtungen gesammelt. Dann habe ich die Daten zusammengeworfen. Um zu sehen, ob es so etwas wie ein Muster gibt."
"Und so war es auch", vermutete Kea laut. Sonst würden sie jetzt wohl kaum hier zusammensitzen und darüber reden.
"Und so war es auch, genau", bestätigte Fazlur freudestrahlend. "Betrachtet man diese Signale isoliert, sieht es aus, als tauchten sie mal hier, mal da auf. Von ein Uhr nach sechs Uhr. Nach neun Uhr ...
Tut man jedoch einen Schritt zurück und betrachtet die Sache aus einer gewissen Entfernung, fällt auf, daß sich die Neun wiederholt, dann die Sechs, und dann wieder die Eins." Beim Reden malte er etwas auf ein Blatt. Das Ergebnis sah wie ein umgedrehtes U aus.
"Woher kommen die Signale?" fragte Richards.
"Ein Teil davon resultiert aus der Präsenz von Schwarzer Materie", sagte Fazlur. "Daran besteht kein Zweifel. Da sind sehr starke Gravitationskräfte am Werk, und ich bin der erste, der zugibt, nicht daran gedacht zu haben. Aber das ist nicht die ganze Antwort. Ich glaube, was da wirklich passiert, ist folgendes: wir blicken auf ein Paralleluniversum, das durch eine Diskontinuität >sickert<. Es ist wohlbekannt, daß in einem frühen
Entwicklungsstadium unseres Universums positive Ionen so komprimiert wurden, daß kein Licht mehr entkommen konnte. Als sich die Ionen trennten - so stellen wir es uns heute vor -, brach das Licht aus diesem dichten Ionennebel hervor. Ich glaube, daß etwas Ähnliches in unserem nicht ganz so theoretischen Paralleluniversum vor sich geht. Das Licht drängt mit aller Gewalt heraus. Und findet den Weg des geringsten Widerstands durch die Diskontinuität und in unser Universum herein."
"Gute Arbeit, Doc", lobte Murph. "Vermutlich.
Aber das zu entscheiden, überlasse ich unseren Bossen. Wenn ich ehrlich sein soll, ist das, was Sie da erzählen, möglicherweise die Antwort. Aber diese Antwort klingt mir überhaupt nicht nach einer fetten Prämie. Ich hoffe, Sie können das besser
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