Sten 8 Tod eines Unsterblichen
von rund um die Uhr arbeitenden Mannschaften auf der Außenhülle von Basis Zehn angebracht. Kea hatte es bei seiner Rückkehr von einem kurz
dazwischengeschobenen einwöchigen Einsatz selbst gesehen. Als sein Schiff in Richtung der Andockbucht von Basis Zehn vorüberglitt, war Kea die eigenartige Konfiguration aufgefallen, die Fazlur angeordnet hatte: Drähte, die von Türmen gespannt und miteinander verwoben waren, so daß sie ein feingewobenes Gitternetz bildeten, das wohl als Empfänger dienen sollte. Der alte Raumfahrer hatte nicht übertrieben, als er meinte, die Geldmaschine laufe auf vollen Touren. Es mußte sich tatsächlich um eine größere Sache handeln.
Kea war in seinem Zimmer auf und ab gegangen.
Hatte Gibbon aufgeschlagen und kurz darauf wieder in die Ecke geworfen. Hatte in der Anabasis herumgeblättert. Auch sie in die Ecke geworfen.
Ebenso erging es Plutarchs Biographien. Und Churchill. Viel zu viele Stunden vergingen. Als er die Nachricht von Captain Selfridge erhielt, daß er eine Mannschaft für eine Expedition zum Alva Sektor zusammenstellte, war er so schnell zu diesem Treffen geeilt, wie es einem jungen Mann auf einer Welt mit dreiviertel Erd-Schwerkraft möglich war.
"Die Gesellschaft hält große Stücke auf dich, Richards", hatte Selfridge gesagt.
"Danke, Captain."
"Laß den Captain weg", protestierte der Mann.
"Ich habe es lieber, wenn es auf meinem Schiff lässig zugeht. Nicht so förmlich. Das ergibt 'ne bessere Gemeinschaft. Auf diese Weise können wir alle besser an einem Strang ziehen, wenn es wirklich hart auf hart kommt... Nenn mich einfach Murph."
"Klar ... Murph", sagte Kea und dachte sogleich daran, daß es vernünftiger wäre, auf der Stelle wieder auszusteigen. Nur ein Idiot heuert auf einem Schiff an, dessen Captain sagt: "Nenn mich einfach Murph."
"So ist's recht, Richards. Immer schön locker, dann kommen wir prima miteinander aus. Du stehst übrigens ganz weit oben auf der Liste, die mir die Gesellschaft rübergeschoben hat, nachdem ich gesagt hatte, daß ich für die Expedition noch einen Chefingenieur brauche. Jetzt, wo ich dich kenne und wir uns unterhalten haben, verstehe ich auch, warum."
Dazu sagte Kea nichts. Er hätte die Sache platzen lassen. Seit er in der Unterkunft des Captain angekommen war, hatte er vielleicht fünfzehn Worte gesagt. Wenn der alte Murph sich für die Auswahl der anderen genausoviel Zeit ließ, hatten sie am Schluß eine Mannschaft zusammen, vor der es selbst Long John Silver gegraust hätte. "Eine Sache sollte ich noch erwähnen", fuhr Murph fort. "Ich habe eine Osiranerin als Ersten Offizier. Sie heißt Vasoovan.
Hast du damit Probleme?"
Murph hatte Keas gehobene Augenbraue sofort mißverstanden. "Ich nehm's dir nicht übel, wenn du Vorurteile gegen Nonhumanoide hast. Immerhin nimmt sie einem guten Mann den Job weg und das alles. Aber auch wenn sie nur ein Käfer ist, diese Vasoovan ist mir ausdrücklich empfohlen worden."
"Nein. Ich habe keine Probleme mit einer Osiranerin ... Murph", sagte Kea schließlich. Das war keine Lüge. Er war selbst zu sehr Mischling, als daß er auf die Idee gekommen wäre, Vorurteile zu hegen. Er hatte im allgemeinen viel Gutes über die Osiraner gehört. Aber nicht als Angestellte einer Gesellschaft. Die Osiraner waren eine ziemlich stolze Spezies und mochten sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, von den Menschen
bevormundet zu werden, nur weil sie diejenigen waren, die den ersten Kontakt hergestellt hatten. Die einzigen, die freiwillig für Menschen arbeiteten, das wußte Kea nur zu gut, waren die Unzufriedenen und Unfähigen. Das wiederum hieß, daß Murphs Erster Offizier höchstwahrscheinlich eine Verliererin mit einem Riesenego war. Noch ein schlimmes Zeichen.
Was hatte es zu bedeuten, daß sein eigener Name auf der Liste der empfohlenen Leute stand ?
"Also, wir haben es hier mit einem wirklich heiklen Auftrag zu tun", sagte Murph. "Du kriegst also Gefahrenzulage. Dreifachen Lohn, mein Freund. Garantiert ein Jahr lang."
Kea lächelte und tat so, als freue er sich riesig darüber. >Das erklärt so einiges<, dachte er dabei.
>Als einer der jüngsten Chefingenieure ist dreifacher Lohn bei dieser Gesellschaft ziemlich wenig. Das erklärt auch die Osiranerin. Wir haben es also mit absoluten Niedriglöhnen zu tun. Und der gute alte Murph sieht so aus, als müsse er für billiges Geld arbeiten.<
"Plus Prämien, wenn wir den Schinken nach Hause bringen", schob Murph noch nach.
"Hinter was
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