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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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überholt, standen in einer entlegenen Ecke des Gebäudes und verstaubten. Ich habe die Geburt und den Niedergang einer ganzen Technologie miterlebt, dachte er, und das nicht im Laufe meines Lebens, sondern in jüngster Zeit.
    Die Mitteilung selbst war extrem knapp. Sie war aufgrund eines Telefongesprächs geschickt worden, das Zen am gestrigen Abend geführt hatte, und bestätigte, dass Roberto Calopezzati von 1953 bis 1965 in den Vereinigten Staaten gelebt hatte. Der amerikanische Konsulatsbeamte drückte ferner auf unaufrichtig launige Art seine Verwunderung darüber aus, dass man sich wegen dieser Information an ihn hatte wenden müssen. Es wäre doch für Zen sicher einfacher gewesen, sie aus den eigenen internen Quellen zu erhalten, angesichts der Tatsache, dass besagter Calopezzati diese zwölf Jahre in den USA unter der Schirmherrschaft der italienischen Regierung verbrachte hatte, nämlich als Rechtsberater an deren Botschaft in Washington, D. C.
    Zen ging durch den Flur zum Büro von Giovanni Sforza. Dunkelviolette Wolken hingen tief über der Stadt wie zusammengeballte giftige Früchte, doch das Gewitter wollte nicht losbrechen. In der Questura war die Atmosphäre zum Zerreißen angespannt.
    »Ich brauche noch einmal deine Hilfe, Giovanni. Es gibt da einen Aspekt bei diesem Fall, der mir schon die ganze Zeit keine Ruhe lässt. Er ist vielleicht nicht relevant, aber wenn nicht, gibt es da eine bemerkenswerte Reihe von Zufällen. Laut offiziellen Unterlagen, sowohl hier als auch in den Vereinigten Staaten, wurde Peter Newman unter dem Namen Pietro Ottavio Calopezzati in der Provinz Cosenza geboren. Später wurde er amerikanischer Staatsbürger, änderte seinen Namen in Newman und ist, soweit wir wissen, nie mehr nach Italien zurückgekehrt, bis er plötzlich hier auftauchte. Mit anderen Worten, wir scheinen es hier mit einem Kalabrier zu tun zu haben, der in die Vereinigten Staaten auswandert, sich Newman nennt - uomo nuovo - und vierzig Jahre lang jeden Kontakt mit seiner Heimat vermeidet. Dann kehrt er eines schönen Tages zurück, wird entführt und auf höchst dramatische Weise ermordet, und das ohne jedes erkennbare Motiv.«
    Sforza nickte pflichtschuldig. »Und worauf willst du hinaus?«, fragte er.
    »Beweisen, dass er tatsächlich die in den Unterlagen genannte Person ist. Die Familie Calopezzati hat sich als sehr schwer auffindbar erwiesen, aber ich habe etwas Interessantes über Roberto erfahren. Der müsste Pietros Onkel sein, wenn die Dokumente stimmen. Nach dem Krieg tauchte der Name nirgends mehr auf. Aber ich habe aus anderen Quellen erfahren, dass eine Person dieses Namens von 1953 an zwölf Jahre bei der italienischen Botschaft in Washington gearbeitet hat. Ich muss jetzt wissen, was aus ihm geworden ist.«
    »Was für einen Posten hatte er bei der Botschaft?«
    »Rechtsberater.«
    Giovanni Sforza wusste offensichtlich nicht, was für eine Bedeutung der Name Calopezzati in Kalabrien hatte, aber mit dem Begriff »Rechtsberater« konnte er etwas anfangen.
    »Geheime Tätigkeit«, sagte er. »Das würde auch die Sicherheitsstufe auf dieser Akte erklären, die du erwähnt hast.«
    Zen sah ihn ungläubig an. »Die servizi ?«
    »War früher deren Standardvorgehensweise. Normalerweise ging es gar nicht um geheimdienstliche Tätigkeit. Und um allen Zeit und Mühe zu ersparen und die guten Beziehungen zu einem geschätzten und getreuen Verbündeten zu fördern, wurden diese Leute der Regierung des Gastgeberlands sogar gemeldet. Aber es verkompliziert natürlich deine Aufgabe. Solche Leute wechseln nämlich ihre Identität wie unsereins die Socken, bloß dass die sie nicht nach Gebrauch waschen, sondern wegschmeißen. Und die servizi geben nur äußerst ungern Informationen über ihre Mitarbeiter preis. Egal an wen.«
    Zen zuckte mit den Schultern. »Ja, aber ohne das wird alles viel länger dauern. Und wir haben nicht so viel Zeit. Seit die Nachricht von Newmans Tod bekannt gegeben wurde, stehe ich unter starkem Druck. Wenn ich in einem unbedachten Augenblick mal so nebenbei erwähne, dass meine Ermittlungen von irgendwelchen geheimniskrämerischen 007s in Rom behindert werden, könnten die ebenfalls eine Menge Druck kriegen. Das könntest du bei deinen Bemühungen erwähnen.«
    »Ich kann dir nichts versprechen, aber ich werde mein Bestes tun.«
    Auf dem Flur wurde Zen von Natale Arnone angesprochen, der einen Stapel Papiere in der Hand hielt.
    »Der Bericht von dem Digos-Tagesteam, das Nicola

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