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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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meldete sich eine ihm unbekannte Stimme. » Buona sera, dottore . Man hat mir zu verstehen gegeben, dass Sie mit einem gewissen Individuum, das mir bekannt ist, Kontakt aufzunehmen wünschen. Wir wollen ihn zum Zwecke dieses Gesprächs einfach Roberto nennen.«
    »Das ist korrekt.«
    »Und dass Sie eine DNA-Probe von ihm haben möchten. Darf ich fragen, weshalb?«
    »Um das Opfer eines Mordes, den ich untersuche, eindeutig zu identifizieren. Aufgrund von Indizienbeweisen scheint es naheliegend, dass der Tote Robertos Neffe war. Durch einen DNA-Abgleich ließe sich diese Hypothese umgehend bestätigen oder ausschließen, was wiederum entscheidend für den Fortgang des Falles sein könnte.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen.
    »Sie möchten Roberto also gar nicht persönlich befragen?«, sagte der andere Mann schließlich.
    »Im Idealfall schon. Er könnte durchaus in der Lage sein, uns weitere Details über seine Familie zu liefern, die bisher entweder nur vage bekannt sind oder gänzlich unbekannt. Aber ich verstehe die Empfindlichkeiten Ihrer Behörde, und wenn Sie darauf bestehen, werde ich mich mit dem DNA-Material zufriedengeben. Wie Sie vielleicht wissen, ist das keine aufwändige Prozedur. Ein Abstrich im Mund würde reichen. Es ist allerdings unumgänglich, dass ein eindeutiger Beweis dafür vorliegt, dass die Probe tatsächlich von dem betreffenden Individuum genommen wurde.«
    »Ich kann Ihnen einwandfreie Papiere liefern, die die Authentizität jeder Probe bestätigen, sollte Roberto einwilligen, eine zu geben.«
    »Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass Sie in der Lage sind, für alles die nötigen Papiere zu liefern«, erwiderte Zen mit einem leicht stählernen Unterton. »Doch sollte der Fall vor Gericht kommen, würde die in den von ihnen gelieferten Dokumenten genannte Person vor den Richtern erscheinen müssen, um die darin gemachten Angaben unter Eid zu bestätigen. Wollen Sie wirklich riskieren, dass einer Ihrer Agenten auf diese Weise enttarnt wird?«
    Es folgte ein weiteres Schweigen.
    »Zufälligerweise ist Roberto bereit, sich persönlich mit Ihnen zu treffen, unter Einhaltung strikter Bedingungen.«
    »Nennen Sie die.«
    »Zunächst, dass das Treffen in Rom stattfindet. Wie würden Sie dorthin kommen?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Ja.«
    »Wann würde das Treffen sein?«
    »Frühestens morgen.«
    »Dann also morgen. Ich nehme den Nachtzug.«
    »Sehr gut. Sagen Sie bitte Dottor Sforza, er möge mir die voraussichtliche Ankunftszeit und andere Details so bald wie möglich mitteilen. Sie werden am Bahnhof abgeholt und zum Treffpunkt gebracht. Ein Arzthelfer wird zugegen sein, der dafür sorgt, dass die korrekten Schritte für die Entnahme einer DNA-Probe eingehalten werden. Danach dürfen Sie für eine begrenzte Zeit mit Roberto sprechen unter der Bedingung, dass seine Weigerung, irgendeine Frage zu beantworten, als verbindlich akzeptiert wird und dass keine Aufzeichnung von Ihrem Gespräch mit ihm - weder schriftlich oder elektronisch noch mit irgendeinem anderen Medium - angefertigt wird. Sind Sie damit einverstanden?«
    »Mir bleibt offensichtlich keine andere Wahl.«
    »Korrekt. Ich hoffe, dass die Ergebnisse Ihres Besuchs sich als hilfreich erweisen, dottore . Buon lavoro .«

28
    Hinter zwei Lagen geschlossener Vorhänge fläzte sich Martin Nguyen auf dem Bett, während im Fernsehen leise CNN lief, und verschlang das Clubsandwich, das er sich vom Zimmerservice hatte kommen lassen. Es sah überhaupt nicht aus wie ein Clubsandwich, da es zwischen den Hälften eines frisch gebackenen Brötchens arrangiert war, aber es schmeckte besser als jedes Clubsandwich, das er je gegessen hatte. Selbst die Pommes waren klasse. Sie waren schön knusprig, aber innen fest, und hatten den erdigen Geschmack von Kartoffeln. Martin hatte irgendwie vergessen, dass Pommes aus Kartoffeln gemacht wurden, aber wenn man ein bisschen auf ihnen kauen musste, wurde einem das wieder klar. Al dente , dachte er.
    Seit seiner Ankunft hatte er sich zwangsläufig viel Italienisch anhören müssen, und er stellte fest, dass er es perfekt verstand. Nicht so sehr den Inhalt, obwohl er davon ebenfalls einiges aufschnappte, sondern die Form. Die war ihm in einer atavistischen Weise vertraut, ganz anders als dieses unzusammenhängende Genuschel von Worthülsen, mit dem er es an der Westküste zu tun hatte, wo der Hauptzweck einer Äußerung häufig die Bitte des Sprechenden an alle Anwesenden zu sein schien,

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