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Sterben in Rom

Sterben in Rom

Titel: Sterben in Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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verbrannten Fleisches in die Nase stieg, fast schneller noch, als ich den sengenden Schmerz verspürte!
    Aber sie geboten meinem Zorn damit keinen Einhalt. Im Gegenteil, ihre Gegenwehr schürte noch meinen Haß auf sie, und ich schlug um so unbarmherziger und kraftvoller zu. Ihr Blut dampfte und floß über meine Arme, wenn ich ihre Leiber auf meine Krallen spießte und ihre Eingeweide zerfetzte. Andere wieder fegte ich so hart zur Seite, daß ihnen die Hälse brachen, wenn sie gegen Wand oder Boden schlugen.
    Dennoch kam ich nicht ohne weitere Wunden davon, und manche würden mir ewige Erinnerungen an diese furchtbare Nacht bleiben.
    Schließlich jedoch hatte ich sie alle niedergemacht - alle, bis auf einen.
    Don Gabriele Amorth höchstselbst stand, wenn auch wankend, noch auf den Beinen und reckte mir ein fast armlanges Kreuz entgegen, solchermaßen trotzig und mutig in einem, daß es mir beinahe schon Bewunderung abnötigte.
    Aber eben nur beinahe .
    Für Padre Amorth begann in dieser Nacht ein neues Leben, und er lebt noch heute. Jedoch ward dafür Sorge getragen - ich selbst habe es ihm mit Nachdruck befohlen -, daß er die Alte Rasse künftig ignorierte und sein Wirken einzig darauf beschränkte, Besessenen den Teufel und Dämonen auszutreiben. Was durchaus im Sinne un-seres Volkes ist .
    Auf mein Geheiß hin befreite Padre Amorth endlich Tremor von seinen Fesseln. Längst zu spät jedoch. Sein besonderes Leben war ihm zwar geblieben, die vampirische Heilkraft indes mußte versagen ob der verheerenden Wunden, die ihm die »Teufelsaustreiber« zugefügt hatten. Und selbst mich entsetzte ihr grausamer Einfallsreichtum.
    Obwohl ich versuchte, die schlimmsten Verletzungen zu behandeln, indem ich etwa die geweihten Eichenspäne entfernte, die sie unter Tremors Haut geschoben hatten, konnte ich letztlich doch nichts für meinen Bruder tun.
    Die Männer Gottes hatten Tremor zum Monstrum gemacht.
    Mit Leib und Seele.
    Und unser beider Verhängnis nahm seinen Lauf .
    *
    Gegenwart
    Lilith Eden wußte, daß es keinen rationalen Grund dafür gab, trotzdem fühlte sie sich im höchsten Maße unwohl - in der Gesellschaft einer Toten.
    Sie versuchte die Zinkwandung des Sarges tunlichst nicht zu berühren. Manchmal jedoch schaukelte der Transporter so heftig um Kurven, daß sie keinen Halt mehr fand und sich nur noch an dem Sarg abstützen konnte. Er schien ihr kühler, als er es hätte sein dürfen, und jedesmal fröstelte sie wie im tiefsten Winter.
    Ihren Gefährte indes schienen solche Empfindungen nicht im mindesten zu plagen. Im Gegenteil, er wirkte fast zufrieden, wie er da auf der anderen Seite zwischen Wagenwand und Sarg hockte, schweigend und lächelnd, wie Lilith im trüben Schein einer kleinen Leuchte unter der Decke erkennen konnte.
    Aber es war nicht nur die Tatsache, daß sie in einem zum Leichenwagen umfunktionierten Ambulanzfahrzeug unterwegs waren, die Lilith zu schaffen machte. Viel mehr sogar beschäftigte sie der Grund, aus dem sie diese Fahrt mitmachten - weil sie eben diesen Grund nicht kannte!
    Auf entsprechende Fragen hatte der Mann ohne Namen nicht oder nur ausweichend geantwortet. Von einer »Spur« hatte er gesprochen, und von einer »Ahnung«. Mehr war ihm nicht zu entlocken gewesen, und mit seinen vagen Andeutungen konnte Lilith nichts anfangen.
    Kurz bevor sie sich in den Wagen gestohlen hatten, hatte Lilith noch einmal mit dem Gedanken gespielt, es nicht zu tun, den Namenlosen allein davonziehen zu lassen. Dann jedoch wäre ihr ohnehin ungewisses Leben noch einsamer geworden, für niemanden von Bedeutung, vielleicht nicht einmal für sie selbst. Nein, da schien es ihr doch das kleinere Übel, diese Einsamkeit wenigstens mit einem anderen teilen zu können - auch wenn sie sich dafür seiner Führung anvertrauen und seinen merkwürdigen Ideen ergeben mußte.
    So war sie also nach ihm in den Kastenaufbau des Fahrzeugs gestiegen, nachdem sie den Schutz der größtenteils abbruchreifen Häuser verlassen hatten und der Wagen an einer besonders engen Stelle der Gasse nicht einmal mehr im Schrittempo vorangekommen war. Daß die beiden Männer vorne nicht auf ihre »Gäste« aufmerksam geworden waren, lag an der dünnen Blechwand, die Transportbereich und Fahrerkabine voneinander trennte. Eine Verbindung konnte über eine Gegensprechanlage hergestellt werden, wie Lilith inzwischen festgestellt hatte. Ansonsten hielt sich die technische Ausstaffierung des Wagens in Grenzen. Sie vermutete daher, daß der

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