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Sterben in Rom

Sterben in Rom

Titel: Sterben in Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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raste ich einem gewaltigen Geschoß gleich auf das Fenster zu.
    Ein Splitterregen trug mich in den Raum dahinter. Scherben glitzerten in meinem Fell, und wäre jemand meiner ansichtig geworden in diesem Moment, er hätte sich wohl einer überirdischen Erscheinung gegenüber geglaubt.
    Aber es war niemand da, der Zeuge meines Eindringens geworden wäre, und ehe jemand, durch den Lärm alarmiert, herbeieilen konnte, hetzte ich los. Ich nutzte die wölfischen Fähigkeiten, eine Spur aufzunehmen, und folgte ihr. Was um mich herum war, ließ ich nicht allein deshalb außer acht, weil ich mich einzig auf die Fährte Tremors konzentrieren wollte. Ich spürte die schmerzhafte Ausstrahlung der Räumlichkeiten und war sicher, daß sie mit allerlei christlichem Zierat ausstaffiert waren. Selbst der Boden unter meinen Pfoten schien mir ja beinahe glühend heiß.
    Weiter, befahl ich mir, schnell, ehe irgend etwas von dem verfluchten Zeug um mich her seine Wirkung auf mich vollends entfalten und mich wirklich aufhalten konnte!
    Als ich an einer abwärts führenden Treppe aus blankem Stein anlangte, vernahm ich Tremors Schreie nicht mehr nur imaginär. Sie stiegen von dort unten zu mir herauf und drangen auf mich ein, als wären sie gestaltgewordene Dinge, die nun mich selbst malträtierten.
    Ich flog die Stufen schier hinab und fand mich in einem Gewirr von Gewölben wieder. Eine Unzahl von Gängen verband Räume unterschiedlichster Größe miteinander, manche von den Ausmaßen kleiner Säle, andere wieder nur Verschläge.
    Die Witterung des Wolfes führte mich sicher hindurch, zudem leitete mich noch die Lautstärke der Schreie, die meinem Bruder von ärgster Pein abgerungen wurden.
    Schließlich erreichte ich das Ziel. Oder fand mich vielmehr darüber. Denn das eigentliche Geschehen spielte sich jenseits und unterhalb der Galerie ab, auf der ich nun stand und über deren steinerne Brüstung ich hinwegsah - auf ein Szenario, das ich mein Lebtag nie vergessen werde.
    Altlateinische Worte, die ich wie viele Sprachen der Menschen in den Jahrhunderten gelernt hatte, woben etwas wie ein unsichtbares Netz über den großen Raum dort unten. Eine Reihe von dunkelgekleideten Männern sprachen sie aus, knüpften eigene Sprüche an jene, die der Nebenmann gerade aufgesagt hatte. Im Kreis umstanden sie eine Art Tisch aus starken Bohlen, der doch nichts anderes war als eine Folterbank.
    Denn darauf lag Tremor, Arme und Beine mit silbernen Spangen und Ketten gebunden, die sein Fleisch verbrannten und sich hineinsengten. Der Gestank wogte bis zu mir herauf.
    Zugleich peinigten ihn die elenden Kerle mit allerlei Dingen, von denen Kruzifixe noch die harmlosesten waren und deren Anblick mir wehtat, als würden sie mich schon berühren.
    Auf einen tatsächlichen Kontakt würde ich es ankommen lassen müssen. Denn wenn ich für Tremor noch irgend etwas tun wollte, dann mußte ich dort hinab und mich den Folterknechten des Padre Amorth stellen.
    Ich setzte mit einem Sprung auf die Brüstung, hielt für eine halbe Sekunde das Gleichgewicht, dann stieß ich mich ab - - und kam einem Unwetter gleich über die Männer, die sich anmaßten, Greueltaten im Namen eines höheren Zieles zu begehen!
    Zwei von ihnen starben, bevor noch der erste von allen den Mund zum Schrei öffnen konnte. Einen dritten richtete ich während meiner Verwandlung in menschliche Gestalt.
    Die anderen ließ ich schauen, wie mein rauschhafter Wille zum Töten und vampirische Kraft meinen Leib von neuem verformten, zu etwas, das in ihren Augen ein Monstrum sein mußte. Mein Gesicht wurde zu dem einer Bestie, meine Fingernägel zu mörderischen Krallen, und die Haut meiner Glieder schien reißen zu wollen unter dem pochenden Schwellen meiner Muskeln.
    Während mein Wüten den Männern Schreie entriß, die das Gewölbe wie etwas Greifbares anfüllten, hörte auch Tremor nicht auf zu brüllen. Zwar malträtierten sie ihn nicht länger mit ihren verfluch-ten Waffen und Instrumenten, weil alle Aufmerksamkeit nun mir galt, aber die silbernen Schnallen und Ketten fügten ihm noch genug Schmerz zu, den sein geschwächter Körper kaum mehr zu verkraften schien. Ich mußte ihn befreien, doch fehlte mir die Chance dazu.
    Denn das Moment der Überraschung war vergangen, und nun stellten sich die Knechte des Padres mir zum Kampfe, den sie freilich nicht gewinnen konnten .
    ... dieser Meinung war ich zumindest so lange, bis das erste Kruzifix meine Haut streifte und mir der Gestank meines eigenen

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