Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterben in Rom

Sterben in Rom

Titel: Sterben in Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
natürlich auch Tacitus, aber mit keiner Frau der Welt war der Akt je so gewesen wie mit Titiana - jedes Mal kam es ihm vor, als würde die Welt vergehen und neu entstehen, wenn sie es taten. Entsprechend verlangte ihm danach, doch Titiana ließ es nur selten zu. Denn auch dies war eine Art, in der sie ihn lenken und fest im Griff halten konnte .
    Ihre Haut war von milchiger Blässe, und Tacitus konnte die samtene und kühle Weichheit fast spüren. Eine Tätowierung ersetzte Ti-tianas Schambehaarung, und auch ihre Brüste waren solcherart verziert.
    Tacitus stöhnte auf, als das Pochen in seinen Lenden schmerzhaft wurde.
    Und es wurde noch schlimmer, als Titiana verschwand, als flatternder Schatten mit der Nacht verschmolz.
    Einen Moment lang war Tacitus versucht, die Stadt heimzusuchen, nur um das Feuer seiner Lust zu löschen.
    Ein dumpfer Laut hinter ihm ließ ihn den Gedanken jedoch vergessen, und augenblicklich war auch seine Begierde dahin.
    Sanftmut und Milde kehrten in seine Züge und seinen Blick zurück, als er sich zu Tremor umwandte. Der hockte da wie ein viel zu groß geratenes Kind, das von seinen Eltern verlassen worden war -vielleicht seiner abstoßenden Häßlichkeit wegen .
    Tacitus berührte ihn an der Schulter.
    »Komm mit, wir gehen - nach Hause.« Er lächelte schwach bei dem Gedanken daran, daß sie wieder ein Zuhause haben könnten -ihre alte Heimat.
    »Nach Hause«, echote Tremor dumpf.
    Tremor erhob sich. Jede noch so geringe Bewegung kündete von der Kraft, die seinem verheerten Körper innewohnte. Dem Schatten eines monströsen Dämons gleich stand er schließlich da, Tacitus fast um Haupteslänge überragend.
    Durch eine Öffnung im Dach stiegen sie in das Haus hinab; über Treppen ging es dann weiter hinunter. Die Stufen knirschten und ächzten unter ihrem Gewicht. Als eine brach und Tremor zu stürzen drohte, war Tacitus sogleich zur Stelle, um ihm zu helfen.
    Wie immer in all der langen Zeit. Stets war Tacitus dagewesen, um Tremor beizustehen. Und er sah mehr darin als eine Pflicht, die ihm ihrer beider Blut auferlegte.
    Tacitus schuldete ihm diese Fürsorge.
    Weil letztlich er die Schuld am Schicksal seines Bruders trug.
    *
    Tacitus' Erinnerung
    Die Schwärzung unseres Blutes hatte das besondere Band zwischen uns nicht aufzulösen vermocht. Wir waren Brüder gewesen im Leben, und wir blieben es auch nach dem Tode, den wir überwanden, kaum daß ihn uns der Hüter des Lilienkelches eingeflößt hatte.
    Unsere Namen indes hatten sich geändert. Zwar konnten wir uns an unsere vorherigen nicht mehr erinnern, nur wußten wir, wie all die anderen Kinder, die mit uns den dunklen Trunk genommen hatten, daß wir nicht Tacitus und Tremor geheißen hatten. Auf diese Namen hatte der Hüter uns im Auftrag unseres neuen Vaters, Tinto ließ er sich nennen, mit dem Kelch getauft.
    Unsere Entwicklung vom Kinde hin zum Erwachsenen vollzog sich rasch; Jahre des Wachstums überwanden wir im Nu. Die Unterschiede jedoch, die sich schon im zarten Alter zwischen Tremor und mir gezeigt hatten, waren von Bestand. Tremor blieb der Größere und Kräftigere von uns beiden. Es war nicht etwa so, daß ich von unscheinbarer Statur gewesen wäre. Nein, ganz und gar nicht. Nur zeigte Tremors Stärke sich allein schon in seiner Gestalt, und er wirkte - nun, ein wenig grobschlächtig eben, während mir Eleganz und Geschmeidigkeit anzusehen waren.
    Daß es trotzdem Tremor erwischte, daß die Menschen es schafften, ihn zu überwältigen, blieb mir in all den Jahren ein verdammtes Rätsel ... Und Tremor hatte danach nie mehr Gelegenheit gehabt, mir im Detail darüber zu berichten. Weil er kaum noch Herr seiner Zun-ge, geschweige denn seines geschundenen Geistes war .
    Seine Schreie von damals dröhnen mir noch heute in den Ohren, obschon seither etliche Jahre vergangen sind, und noch heute teile ich den Schmerz, den sie ihm zufügten - und den ich ihnen zurückzahlte, wenn auch nicht in der tausendfachen Art, in der ich es von dunklem Herzen gern getan hätte!
    Wie es dazu also hatte kommen können, vermochte ich mir nur zusammenzureimen, das Wenige hinzunehmend, was ich von anderer Seite erfahren hatte.
    Tremor waren seit jeher eine gewisse Unbedarftheit und Abenteuerlust zueigen gewesen. Diese Neigungen vor allem mochten ihm zum Verhängnis geworden sein. Er hatte es oft darauf angelegt, sich den Grenzen des Risikos bis zum Äußersten zu nähern, und nicht immer hatte ich ihn bremsen können. So war Tremor recht

Weitere Kostenlose Bücher