Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterben in Rom

Sterben in Rom

Titel: Sterben in Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
war, noch, was es tun sollte.
    Einen Augenblick lang starrte es den Namenlosen an. Taxierte ihn. Wandte sich ab. Lilith zu!
    Der stechende Blick des Mädchens erschien Lilith allein schon wie ein Angriff.
    Der wahre erfolgte noch in derselben Sekunde!
    Das Mädchen stürzte sich aus dem Stand auf Lilith, die Finger zu Klauen gekrümmt, mit denen sie nach Liliths Gesicht stieß. Fletschte Zähne, die es zuvor nicht besessen haben konnte.
    Lilith schrie.
    Heiseres Fauchen schlug ihr entgegen, getragen von einem Gestank nach altem Blut und Grab.
    Die Ereignisse überschlugen sich.
    »Was war das?«
    Giovanni Fini wandte sich ruckartig dem Fahrer des Wagens zu. Sie befanden sich fast schon am Fuße des Aventin, des grünen Hügels der Klöster und Kirchen, auf dem auch »ihr« Krankenhaus lag, als das Geräusch ihn aufschreckte.
    »Was?« machte Silvio verwirrt. Er schien in Gedanken weit weg gewesen zu sein und nur widerwillig in die Gegenwart zurückzukehren, in der ihm die unerfreuliche Aufgabe zukam, eine Leiche durch Rom zu chauffieren.
    »Ein Geräusch«, sagte Giovanni knapp.
    »Ich habe nichts gehört.«
    »Natürlich nicht, du Penner.«
    »Fragt sich, wer angenehmer träumt - du oder ich«, gab Silvio zurück. »Während du Geräusche hörst, träume ich von Schwester Lucia, diesem kleinen Luder. Davon, wie ich sie in der Wäschekammer .«
    »Da!«
    Giovannis scharfer Ruf ließ ihn innehalten. Außerdem hatte er es jetzt auch gehört.
    »Das ...«, begann er erschrocken, »... das kam von ... da hinten!« Silvio wies mit dem Daumen über die Schulter; dorthin, wo doch Totenstille im wahrsten Sinne des Wortes hätte herrschen müssen.
    Die Geräusche wiederholten sich, wurden lauter, und schließlich hörten die beiden jungen Sanitäter sogar - Schreie?
    Giovanni hieb regelrecht auf die Taste, mit der die Gegensprechanlage aktiviert wurde.
    »Hey!« rief er ins Mikrofon, das auf einem flexiblen Gestänge aus dem Armaturenbrett ragte. Zitternd fragte er: »W-wer ist da?«
    »Wer soll da sein?« flüsterte Silvio. »Da kann doch niemand sein. Jedenfalls niemand, der dir antworten könnte.«
    Aber der Lärm aus dem hinteren Teil des Fahrzeugs war nicht zu leugnen.
    Silvio trat auf die Bremse. Sehr viel heftiger, als es ratsam gewesen wäre - und inmitten einer Kreuzung, auf der auch zu dieser nacht-schlafenen Zeit noch Betrieb herrschte. Nicht sehr viel, aber genug, um - »Verdammt!«
    In einer völlig absurden Reaktion schlang Silvio die Arme um den Kopf, als könnte er damit noch etwas verhindern.
    Giovannis Kopf ruckte herum. Etwas verdunkelte das Seitenfenster der Fahrerkabine. Dann ein dröhnendes Krachen, das er bis in die Haarwurzeln spürte. Metall kreischte. Glas splitterte.
    Der Lastwagen stieß das Ambulanzfahrzeug förmlich davon, holte es noch einmal ein, rammte es von neuem. Der Transporter kippte. Haltlos stürzten Silvio und Giovanni durcheinander. Blut floß.
    Und Giovanni konnte das Knacken hören, mit dem sein Arm brach.
    *
    Kurz zuvor...
    ... hatte Lilith Glück im Unglück.
    Noch immer hielt sie den Zinkdeckel des Sarges fast krampfhaft umklammert. Als sich das untote Mädchen nun auf sie stürzte, schaffte sie es - eher im Reflex denn beabsichtigt - ihn zwischen sich und die Angreiferin zu bringen. Mit einem dumpfen Laut prallte das Mädchen dagegen. Die Gewalt und das Gewicht von Deckel und Mädchen trieben Lilith die Luft aus den Lungen.
    Keuchend zog sie die Knie an, stemmte die Füße von unten gegen den Deckel und legte dann ihre ganze Kraft in den Stoß!
    Wie vom Katapult geschleudert flogen Sargdeckel und Mädchen nach hinten weg. Die Trennwand zur Fahrerkabine stoppte das halt-lose Taumeln der Untoten.
    Kaum hatte es sich aufgerichtet, wollte sich das Mädchen von neuem auf ihr Opfer stürzen.
    Doch der Mann ohne Erinnerung war schneller. Mochte er auch seinen Namen nicht kennen und nicht wissen, wer er war, so hatte er eines doch weder vergessen noch verlernt: zu kämpfen, hart und kompromißlos!
    Ein rascher Schritt brachte ihn neben das Mädchen. Dann holte er auch schon mit der Faust aus und schlug zu.
    Der Hieb war von solcher Gewalt, daß es schien, als würde der Kopf der Kreatur vom Hals gerissen. Haut platzte auf; vom Kinn bis in die Wange zog sich die Wunde. Zähes Blut quoll hervor, benetzte auch die Finger des Namenlosen.
    Für einen endlosen Moment schien er zu vergessen, was er eben zu tun im Sinn gehabt hatte. Als wäre alles andere mit einemmal ohne jede Bedeutung,

Weitere Kostenlose Bücher