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Sterben in Rom

Sterben in Rom

Titel: Sterben in Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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»als könnte ich spüren, daß ich einst ein Leben geführt habe, das Spuren hinterlassen hat. So tief, daß keine Zeit der Welt sie auslöschen könnte. Und diese Spuren werde ich finden - um wieder in ihnen zu wandeln.«
    Lilith wollte seine Zuversicht teilen und versuchte ein aufmunterndes Lächeln. Allein, es blieb beim Versuch. Ihre Zweifel an der Richtigkeit ihres - ihres ganz eigenen - Tuns schwanden nicht im geringsten, als sie dem Mann ohne Namen folgte, weiter in die Nacht, tiefer in die Stadt. Im Gegenteil, die bislang fast stummen Warnungen tief aus ihrem Innersten begannen, ganz allmählich nur, lauter zu werden.
    Und in genau dem gleichen Maße wuchs auch ihr eigentümlicher Durst, den bislang kein Wasser zu stillen vermocht hatte.
    Vielleicht, sann sie wie auf einem Nebengleis ihres Denkens, ist es
    ja gerade dieser Durst, der mich diesem Mann folgen läßt...
    *
    Die schwarzhaarige Frau in dem seltsamen Catsuit war längst hinter Tanja Grabenstett zurückgeblieben. Gesehen hatte das blonde Mädchen die schöne Fremde bereits nach vier oder fünf Schritten nicht mehr. Inzwischen jedoch mußte Tanja sich hundert oder mehr Meter von ihr entfernt haben, zudem noch getrennt durch ein Dutzend Winkel und Ecken.
    Woher sie den Mut genommen hatte, die Fremde anzusprechen, war ihr selbst im nachhinein nicht klar. Vielleicht, weil die Schwarzhaarige trotz ihres recht merkwürdigen Aufzugs vertrauenerweckender gewirkt hatte als all jene Gestalten, denen das Mädchen aus Deutschland zuvor begegnet war - und deren Aussehen sie nur zu einem bewogen hatte: weiterzurennen, so rasch ihre Füße sie nur trugen!
    Tanja wußte nicht, wohin sie lief, und selbst wenn sie gewußt hät-te, wo ihr Ziel lag - das kleine Hotel, in dem sie zusammen mit ihrem Freund Sebastian ein Zimmer gebucht hatte -, hätte sie die Richtung nicht gefunden. Nicht jetzt, da die Nacht fortwährend neue Mauern aus Finsternis um sie her errichtete, und nicht in ihrem Zustand, der längst jenseits des Grades lag, der Verzweiflung von Panik trennte.
    »Sebastian ...«, wimmerte sie.
    Einen Augenblick lang blieb sie stehen, nur um gleich wieder loszulaufen, kaum daß das Geräusch ihrer eigenen Schritte zwischen den Wänden der Gasse verklungen war - und andere Geräusche an dessen Stelle traten. Ein Rascheln und Schleifen wie von kleinen, bekrallten Füßen. Ein knisterndes Schaben, mit dem pelzige Leiber durch Unrat und an Stein entlang strichen. Drei- oder viermal war Tanja schon von einer Ratte berührt worden. Und sie war sicher, daß, wenn sie nur länger als zwei oder drei Sekunden stehenblieb, sich eine ganze Horde der widerlichen Biester um sie scharen würde, um - Sie ließ die Vorstellung nicht bis ins letzte Detail entstehen, rannte weiter, immer weiter - oder glaubte wenigstens zu rennen. Tatsächlich war es nur noch ein erschöpftes Taumeln, das sie voranbrachte. Aber es ließ sie ihre eigenen Schritte hören, ihre schweren Atemzüge, und diese Laute überlagerten das Trippeln der Ratten - und auch das heisere Flüstern, das ihr aus manchen besonders dunklen Ecken entgegenschlug.
    Sebastian .
    Nichts hätte sie lieber getan, als sich in seine Arme zu werfen. Ob -gleich sie ihn längst verfluchte und ihn mit jeder Minute, die sie weiter durch dieses scheinbar ausweglose Labyrinth aus Gassen und Hinterhöfen stürzte, ein kleines bißchen mehr haßte.
    Denn er war schuld daran, daß sie sich verlaufen hatte! Hätte er sich nicht benommen wie ein Idiot, wäre sie nie in diese Gegend geraten, die in den meisten Reiseführern über Rom aus gutem Grund unerwähnt blieb.
    Tanja schluchzte trocken - ihre Tränen waren längst versiegt - und strich sich schweißfeuchte Strähnen ihres blonden Haares aus der Stirn.
    Verdammt, es war doch nichts dabei gewesen! Der junge Kellner in der kleinen Trattoria, in der sie mit Sebastian zu Abend hatte essen wollen, hatte sie doch nur angesehen und ihr ein paar Komplimente gemacht, die sie nicht einmal richtig verstanden hatte! Und sie hatte doch nur spaßeshalber zurückgeflirtet . Sebastians mißmutige Blicke hatten sie dann provoziert, den Flirt noch ein Weilchen fortzusetzen, aber keine Sekunde lang war es ihr ernst damit gewesen! Aber Sebastian (dieser elende Idiot!) war aufgestanden und gegangen!
    »Verdammtverdammtverdammt!« stieß Tanja hervor, aber längst war aller Zorn aus ihrer Stimme gewichen. Eher schon klangen ihre Worte flehend, fast wie das Gebet eines kleinen Kindes. So hatte sie sich den

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