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Sterben in Rom

Sterben in Rom

Titel: Sterben in Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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war sie versucht, den Jungen anzusprechen, aber dann tat sie es doch nicht. Zum einen, weil sie nicht wußte, was sie hätte sagen sollen; zum anderen verspürte sie eine seltsame Scheu vor der Toten. Fast so, als wäre der Tod etwas, dem sie nicht zu nahe kommen wollte.
    Daß der Mann ohne Namen sich hinter ihr aus dem verborgenen Winkel schob, sah Lilith nicht mehr. Und natürlich auch nicht, wie er sich dem Pärchen lautlos näherte.
    Der Geist des Jungen schien von den Ereignissen und dem daraus geborenen Schmerz wie in ein Netz eingesponnen zu sein, das ihn blind und taub für alles um ihn her machte. Er sah nicht einmal auf, regte sich nicht, wimmerte und stammelte nur weiter sinnlose Worte, als der Mann neben ihn trat und sich zu der Toten hinabbeugte.
    Ein kaltes Funkeln trat in den Blick des Mannes, als er die Tote betrachtete. Die Wunde ihrer Kehle klaffte wie die schreckliche Karikatur eines verzerrten Mundes, der zu tief angesetzt war.
    Ganz behutsam, fast ehrfürchtig streckte der Mann einen Finger danach aus und zuckte zurück, kaum daß er die dunkle Wärme berührt hatte. Dann hob er den benetzten Finger.
    Einer Perle gleich saß der Tropfen auf der Fingerkuppe, glitzerte dunkel und rot, und der Mann bestaunte sie, als wäre sie von unschätzbarem Wert.
    Dann glitt ein düsteres Lächeln über seine Züge.
    »Eine Spur ...?«
    Er führte den Finger näher an sein Gesicht. Atmete tief ein. Lächelte wieder.
    »Vielleicht .«
    *
    Als Commissario Nero Twistelli von der Policia Criminale den Ort des grausigen Geschehens erreichte, schien über diesem winzigen Teil Roms die Nacht bereits zu Ende zu sein. Alles war in gleißendes Licht getaucht. Scheinwerferbatterien gossen weißglühende Helligkeit in die Gassen und vertrieben die Schatten aus allen Winkeln und Ecken. Jenseits des beleuchteten Bereichs jedoch schienen sich die Schatten zu einer regelrechten Mauer zu verdichten, die alles verbarg, was dahinter lag.
    Twistelli beobachtete das geschäftige Treiben der uniformierten Carabinieri und der Kollegen in Zivil für eine Weile; nicht interessiert, sondern so, als zögere er, den Tatort zu betreten. Als er es endlich doch tat und in den hellerleuchteten Bereich des Gassenlabyrinths im Norden seiner Stadt trat, kam er sich vor, als würde er eine Bühne betreten, auf der das Stück schon begonnen hatte. Nur gefiel ihm dieses Stück nicht, und noch weniger gefiel er sich in der Hauptrolle dieses Stückes. Denn wie auf ein geheimes Stichwort hin gefror das Szenario für eine Sekunde, und ruckartig wandten sich ihm aller Blicke zu.
    In ein paar der Gesichter las er eine Ahnung stummer Verzweiflung. Offenbar hatten diese Männer gehofft, daß nicht ausgerechnet er die Ermittlungen in diesem Mordfall führen würde. Sein Ruf im Kollegenkreis war nicht der beste. Er galt als schwierig - was den Umgang mit ihm anbelangte. Seine Fähigkeiten als Polizist wagte indes niemand in Abrede zu stellen. Im Gegenteil, man nannte ihn den »Bluthund« - ehrfurchtsvoll. Weil er von einer Spur nicht abließ, hatte er sie erst einmal aufgenommen. Unter mehreren Fährten witterte er mit einem Instinkt, um den ihn viele beneideten, in über 90 Prozent aller Fälle die richtige, und er folgte ihr stets bis zum Ende.
    Natürlich gab es ein paar, meist übermütige Neulinge, die meinten, Nero Twistelli hätte den Beinamen »Bluthund« seinem bulligen Äußeren und seinem bärbeißigen Typus zu verdanken. Diese Jungspunde nahm der »Bluthund« eine Weile unter seine Fittiche und mit auf seine Jagden - und die meisten von ihnen entließ er als das aus seiner Obhut, was er persönlich unter guten Nachwuchspolizisten verstand: als junge »Bluthunde« ...
    Fast schlagartig kam wieder Bewegung in die Szenerie, als Nero Twistelli die Lippen zum Sprechen öffnete. Jeder war urplötzlich sehr beschäftigt und konzentrierte alle Aufmerksamkeit auf sein Tun. Twistelli grinste kurz - jenes verwegene Lächeln, das die Frauen außerhalb des Polizeidienstes so an ihm liebten - und brüllte dann doch.
    »Cesare!«
    Selbst seine Stimme hatte Ähnlichkeit mit dem dunklen, drohenden Bellen eines Bluthundes .
    Inspettore Cesare Rosati fiel in der Menge seiner Kollegen, die storchengleich umherstaksten, um keine etwaigen Spuren zu verwischen, auf wie der berühmte bunte Hund. Obwohl er waschechter Römer mit ellenlanger Ahnenliste war, hatte ihn eine übellaunige Natur mit fast kalkigem Teint und rostrotem Haar gestraft. Als wolle er seiner

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