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Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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in Sicherheit.
    Schwer atmend, mit schweißnassem Gesicht, öffnet er die Wagentür und lässt sich schwer auf den Fahrersitz fallen.
    »O Liebling …«, beginnt er. »Ich dachte …«
    Er sieht sich selbst im Rückspiegel.
    Doch zu spät bemerkt er die Bewegung auf dem Rücksitz.
    Und dann liegt die Klinge an seiner Kehle.
    Ein Gesicht, das von den Flammen in geschmolzenes Plastik und verkohltes Fleisch verwandelt worden ist, taucht aus der Dunkelheit auf, und eine Hand schiebt sich über McAvoys Handy und schließt das Telefon.
    McAvoy starrt in die nassen blauen Augen von Simeon Gibbons.
    Fühlt, wie das Messer an seinem Körper hinabgleitet.
    Fühlt den Druck, während es seinen Mantel durchschneidet, sein Hemd. Seine Haut aufschlitzt.
    Fühlt, wie der Mann sich vorbeugt und die zerschnittene Kleidung mit der Hand auseinanderspreizt. Er starrt die Narbe an, die die Klinge eines Killers vor einem Jahr hinterlassen hat.
    Zu spät kapiert McAvoy, dass er selbst ebenfalls ein Überlebender ist. Einer, der davonkam.
    Er schließt die Augen, als er begreift, dass seine Frau und Kinder in Sicherheit sind. Chandler hat ihn an der Nase herumgeführt. Er selbst ist es, der auf die Art ins Jenseits befördert werden soll, die er vor zwölf Monaten überlebt hat.
    Dann ein plötzlicher Ruck. Dumpfer Schmerz zuckt in McAvoy auf, als ein steifer Daumen mit fachmännischer Schnelligkeit und Präzision in seine Halsschlagader gerammt wird.
    Und dann Schwärze.

Kapitel 27
    McAvoy wacht im Nichts auf. Er kann sich nicht bewegen. Die Schmerzen an seinem Hals, in seinem Genick, sind das Zentrum seines Seins.
    Er versucht, den Kopf zu heben. Es gelingt nicht. Versucht, die Arme zu bewegen. Die Signale aus dem Hirn scheinen die Glieder nicht zu erreichen.
    Er lauscht. Versucht sich zu konzentrieren. Er spürt das Summen von Autoreifen. Er ist auf dem Beifahrersitz seines eigenen Autos zusammengesunken, und sie fahren mit hoher Geschwindigkeit dahin.
    Da ist eine Stimme in der Nähe. Ein leises, zischendes, animalisches Flüstern. Es klingt wie ein Mantra, das schon seit Ewigkeiten wiederholt wird.
    »… nur noch dieser eine, mein Schatz. Dieser eine, und dann wach auf. Wach auf für mich. Wach auf für mich. Nimm es zurück. Bitte. Nimm es zurück …«
    McAvoy versucht, mit schierer Willenskraft in seinen Körper zurückzukehren.
    Er schafft es, sich über die trockenen Lippen zu lecken. Bewegt seinen Kopf ein winziges Stück.
    »Er hat überlebt. Überlebt, wo du es nicht geschafft hast. Überlebt wie ich. Wie sie alle. Wir bringen ihn an den Ort, wo es geschehen ist. Schneiden ihn auf, wie es schon beim ersten Mal hätte sein sollen …«
    Durch den trüben Nebel seiner Gedanken begreift McAvoy. Versteht, dass Simeon Gibbons ihn dahin bringen will, wo vor einem Jahr alles begonnen hat. Wo Tony Halthwaite ihn mit seiner Klinge aufschlitzte, weil er die Frechheit besaß herauszufinden, dass der gute Tony gerne junge Mädchen tötete. Wo McAvoy zum Überlebenden wurde.
    Er verändert die Kopfposition ein wenig. Erhascht einen Blick auf die Straße. Auf dunkle Bäume, die regengepeitscht im Wind schwanken.
    Erkennt die vertraute Silhouette der Humber-Brücke.
    Eine halbe Stunde von daheim.
    Und fünf Minuten von dem Fleck entfernt, wo er vor einem Jahr einen Killer gestellt hatte und für seinen Mut beinahe verblutet wäre.
    »… Sparky hat uns im Stich gelassen, nicht wahr? Das Zimmer. Das Bett. Das Beste, was man mit Geld kaufen kann. Und doch schläfst du immer noch. Schläfst schön wie Schneewittchen, nur noch ein Bild in einem Rahmen. Er sagt, er sei unser Freund. Aber sie konnten dir nicht helfen, nicht wahr? Konnten dich nicht aufwecken. Es lag nicht in ihrer Macht. Ist jenseits der Medizin. Wir müssen jemandem sein Wunder wegnehmen, nicht wahr? Der Schriftsteller wusste Bescheid. Er hat einen Sinn in die Sache gebracht. Gerechtigkeit ist ein endliches Gut. Die Gnade ist begrenzt. Sie fällt wie Regen, doch der Himmel ist ausgetrocknet. Es gibt nur soundso viel Glück. Menschen haben überlebt, wo andere gestorben sind. Warum nicht du? Warum haben sie dir deine Gnade gestohlen?«
    McAvoy spürt, wie der Wagen durch einen Kreisverkehr pendelt. Sieht, wie die Baumwipfel über ihnen dichter werden.
    Er denkt an Roisin. Erinnert sich an das letzte Mal, als er ihren Mund geküsst hat. Stellt sie sich in der Küche vor, wie sie raspelt und vermengt und schnippelt, seine gute kleine weiße Hexe …
    Erinnert sich an den

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