Sterbensschön: Thriller -
als wollte er einen Anruf machen.
»Warten Sie!«, rief Archie.
»Archie!«, schrie Susan.
Beim Klang von Susans Stimme sank Archie der Mut. Was tat sie denn hier? Er konnte sich nicht umdrehen, er durfte den Blick nicht von Colin Beaton nehmen. Es kostete ihn alle Beherrschung, nicht zu ihr zu rennen. »Susan?«, fragte er.
»Ich bin mit einer Polizistin hier«, sagte Susan. »Ich habe Hilfe gebracht.«
»Colin«, ertönte eine strenge weibliche Stimme. »Du musst sie dieses Mädchen von hier wegbringen lassen. Hast du mich verstanden?«
Es war Huffington. Erleichterung durchflutete Archie. Sie hatte sicherlich per Funk durchgegeben, wo sie war, ehe sie hier hereingekommen war. Wenn sie sich nach einer gewissen Zeit nicht meldete, würde Verstärkung anrücken. Jetzt mussten sie nur lange genug durchhalten.
»Ich habe das Licht gesehen und beschlossen, mal nachzuschauen«, sagte Huffington.
Colin starrte Huffington mit offenem Mund an.
»Er hat den Reverend an eine Art Bombe angeschlossen«, sagte Archie. Er behielt Colin im Visier. Vielleicht konnte er ihn nicht töten, aber er konnte ihn unschädlich machen.
Colin wirkte immer gequälter. Sein Daumen schwebte über der Tastatur des Handys. Huffingtons Anwesenheit hatte ihn aus der Fassung gebracht. Er wusste, dass er einer Übermacht gegenüberstand. »Lassen Sie die Waffe fallen«, sagte er zu Archie. »Oder ich mache den Anruf.«
»Sie sprengen sich selbst mit in die Luft, Colin«, sagte Archie. Der Reverend, Pearl, Colin, sie waren alle zu nahe beisammen.
Colin zitterte inzwischen unkontrollierbar, als hätte sich eine Art Knoten in ihm nach langer Zeit gelöst. »Gretchen hat sich um uns gekümmert«, protestierte er. Er sah Huffington mit wildem Blick an. »Sie hat uns beschützt.«
»Indem sie Ihren Vater tötete?«, sagte Archie. »Sie hatten andere Möglichkeiten. Was immer sich bei Ihnen abspielte, es gab Wege, Hilfe zu bekommen.«
»Die Kirche hat uns erzählt, wir sollten vergeben«, klagte Colin in Huffingtons Richtung. »Wissen Sie, wie viele Kinder starben, weil ihre Eltern nicht eifrig genug gebetet haben, weil sie Gott nicht genügend liebten?«, fragte er Archie. »Wo war die Polizei da?«
»Wir sind jetzt hier«, sagte Huffington hinter Archie.
Colin blinzelte betrübt in Richtung Huffington. Das Zucken hörte auf, er verhielt sich ruhig. Seine Miene war ausdruckslos, die Arme hingen schlaff herab, die Augen blickten starr geradeaus. Nur seine Lippen bewegten sich. Archie begriff, dass er betete. Er würde es tun. Er war im Begriff, die Bombe zu zünden.
Sie hatten keine Zeit mehr.
»Sehen Sie mich an, Colin«, sagte Archie rasch. »Schauen Sie. Ich lege meine Waffe weg.« Colins Lippen hörten auf, sich zu bewegen, und er beäugte Archie misstrauisch. Archie konnte nur hoffen, dass Henry nahe genug für einen Schuss kam und dass Colin ihn vorübergehend vergessen hatte. Ohne den Augenkontakt mit Colin abzubrechen, kniete Archie nieder, sicherte mit dem Daumen seine Waffe und legte sie langsam auf den Teppichboden. Huffington war hinter ihm. Sie war bewaffnet, sie konnte ihm Deckung geben. »Sehen Sie?«, sagte er. »Da ist sie. Ich habe meine Waffe beiseitegelegt. Ich werde jetzt aufstehen, okay? Okay, Colin?«
»Ist Pearl in Ordnung?«, rief Susan hinter ihm.
»Susan, verschwinden Sie jetzt von hier«, sagte Archie. »Huffington, schaffen Sie sie raus.«
»Ich will nur sehen, wie es ihr geht«, sagte Susan.
»Colin!«, rief Huffington, und er drehte sich genau in dem Moment zu ihr um, in dem Henry feuerte. Henry traf ihn in die Schulter, er fiel nach hinten, das Handy wurde ihm aus der Hand geschleudert und landete auf dem Teppich. Colin quiekte wie ein Tier, dann griff er unter den Altar und holte eine Machete hervor.
Henry hastete bereits mit erhobener Waffe die Stufen zu ihm hinauf. »Ich kann Sie von hier töten«, rief Henry. »Verstehen Sie? Lassen Sie die Machete fallen, oder ich puste Sie verdammt noch mal um.«
Archie ging wieder in die Hocke, um seine Pistole vom Boden aufzuheben, als er spürte, wie ihm die Mündung einer Waffe an den Hinterkopf gedrückt wurde.
Der Reverend betete immer noch. Pearl lag reglos auf dem Altar. Henry hatte die Waffe auf Colin gerichtet, der blutete, aber aufrecht stand und die Machete wie einen Baseballschläger in beiden Händen hielt.
Huffington hatte Colins Namen gerufen, um ihn zu warnen, damit er sich rechtzeitig von dem tödlichen Schuss wegdrehen konnte.
»Tut mir leid,
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