Sterbenswort: Thriller (German Edition)
fragte sie herausfordernd.
»Was meinst du?«
»Die Äpfel. Warum interessieren sie dich?«
»Was ist mit deinen Äpfeln? Wieso sollten sie mich interessieren? Sag mal, was ist denn nur los mit dir? So kenne ich dich gar nicht!«
»Einer davon war angebissen. Aber nicht von Mia.«
»Kathrin. Du bist eine überdurchschnittlich rationale Frau. Das war es auch, was mich damals so angezogen hat. Ich mache mir im Moment große Sorgen um dich.«
Sie spürte, wie Tränen nach draußen drängten. Doch es gelang ihr, sie zurückzuhalten. Axel hatte sie noch niemals weinen gesehen, und das sollte sich auch nicht ändern.
»Wann war das denn mit dem Apfel?«
»Vor drei Tagen.«
»Siehst du, da war ich doch gerade auf dem Heimflug.«
Leiser fügte er hinzu: »Kann es sein, dass du ihn selbst angebissen und es dann vergessen hast? Vielleicht hat dich just in diesem Moment etwas abgelenkt, ein Anruf zum Beispiel.«
Kathrin überlegte, schüttelte dann aber den Kopf.
»Es ist ja auch noch mehr passiert. Und es fing schon vorher an.«
»Vor meiner Reise?«
»Ja.«
»Aber während ich auf den Malediven war, ist es weitergegangen.«
»Ich möchte, dass du mir deinen Schlüssel gibst!«
»Kathrin, so glaub mir doch. Ich habe damit nichts zu tun. Warum sollte ich dir solche Streiche spielen?«
»Vielleicht kontrollierst du mich. So wie früher.«
Kathrin spielte auf seine unbegründete Eifersucht an, die letztendlich zur Trennungsursache geworden war. Ironischerweise hatte sie ihm im Laufe des Zusammenseins insgesamt drei Seitensprünge verziehen. Sie ging davon aus, dass er weitere gehabt hatte, die von ihr unentdeckt geblieben waren.
»Unsinn. Mich interessiert dein Privatleben nicht mehr. Du kannst dich treffen, mit wem auch immer du möchtest. Ich weiß sowieso, dass du einen Neuen hast.«
»Was habe ich?«
»Einen Neuen.«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Mia hat ihn gezeichnet.«
Jetzt verstand Kathrin überhaupt nichts mehr.
»Mia hat mir sogar seinen Namen verraten.«
Kathrin sah ihn fragend an.
»Sie sagt, er heißt Erik.«
7
Damals
T heo Kron stand im Türrahmen und blickte ins Zimmer. Er entdeckte ein einziges Chaos und fühlte sich endlich in seinen Vorurteilen bestätigt.
Dass ihn seine Voreingenommenheit stark prägte, war Theo Kron bereits sehr früh in seiner kriminalistischen Karriere von seinen Ausbildern vorgeworfen worden. Er empfand dies keineswegs als Manko. Im Gegenteil. Es vereinfachte die Sachverhalte und führte ihn effizienter an sein Ziel. Nur selten musste er sein Urteil revidieren.
Quer im Raum verteilt lagen Kleidungsstücke, Bücher und Videokassetten. Auf dem Tisch in der Mitte ein voller Aschenbecher, daneben drei angebrochene Packungen Zigaretten, zwei benutzte Gläser und ein Teller, an dem vertrocknete Essensreste klebten. Kron sah einen Locher, einen Fußball, Batterien, sogar eine Packung Kondome. Alles befand sich irgendwo im Raum, ohne jegliches System. Als habe man es einfach dort gelassen, wo man es gerade eben noch verwendet hatte.
Erik Stein schien ein äußerst unordentlicher Mensch gewesen zu sein.
Kron atmete tief ein, kaltes Nikotin hing in der Luft.
Der Rest der Wohnung schien ihm rauchfrei gewesen zu sein.
Das Klappsofa, zum Teil verdeckt durch eine Jeanshose und einen Trenchcoat, glaubte er wiederzuerkennen. Seine Nichte besaß das gleiche: Ikea. Die restliche Einrichtung wirkte ebenfalls wie aus einem Prospekt des schwedischen Möbelhauses.
Abgesehen von dem Kamerastativ in der hinteren Ecke: So etwas gab es bei Ikea nicht.
Der Trenchcoat, dessen Überreste sie bei der Leiche gefunden hatten, könnte vor dem Unglück genauso ausgesehen haben wie der auf dem Sofa.
Überall an den Wänden klebten Filmplakate. Lost Highway, las Kron, und From Dusk Till Dawn . Kron kannte die Filme nicht, weder die beiden noch all die anderen. Überwiegend sehr martialisch. Und düster. Teilweise schienen sie mit Vampiren und Zombies zu tun zu haben. Da musste man ja depressiv werden!
Kron sah sich mit seiner Frau lieber deutsche Filme an, solche, die zu einem Happy End führten. Oder die amerikanischen aus den Fünfzigern und Sechzigern. Zu der Zeit wurden in Hollywood wenigstens noch ordentliche Filme gedreht! Mit Cary Grant und Rock Hudson. Leider kamen sie nur noch selten im Fernsehen. Seine Frau meckerte oft darüber.
»Haben Sie alles so gelassen, wie es war?«
Beinahe zeitgleich hörte Kron hinter seinem Rücken drei bestätigende Jas.
Er drehte sich um
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