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Sterblich

Sterblich

Titel: Sterblich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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oder wie ein Spezialist für Hadd-Strafen. Ich halte es für wichtig, dass wir uns klarmachen, dass es sich in diesem Fall nicht um ein gewöhnliches islamisches Vorgehen handelt. Im Koran steht beispielsweise nichts von Steinigung. Diese Tat muss jemand mit extremen Ansichten, und damit meine ich wirklich extreme Ansichten, und einer kranken Psyche ausgeführt haben. Und ich bin mir nicht so sicher, dass das auf Marhoni zutrifft.«
    »Aber muss man nicht Muslim sein, um mit dieser Art von Strafe verurteilt zu werden?«, fragt Brogeland.
    »Ja, das ist richtig.«
    »Aber Hagerup war doch Norwegerin?«
    »Genau. Es gibt mehrere Punkte, die nicht ganz zueinanderpassen.«
    »Vielleicht ist sie ja zum Islam konvertiert«, schlägt Hagen vor.
    Sandland verzieht das Gesicht.
    »Es lässt sich überhaupt nicht mit Sicherheit sagen, ob die Scharia oder die Hadd-Strafe irgendetwas damit zu tun haben«, wendet Gjerstad ein.
    »Nein, das …«
    »Vielleicht hatte ja zufällig einer die Idee, sie zu steinigen. Eine schreckliche Art, jemanden umzubringen. Das dauert doch ewig, besonders wenn die Steine klein sind.«
    »Ja. Wir sollten jemanden suchen, der sich mit Hadd-Strafen auskennt.«
    »Da gibt es doch sicher viele.«
    »Klar, jeder kann sich das anlesen, egal ob Norweger oder Muslim. Aber dieser Mord hat etwas Rituelles. Dass sie ausgepeitscht und gesteinigt und ihr eine Hand abgehackt wurde – das muss doch eine besondere Bedeutung haben.«
    »Offensichtlich«, antwortet Nøkleby.
    »Das heißt, Hagerup war untreu?«, fragt Hagen. »Oder hat gestohlen?«
    Sandland zieht die Schultern hoch.
    »Keine Ahnung. Vielleicht beides. Vielleicht aber auch nichts von alledem. Das wissen wir noch nicht.«
    »Okay«, sagt Gjerstad und erhebt sich. »Wir müssen den Hintergrund von Marhoni und Hagerup gründlicher checken und mehr über die beiden herausfinden. Was hat sie getan und was nicht? Was hat sie studiert, mit wem ihre Zeit verbracht? Freunde, Familienverhältnisse und so weiter. Darüber hinaus müssen wir das islamische Milieu abklopfen, ob es da den einen oder anderen gibt, der Auspeitschen und diese Art von Bestrafung in Ordnung findet, und dann herausfinden, ob irgendeine Verbindung zu Marhoni oder Hagerup besteht. Emil, Sie sind der Internetexperte. Überprüfen Sie Chat-Foren, Homepages, Blogs und wie das alles heißt, suchen Sie alles raus, was Sie über Scharia und Hadd finden, und achten Sie darauf, ob Namen auftauchen, die wir uns näher ansehen sollten.«
    Emil nickt.
    »Und noch etwas«, sagt Gjerstad und sieht Nøkleby an, ehe er fortfährt. »Eigentlich unnötig zu erwähnen, aber NRK war heute bei der Pressekonferenz erstaunlich gut informiert. Diese Ermittlungen sind so umfassend, dass wir uns die Arbeit nur selbst schwermachen, wenn die Medien gleich wissen, was wir unternehmen. Also, nichts von dem, was wir hier besprechen, verlässt diesen Raum. Ist das klar?«
    Keiner antwortet. Aber alle nicken.

16
    Seine Arbeit an der Westerdals ist schnell erledigt. Er führt einige Interviews, holt sich, was die Zeitungen haben wollen, schießt noch ein paar Fotos und macht sich auf den Heimweg. Als er an Jimmys Sushi-Bar im Fredensborgveien vorbeigeht, klingelt sein Handy.
    »Henning«, meldet er sich.
    »Hallo, hier ist Heidi.«
    Er schneidet eine Grimasse und begrüßt sie ohne jeden Enthusiasmus.
    »Wo bist du?«
    »Auf dem Rückweg, um den Artikel zu schreiben. Ich schicke ihn im Laufe des Abends.«
    »Das Dagbladet hat bereits etwas über die Trauer ihrer Freunde an der Schule. Warum haben wir das nicht? Warum hat das so lange gedauert?«
    »Lange gedauert?«
    »Hättest du den Artikel nicht telefonisch durchgeben können?«
    »Ich muss ja wohl erst einen Artikel haben, bevor ich ihn durchgeben kann.«
    »Vier Sätze über die Stimmung, zwei Zitate von irgendwelchen Trauernden, und wir hätten was gehabt, das du später mit weiteren Bildern und Zitaten hättest ergänzen können. Jetzt laufen wir den anderen verdammt lang hinterher!«
    Er hat nicht schlecht Lust, sie zu korrigieren und ihr zu sagen, dass man nicht lang, sondern weit hinter jemandem herläuft, lässt es aber bleiben.
    Heidi holt tief Luft und atmet in den Hörer.
    »Warum sollen die Leser die Human-touch-Story bei uns lesen wollen, wenn sie sie schon bei den anderen gelesen haben?«
    »Weil mein Artikel besser ist.«
    »Ha, das hoffe ich. Das nächste Mal erledigst du das gefälligst telefonisch.«
    Bevor er noch etwas erwidern kann, hat Heidi

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