Stern der Göttin
unbedingt verhindern, dass auch noch das letzte Auge des Ungeheuers geblendet wurde. Sein Gesicht verzerrte sich vor tödlichem Hass, und er hob beide Hände, um Laisa und Rongi daran zu hindern, auch das noch zu tun.
»Wenn ich doch nur eine Nymphe wäre und dem Kristall befehlen könnte«, dachte Naika verzweifelt und starrte die dünne Wand an, die sie von Tedenrhol trennte, als könnte sie diese Kraft ihres Willens zum Verschwinden bringen. Dann raffte sie allen Mut zusammen, schnellte aus ihrer Wanne und klatschte mit ihren Flossen gegen die Scheibe.
Tedenrhol hatte keinen Angriff von ihrer Seite befürchtet und nur eine dünne Abtrennung ohne magische Verstärkung geschaffen. Nun barst der fragile Kristall unter ihrem muskulösen Fischschwanz, und der Schwung trieb die Nixe weiter, so dass sie gegen den Magier prallte.
Tedenrhol wandte sich noch um und riss die Arme abwehrend hoch, konnte aber den Zusammenstoß nicht mehr verhindern. Dabei wurde er gegen die niedrige Brüstung geschleudert, die seine Loge umgab, und verlor das Gleichgewicht. Naika landete dicht neben ihm auf den Rücken und fegte ihn mit einem weiteren kraftvollen Flossenschlag in die Arena hinab. Er war so verwirrt, dass er gar nicht daran dachte, sich sofort wieder zu versetzen, sondern schwankend aufstand und seine Umgebung musterte. Im nächsten Augenblick stürmte das geblendete Ungeheuer, das die Erschütterung gespürt hatte, auf ihn zu.
»Ich bin es, dein Herr!«, schrie Tedenrhol noch und wollte einen Schutzzauber weben. Da trafen ihn die Hufe des Kampfmonsters. Sein Schädel barst, und sein Brustkorb wurde eingedrückt. Als er blutüberströmt in den Sand zurückstürzte, brachen die untoten Wachen auf der Galerie zusammen und zerfielen zu Staub.
Ein paar Augenblicke trampelte das Ungeheuer noch auf den Resten seines Herrn herum, dann wandte es sich wieder seinen noch lebenden Gegnern zu.
»Wir müssen das Auge auf dem Schwanz zerstören!«, schrie Laisa und suchte tänzelnd nach einer Möglichkeit, bei ihrem nächsten Angriff dem Stachel zu entgehen.
Doch Rongi kam ihr zuvor. Er sprang hoch, umklammerte den Skorpionschwanz des Ungeheuers mit allen Vieren und versuchte, einen Eckzahn in das winzige, durch einen Knochenwulst geschützte Auge zu stoßen.
Laisa wartete nicht ab, ob der Katling Erfolg hatte, sondern schnellte auf den Rücken des Ungeheuers und hielt den Stachelschwanz von der anderen Seite fest. Während Rongi auf dem Auge herumbiss, schlug sie ihre Fänge eine Handbreit weiter oben in den Teil, aus dem der Stachel herauswuchs. Die Knochenschuppen fühlten sich an wie Stahlringe, aber sie ließ nicht eher nach, bis einige davon nachgaben und ihre Zähne sich in weiches, seltsam trockenes Fleisch gruben. Kurz darauf hatte sie den Giftstachel abgebissen und das Monster seiner wirksamsten Waffe beraubt. Noch während das Ungeheuer unter ihr bockte wie ein tollwütig gewordener Zugochse, zog Laisa sich nach vorne, bis sie den Hals erreichte, und riss mit ihren Fängen an den Panzerplatten, die seinen Nacken schützten.
Das Monster bemerkte die Gefahr und versuchte, seine Gegnerin abzuschütteln. Doch Laisa schlug ihre Krallen in die Spalten zwischen den Schuppen, um sich festzuhalten, und bemerkte dabei, dass Rongi das letzte Auge zerstört hatte. Rasch ließ der Katling sich an einem Bein des Untieres hinabgleiten und versuchte, dessen Achillessehne zu zerbeißen.
»Lass das!«, schrie Laisa, die das tollkühne Manöver verfolgte.
Plötzlich landete Ysobel neben ihr, in der Hand ein Schwert, das sie einer der toten Wachen abgenommen hatte, und stieß es kurz entschlossen in die Stelle, die Laisa bereits aufgerissen hatte. Dabei brach der Griff des Schwertes ab, aber die Klinge blieb im Körper des Monsters stecken.
Das Wesen stand für einen Augenblick still. Dann ließ es sich fallen und wälzte sich im Sand, um die lästigen Wesen auf seinem Rücken abzustreifen. Laisa und Ysobel kletterten rasch auf den Bauch des Tieres, der weitaus schlechter gepanzert war, und klammerten sich dort fest. Während die Katzenfrau dem Monster die dünnen Panzerschuppen über der Kehle aufriss, rief Ysobel Toghann zu, ihr seine Waffe zu reichen.
Anstelle des Tawalers eilte der gepanzerte Krieger heran, der dem Ungeheuer ebenfalls entgangen war, und rammte dem Monster die Klinge bis ans Heft in den Leib. Während das Ungeheuer erschlaffte, sah der Mann Laisa an.
»Puh, das war ein hartes Stück Arbeit! Meinen Glückwunsch,
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