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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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tat.
    Ihre Gedanken wurden durch das Eintreten neuer Gäste unterbrochen. Es handelte sich um mehrere, in einfache graue Kittel gewandete Männer, die als Passagiere mit der Fähre gekommen waren. Zuerst wirkten sie noch ein wenig scheu, dann aber schlug der Letzte von ihnen die Tür krachend ins Schloss und herrschte die Wirtin an.
    »Bring den besten Thilierwein, den du hast, Weib!«
    »Gerne, wenn du ihn bezahlen kannst.«
    »Du hast mich mit Ihr und Euch anzureden. Ich bin GrafKolnir von den Sieben Hügeln aus Urdil.«
    »Wie ein Graf siehst du aber nicht aus«, spottete die Frau.
    »Meine Freunde und ich kommen aus t’woolischer Haft und sind auf dem Weg in die Heimat. In T’wool gab man uns kein besseres Tuch.«
    »Aber genug Zehrgeld, um euch Wein aus Thilion leisten zu können, was? Weißt du was, mein Freund, mir ist ein einfacher Schiffer mit ein paar Münzen in der Tasche als Gast lieber als ein Gräflein vom leeren Beutel.« Die Wirtin drehte dem Mann den Rücken zu und trat zu Laisas Tisch, um dort nach neuen Wünschen zu fragen.
    Einer der anderen Urdiler folgte ihr und zupfte sie am Ärmel. »Weib, hab Mitleid mit uns, die wir dem Schrecken des Ostens entrinnen konnten. Wir werden dir das Geld, das wir dir schuldig sind, durch einen Boten bringen lassen.«
    Die Wirtin winkte ärgerlich ab. »Das wüsste ich! Solch hohe Herren wie ihr vergesst derartige Kleinigkeiten gar zu leicht. Aber ich will ja nicht so sein. Ihr könnt essen, was im Topf übrig bleibt, und ich gebe euch sogar einen Schuss Wein in das Wasser, das ich euch als Getränk vorsetzen werde.«
    Der Mann wollte etwas darauf antworten, doch Graf Kolnir befahl ihm zu schweigen und wies dann auf den Tisch, an dem Laisa mit ihren Begleitern saß.
    »Das ist doch Gesindel von drüben. Das hat hier nichts verloren. Kommt, die greifen wir uns! Danach haben wir auch das Geld, um diese Harpyie von Wirtin zufriedenzustellen.« Er zog einem der Schiffer, der in seiner Nähe stand, das lange Messer aus der Scheide und wollte den gelben Strich überschreiten, der Laisas kleines Revier vom Rest der Gaststube abteilte. Da stellte sich ihm die Wirtin mit ihrem Besen in den Weg.
    »Halt, Bursche! Diese Leute sitzen dort so, wie es das Gesetz befiehlt. Nur ich darf diese Linie überschreiten und sonst keiner. Wage es, und du wirst meinen Zorn zu spüren bekommen.«
    »Vor dir habe ich keine Angst!« Graf Kolnir versuchte, sich an ihr vorbeizuschieben, da klatschte der Besen gegen seinen Schädel.
    Der Urdiler heulte auf. »Verfluchte Schlampe!«
    Als er die Wirtin schlagen wollte, packten ihn zwei Goisen-Schiffer und stießen ihn in die gegenüberliegende Ecke der Gaststube. Einer ihrer Kameraden warnte unterdessen die übrigen Urdiler.
    »Haltet Frieden, sonst könnt ihr zu Fuß nach Hause gehen. Kein braver Schiffer wird einen Mann an Bord nehmen, der unsere Wirtin bedroht, noch dazu, da ihr die Passage sowieso nicht bezahlen könnt.«
    »Ihr werdet euer Geld schon bekommen«, erklärte einer der Edelinge von oben herab.
    Graf Kolnir, dessen Stolz durch den Besen der Wirtin und auch durch Püffe, die er von den Schiffern erhalten hatte, doppelt angeschlagen war, fuhr wütend herum. »Dieses Goisen-Gesindel ist es nicht wert, dass man ein Wort an es richtet. Kommt, Freunde, wir gehen zum Tor. Unsere tenelianischen Glaubensbrüder werden uns helfen, in die Heimat zurückzukommen.«
    Einer der Schiffer trat grinsend auf ihn zu. »So, Gesindel sind wir! Ich glaube, ihr Herrchen solltet euch beeilen, von hier fortzukommen. Wir Goisen sind, wie euresgleichen immer behauptet, etwas schwer von Begriff, aber mit den Fäusten rasch bei der Hand.«
    Laisa sah, wie es in den Urdilern kochte, doch keiner wagte es, die Schiffer noch weiter zu reizen. Graf Kolnir forderte seine Begleiter mit heftigen Gesten auf, ihm zu folgen, und verließ die Fährstation ohne Gruß.
    Einer der Schiffer schlug die offene Tür hinter ihnen zu und ballte die Fäuste. »Diese Narren haben den Strom mit ihrem verdammten Krieg zu einer Brutstätte von Piraten und Freistädtern gemacht und tun trotzdem so, als müsse man sie als große Helden verehren. Die Linirias soll sie holen!«
    Das war nicht unbedingt ein frommer Wunsch. Doch andere Goisen stimmten dem Sprecher zu und berichteten von dem überbordenden Piratenwesen auf der anderen Seite und von den Schwierigkeiten, die es dem Handel bereitete, von dem sie lebten. Schließlich bestätigten sie einander, dass früher alles besser

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