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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Proviant, da das Essen drüben in der Fährstation von Maraand angeblich einfach ungenießbar sei.
    Laisa war schließlich froh, als sie auf die Fähre steigen konnte. Diese erschien ihr schnittiger als die plumpen Kästen der Goisen, musste aber auch keine Unmengen von Lasten befördern. Obwohl das Schiffchen gut in Schuss gehalten worden war, wies es bereits ein ehrwürdiges Alter auf. Rekk bekannte, dass bereits sein Großvater darauf gefahren war und wahrscheinlich auch schon dessen Vater.
    »Wir würden gerne ein neues Schiff bauen lassen, aber wegen dieser verdammten Kriege kommen zu wenig Passagiere, und so bleibt kein Geld dafür übrig«, sagte er traurig und arbeitete dann wie ein einfacher Matrose mit.
    Trotz ihres respektablen Alters war die Fähre ein schnelles Schiff und für den Strom wie geschaffen. Sie kam trotz eines starken Seitenwindes gut von der Anlegestelle frei und richtete ihren Bug leicht nach Nordosten.
    »Die Strömung zwingt uns, zuerst etwas nach Norden zu steuern. Nähmen wir den direkten Weg nach Maraandlion, würden wir zu weit nach Süden abgetrieben und müssten gegen den Strom ankreuzen oder uns sogar treideln lassen«, erklärte Yondal, der Laisas fragenden Blick bemerkt hatte.
    Zunächst mussten sie noch auf ein paar Goisen-Schuten achten, die ihren Weg kreuzten, dann lag die gesamte Breite des Stromes vor ihnen. Laisa stellte sich an den Bug und blickte nach Osten. Für die Schiffer sah es so aus, als könne sie es nicht erwarten, auf ihre Seite zurückzukehren. Ysobel zeigte ihre Freude, in gewohnte Gefilde zurückkehren zu können, ganz offen, während Borlon gegen den Frosch ankämpfte, der sich in seiner Kehle breitgemacht hatte. Ab jetzt galt er offiziell als Sklave. Der Halsring, den er trug, stammte ebenfalls aus Khatons Beute und wurde durch ein blaumagisches Schloss gesichert. Einen der beiden Schlüssel trug Laisa bei sich, den anderen Ysobel.
    Borlon hätte selbst auch gerne einen gehabt, doch dies war zu gefährlich. Würde man das kleine Artefakt bei ihm finden, wäre ihm der Tod gewiss. Laut Ysobel ging man mit Sklaven auf ihrer Seite nicht zimperlich um. Allerdings erinnerte Borlon sich, dass in vielen Reichen des Westens die schlimmste Strafe, noch über einem Todesurteil, aus dem Verkauf in die Bleiminen von Thilion bestand, aus denen bislang noch niemand lebend zurückgekehrt war.
    Alle aus Laisas Gruppe schwiegen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Laisa selbst dachte über den weiteren Weg nach, den sie nehmen mussten. Da sie ihr genaues Ziel nicht angeben durfte, hatte sie den Oberlauf des Dreifarbenflusses genannt. Rekks Rat war gewesen, nicht den Strom bis zur Mündung dieses Flusses hochzufahren, da es in dieser Gegend nur so von Piraten wimmeln sollte. Laisa hatte auch gar nicht vor, diese Gegend aufzusuchen. Es gab zu viele Freistädter, die sich daran erinnern mochten, wem sie ihren beschämenden Abzug aus Tanfun zu verdanken hatten.
    Schon aus diesem Grund war sie bereit, Rekks Empfehlung zu folgen und quer durch die Reiche Maraand undDaschon zu reisen, um dort ein Schiff zu besteigen, das den Dreifarbenfluss aufwärts fuhr.
    Der Einzige, der sich keine großen Gedanken machte, war Rongi. Er kletterte fröhlich den Mast hoch und blickte zu der flachen Uferlandschaft hinüber, hinter der das Reich Maraand lag. In den Küstengebieten lebten nun jedoch Flüchtlinge aus dem Süden. Diese Leute hielten wenig davon, sich unter König Garwon von Maraands Herrschaft zu stellen, sondern hatten die Macht am Strom ergriffen und dort Freistädte gegründet, die mehr von Piraterie lebten als von Handel und ehrlicher Arbeit.
    All diese Dinge gingen Laisa durch den Kopf, als Yondal verkündete, dass sie die Strommitte überquert hätten und nun Rekk das Kommando übernehmen würde. Dies geschah eigentlich nur durch Handschlag und dadurch, dass beide die Positionen wechselten. Während Rekk nun das Steuer übernahm, arbeitete Yondal wie ein einfacher Matrose mit.
    Je weiter die Fähre nach Osten kam, umso mehr Einzelheiten vom anderen Ufer konnte Laisa erkennen. Sie sah mehrere kleine, mauerumwehrte Städte, die wie ein Perlenband dem Verlauf des Stromes folgten und als Übernachtungshäfen für die Handelsschiffer dienten. Die meisten unterstanden der Herrschaft eines Freistadt-Kapitäns, der sich mit seinesgleichen zu einem lockeren Bündnis zusammengeschlossen hatte, um sich gegen die Nachbarn im Binnenland behaupten zu können. Einer dieser Kapitäne hatte

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