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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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zweifelnd an, denn sie wusste nicht, was sie von der Vorliebe der Katzenfrau für wertvollen Schmuck halten sollte.
    Laisa starrte verzückt auf das glitzernde Gefunkel und hätte am liebsten alles mitgenommen, um sich ein Bett aus einem mannshohen Haufen aus Gold und Edelsteinen zu bauen und zufrieden darauf einzuschlafen. Dabei wurde sie größer und größer, nahm eine vierfüßige Gestalt mit einem Keilkopf an, aus dessen Nüstern kleine Rauchwolken aufstiegen, und umschloss das Gold mit einem langen, schuppigen Schwanz.
    Erschrocken schüttelte sie das Bild ab. Um so viel Gold mitzunehmen, wie sie in dieser Vision gesehen hatte, müsste sie glatt sechs Flussmaulwagen mit kräftigen Ochsen bespannen. Ochsen gab es hier jedoch nicht, und die Vernunft sagte ihr, dass ihre Freunde recht hatten. Dennoch sträubte sich etwas in ihr, die Schätze so einfach zurückzulassen. Für einige Augenblicke überlegte sie, an diesem Ort zu bleiben, um das Gold zu bewachen. Es dauerte eine Weile, bis sie das Gefühl niedergekämpft hatte. Mit einem tiefen Seufzer legte sie die Krone und das Collier wieder zurück.
    »Wir machen es so, wie Borlon es vorgeschlagen hat.« Sie spürte den Verzicht wie eine kleine, schmerzhafte Wunde in ihrem Innern und wandte sich rasch ab, um die Schmuckstücke nicht länger anschauen zu müssen. Stattdessen wandte sie sich der Waffenkammer zu und bewunderte die Auswahl an Schwertern und Rüstungen. Ein Schwert, das einen einzigen, weißen Kristall im Knauf trug, gefiel ihr besonders, und sie nahm es an sich. Ebenso wanderte ein mit weißen Steinen besetzter Köcher, in dem drei Dutzend weiße Pfeile und ein langer Bogen steckten, in ihren Besitz.
    Anschließend ging sie in den Stall, setzte sich auf eine der mit Heu gefüllten Raufen und betrachtete die Pferde. Diese Tiere gefielen ihr weitaus besser als die Zugochsen ihrer Heimat. Sie wirkten intelligenter, und eines von ihnen, eine Stute mit schwarzblau schimmerndem Fell, deren Widerrist Laisa bis ans Kinn reichte, kam auf sie zu und stupste sie mit ihrem weichen Maul an. Der Blick des Tieres wirkte dabei so bettelnd, dass Laisa sofort begriff, was es wollte.
    »Du möchtest wohl eine Leckerei haben. Warte, ich schaue, ob ich etwas finde.« Laisa stand auf und trat in den Nebenraum, der von den Pferden gemieden wurde, obwohl es keine sichtbare Tür gab, und fand dort mehrere Säcke mit Wurzelgemüse, die sie an die heimischen Karotten erinnerten, aber gelb statt rot waren. Als sie eine der Stangen herausholte, begann die Stute erwartungsvoll zu prusten. Rasch nahm Laisa ein ganzes Bündel und wollte das Tier damit füttern. Die anderen Pferde merkten jedoch ebenfalls, dass es etwas zu naschen gab, und umringten die Katzenfrau. Sie wurden so aufdringlich, dass Laisa ihre Köpfe wegschieben musste, um nicht von ihnen umgestoßen zu werden. Die Stute, die Laisa als Erstes gefüttert hatte, war am hartnäckigsten und zeigte ihre Vorliebe für Laisa, indem sie ihr in die Ohren prustete.
    »Gierige Bande!«, schimpfte diese lachend.
    »Ich sehe, du hast dir schon ein Reittier gewählt.« Ysobel hatte Laisa gesucht, weil sie fürchtete, ihre Freundin sei ihr wegen des Schmuckes gram, und traf sie nun zwischen den Pferden stehend und offensichtlich bei bester Laune an.
    Laisa schüttelte verblüfft den Kopf. »Daran habe ich gar nicht gedacht. Ich wollte mir die Tiere eigentlich nur ansehen.«
    »Aber es ist das richtige Pferd für dich. Die anderen Gäule kommen aus Flussmaul und haben zu viel Schwarz an sich. Daher dürften sie dich nur widerwillig tragen. Doch die Stute hier stammt aus blauer Zucht, und du wirst weitaus besser mit ihr zurechtkommen.
    Laisa sah Ysobel staunend an. »Du verstehst sehr viel von Magie und nun auch von Tieren.«
    »Ich bin eine Tivenga. Wir wissen das einfach«, sagte Ysobel achselzuckend.
    »Ich weiß so wenig über diese Welt!« Laisa seufzte, schob die Unterlippe vor und starrte ins Nichts.
    Ysobel strich ihr tröstend über das struppig gewordene Fell. »Das ist wirklich seltsam. Bei uns wissen schon die Kinder, dass die von drüben beziehungsweise die Leute von der anderen Seite des Stromes wahre Ungeheuer sind, vor denen wir uns vorsehen müssen.«
    »Auch Wesen wie Naika oder Borlon?«, fragte Laisa.
    Ysobel breitete hilflos die Hände aus. »Die beiden sind ja ganz nett, aber du hast auch den grünen Magier erlebt …«
    »… und die Flussmäuler!«, unterbrach Laisa sie.
    »Ja, die auch!«, sagte Ysobel

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