Stern der Leidenschaft
die abgedroschenen alten Witze über hoch gewachsene Frauen zu hören. Oder ihr Verehrer wurde ihretwegen von seinen Freunden gehänselt. Es kam erstaunlich oft vor, dass die Männer mit dem Gesicht ihre Brüste streiften – natürlich rein zufällig. Brittany hatte inzwischen den festen Beschluss gefasst, wenn überhaupt, dann nur einen Mann zu heiraten, der mindestens so groß war wie sie. Er durfte sie auch gern noch um ein Stück überragen. Doch auf ein solch unverschämtes Glück wagte sie nicht zu hoffen. Sie würde sich auch mit einem gleich großen Partner zufrieden geben. Zugleich lag ihr nichts ferner, als nun fieberhaft nach einem großen Mann Ausschau zu halten. Brittany war nämlich aufgefallen, dass bei den meisten großen Männern die Körpergröße unglücklicherweise meist von den langen Beinen herrührte, was besonders bei den dünneren Herren häufig etwas sonderbar wirkte. Dabei war Brittany durchaus bereit, über solche kleinen Schönheitsfehler hinwegzusehen. Sie war nicht wählerisch. Sie wollte nur nicht auf ihren potenziellen Ehemann hinunterblicken.
Allerdings schien das Läuten der Hochzeitsglocken – obwohl sie fast dreißig war – noch in weiter Ferne, zumindest hatte sie das bisher immer angenommen. Eines Tages wollte sie durchaus gern heiraten, aber vorher wollte sie unbedingt ein selbst gestecktes Ziel erreicht haben. Darauf konzentrierten sich all ihre Bemühungen. Sie wollte ein eigenes Haus besitzen, das sie eigenhändig gebaut hatte.
Aus diesem Grund arbeitete sie härter als andere Frauen in ihrem Alter. Sie hatte einen Nebenjob in einem Fitnesscenter angenommen, wo sie die Abendstunden und die Samstage damit verbrachte, Ernährungspläne und Trainingsprogramme für die Kunden des Hauses aufzustellen. Ein angenehmer Nebeneffekt dieser Beschäftigung war, dass sie dabei selbst fit und in Form blieb. Im Hauptberuf arbeitete sie für eine Baufirma -Arbor Construction.
Der Sonntag war ihr einziger freier Tag und somit ihre einzige Gelegenheit, die ganz normalen Dinge des Lebens in Angriff zu nehmen. Sonntags schrieb sie Briefe an ihre Familie, heftete Kontoauszüge ab, bezahlte Rechnungen, machte den Hausputz, wusch ihre Wäsche, ging zum Einkaufen, reparierte ihr Auto und erledigte alles, was sonst noch so anfiel. Außerdem war der Sonntag der einzige Tag, an dem sie einmal einfach ausruhen konnte. Gern gönnte Brittany sich dann den herrlichen Luxus, länger zu schlafen, und arbeitete anschließend lieber hingebungsvoll an den Plänen für ihr Traumhaus statt an einer Beziehung. Ihre beiden Jobs ließen ihr ohnehin kaum Zeit zum Ausgehen. Sie hatte es sowieso schon aufgegeben – bis zu dem Tag, an dem ihr Thomas Johnson über den Weg lief. Bereits früher war sie gelegentlich mit ein und demselben Mann öfter als nur ein Mal, nämlich an mehreren Sonntagen hintereinander, ausgegangen. Das verdankte sie aber eher der Hartnäckigkeit ihrer Mitbewohnerin als ihrem eigenen Bemühen, und es hatte auch nie recht funktioniert. Die meisten Männer störte es, dass sie nicht mehr Zeit für sie erübrigen konnte. Also hatte Brittany die Suche nach dem Mann fürs Leben auf ungewisse Zeit vertagt. Sie würde sich darum kümmern, sobald sie in ihrem eigenen Haus wohnte. Erst dann konnte sie es sich leisten, ihren Nebenjob an den Nagel zu hängen, und sich, wie andere Menschen auch, ein wenig Freizeit gönnen. Vorher wollte sie keine ernsthafte Beziehung zu einem Mann in die Wege leiten.
Seit sie Tom begegnet war, dachte sie anders darüber. Innerlich hatte sich Brittany in Bezug auf den Mann, mit dem sie einmal ihr Leben verbringen würde, bereits auf allerhand Kompromisse eingestellt. Doch Thomas Johnson übertraf ihre kühnsten Träume. Mit etwas über zwei Meter zehn Körperlänge erfüllte er bereits das wichtigste Auswahlkriterium. Noch dazu sah er blendend aus und hatte einen sicheren Job in einer Werbeagentur. Brittany stammte aus einer Familie, in der man seinen Lebensunterhalt seit jeher vor allem durch harte körperliche Arbeit bestritt, wohingegen Tom in einem Akademikerhaushalt aufgewachsen war, doch sie entdeckten immer neue Gemeinsamkeiten. Manchmal fühlte Brittany sich an Toms Seite ein klein wenig gehemmt, was jedoch ihren festen Glauben, in Thomas Johnson den Richtigen gefunden zu haben, nicht ins Wanken brachte. Hier konnte man wohl eher von sturer Überzeugung sprechen. Nicht umsonst floss reines irisches Blut in Brittanys Adern.
Schon ihr Nachname ließ keinen
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