Stern der Leidenschaft
einverstanden gewesen, war nach Sunder geflohen und hatte sich dort verbergen wollen. Schließlich durchbrach Tedra die Stille. »Ist Sunder nicht der Planet, auf dem Shanelle damals Schutz suchte, aber nicht fand?«
»Um genau den handelt es sich«, antwortete Martha betont fröhlich.
»Ach Mutter, musst du denn immer so von Sunder reden?«, klagte Shanelle.
Sie saß, dicht an ihren Lebensgefährten geschmiegt, auf einer Flexicouch. Falon Van’yer hatte seiner Lebensgefährtin nach langem Hin und Her erlaubt, an der Reise nach Kystran teilzunehmen, aber nur unter der Bedingung, dass er sie begleiten konnte. Dabei hasste er nichts so sehr wie Reisen durchs All. Shanelle hatte jedoch nicht lockergelassen, und er wiederum tat alles, um sie glücklich zu machen – in bestimmten Grenzen.
Nun blickte sie unsicher zu ihm auf. Falon konnte die Sunderaner nicht ausstehen, und das aus gutem Grund. Immerhin hatten sie seine Lebensgefährtin vor ihm versteckt gehalten, ja sogar alles darangesetzt, damit er sie vergaß. Doch Falons Miene zeigte keinerlei Regungen, obwohl Ba-Harani-Krieger mit ihren Gefühlen normalerweise nicht hinter dem Berg hielten. Auch Kanistran-Krieger wie Dalden und Challen unterdrückten ihre Empfindungen nicht, nur verfügten sie über eine so ausgeprägte Körperbeherrschung, dass Außenstehende oft glaubten, sie empfänden keine intensiven Gefühle, wie zum Beispiel Zorn – oder Liebe.
Tedra mochte die Sunderaner nicht. Martha hatte ihr bis ins kleinste Detail berichtet, was auf Sunder mit Shanelle passiert war. Und die Sunderaner konnten sich glücklich schätzen, dass Tedra damals nicht mitgereist war, um ihre Tochter abzuholen. Mit einem verächtlichen Schnauben tat Tedra nun Shanelles Einwand ab und richtete ihre aquamarinfarbenen Augen auf Falon. »Du weißt, ich liebe dich abgöttisch, und das wird so bleiben, solange meine Tochter dieselben Gefühle für dich hegt«, erklärte sie dem Shodan von Ka’an. »Als sie jedoch bei diesen Menschen Schutz suchte, wurde sie von ihnen im Stich gelassen. Zugegeben, man könnte darüber streiten, ob sie gegen dich wirklich der Hilfe bedurfte. Aber erwarten diese Leute denn tatsächlich, dass ausgerechnet wir sie nun unterstützen?«
In Tedras Stimme schwang ein Unterton, der zu sagen schien: Da können sie lange warten. Falon nickte nur vage. Dalden wusste, dass es absolut sinnlos war, mit seiner Mutter zu diskutieren, wenn sie sich so ereiferte. Er überließ es Martha, ihr die nahe liegenden Fakten zu erklären. Der Computer kam seiner Aufgabe auch sofort nach.
»Sie haben lediglich einen ganz allgemein formulierten Hilferuf ausgesendet. Wir sind nur zufällig gerade in ihrer Reichweite und haben ihn deshalb aufgefangen. Und einen solchen Notruf darf man nicht einfach überhören. Oder bist du in den fünf Minuten, in denen ich einmal nicht auf dich Acht gegeben habe, plötzlich zu einem kaltherzigen, grausamen Wesen geworden?« Tedra warf der Sprechanlage an der Wand, aus der Marthas schmeichelnde Stimme kam, einen vernichtenden Blick zu. »Ich habe ja nicht gesagt, wir würden nicht reagieren. Aber niemand kann mich zwingen, es auch noch gern zu tun.«
»Shanelle trägt den Sunderanern nichts nach«, gab Martha zu bedenken.
»Sie haben sich damals wirklich alle Mühe gegeben, mir zu helfen«, erklärte Shanelle. »Nur waren sie dabei nicht besonders erfolgreich. Aber schließlich hatten sie es mit Sha-Ka’ani-Kriegern zu tun. Also kann man ihnen eigentlich kaum einen Vorwurf machen.« »Oh, doch, das kann ich durchaus«, beharrte Tedra. »Derart unfähige Individuen gehörten noch nie zu den Leuten, mit denen ich mich umgeben wollte. Steht den Sunderanern mit ihren Wechselruten nicht eine wirkungsvolle Waffe zur Verfügung? Sie hätten sie einsetzen können, ohne damit jemanden zu verletzen – zumindest nicht körperlich.« Dieser Nachsatz war auf Falon gemünzt, denn er wäre der Leidtragende gewesen, wenn es die Sunderaner fertig gebracht hätten, dass er Shanelle vergessen hätte. »Und versteh mich bitte nicht falsch. Ich bin sehr froh über den Ausgang dieser ganzen leidigen Geschichte. Euch ergeht es sicher nicht anders. Aber wir sind uns doch einig, dass es sinnlos wäre, sich in einer echten Gefahrensituation an die Bewohner von Sunder zu wenden.«
»Stimmt«, nickte Falon.
Shanelle sah ihren Lebensgefährten entgeistert an. »Du stimmst ihr zu?« »Hundertprozentig.«
Shanelle hob hilflos die Hände. »Ich gebe mich
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