Stern der Liebe ueber Sizilien
hüllte sie in das weiche Tuch und setzte sie auf die geschlossene Toilette. „Was soll ich tun, damit du dich besser fühlst?“
„Nichts. Ich möchte allein sein und schlafen.“ Aus geschwollenen Augen sah sie ihn an. „Ohne dich!“, wiederholte sie.
Seufzend trat er einen Schritt zurück, um seine ebenfalls durchnässte Kleidung auszuziehen und sich abzutrocknen. „In dem Zustand lasse ich dich nicht allein.“
„Meine Gefühle sind dir vollkommen egal.“
Er biss die Zähne zusammen. „Das ist nicht wahr.“
„Natürlich ist es wahr. Ich bitte dich zu gehen, und du ignorierst es einfach. Nennst du das Rücksicht nehmen?“ Tränen kullerten ihr erneut über die Wangen.
Ohne ein Wort drehte er sich um und verließ das Badezimmer. Die Tür hing nur noch an einer Angel, wie Elisa feststellte – er hatte sich mit Gewalt Zugang verschafft. Was konnte man von jemandem wie ihm auch anderes erwarten? Aber wenigstens war sie jetzt allein.
Zu erschöpft, um aufzustehen und ins Schlafzimmer zu gehen, blieb sie auf der Toilette sitzen und ließ den Tränen erneut freien Lauf.
Nach ein paar Minuten kam er zurück. Wortlos nahm er sie in die Arme und trug sie nach nebenan. Er legte sie ins Bett und deckte sie sorgsam zu, bevor er sich neben ihr auf der Kante niederließ. Sofort rückte sie von ihm ab.
„Ich tu dir doch nichts, verdammt noch mal.“
„Das hast du bereits.“
Er wurde blass. „Ich weiß. Das war aber nicht meine Absicht.“
„Davon wird es nicht besser.“ Sie wusste nicht mehr, ob sie von jetzt oder von früher sprachen, aber das spielte auch keine Rolle. Alt oder neu, der Schmerz war der gleiche.
Sie drehte ihm den Rücken zu. Aber Antonio schob ihr die Arme unter die Achseln und setzte sie auf. Dann hielt er ein Glas an ihre Lippen.
„Was ist das?“
„Wein. Um deine Nerven etwas zu beruhigen.“
Sie drehte den Kopf zur Seite. „Alkohol ist nicht gut für das Baby.“
„Dein Zustand schadet ihm mehr als ein bisschen Wein.“
Sie wusste, dass das stimmte. Zerknirscht dachte sie an den unbeherrschten Ausbruch, dem sie sich hingegeben hatte. Wortlos nahm sie das Glas und trank ein paar Schlückchen.
Die Tränen waren versiegt, und sie fühlte sich ruhiger. Keiner sprach. Es kam ihr vor, als trennten sie Meilen voneinander und nicht nur ein Meter.
„Ich würde jetzt gern allein sein.“
Er nickte und stand auf. „Wenn das dein Wunsch ist …“ Damit verließ er den Raum.
Elisa betrachtete die geschlossene Tür. Sie war allein, so wie sie es verlangt hatte. Aber wollte sie es wirklich? Denken und Fühlen vermischten sich zu einem heillosen Durcheinander, in dem sie sich nicht mehr zurechtfand.
Sie stellte das Glas auf den Nachttisch und verkroch sich unter der Bettdecke. Vielleicht konnte sie schlafen, erschöpft genug war sie. Und vielleicht wäre der Schmerz beim Erwachen verschwunden.
In der Bibliothek – jetzt Elisas Büro – entnahm Antonio der Hausbar, die ihren Platz in der Bücherwand hatte, eine Flasche und ein Glas, dann schenkte er sich ein. Er trank einen Schluck von dem teuren Scotch, ohne ihn genießen zu können. Er hatte nur einen Wunsch – zu ihr hinaufzugehen, um sie zu überzeugen, dass sie sich in ihm und in seinen Gefühlen für sie täuschte.
Doch das konnte er nicht. Nach dem Nervenzusammenbruch von eben war sie am Ende ihrer Kräfte. Noch so ein Weinkrampf – oder gar Schlimmeres – würde ihr und dem Baby ernsthaft schaden. Denn dass sie schwanger war, stand für ihn fest, dazu benötigte er keine Testergebnisse. Und dieses Kind durfte sie nicht verlieren. Nicht, wenn er es verhindern konnte.
Außerdem … Sie hatte ihn weggeschickt. Wollte ihn nicht mehr sehen. Hasste ihn.
Er ließ sich in den nächstbesten Sessel fallen und trank das Glas in einem Zug halb leer. Ihm war, als hätte ihm jemand das Herz aus der Brust gerissen. An seiner Stelle klaffte eine Wunde, die niemals heilen würde. Was er empfunden hatte, als er Sofias perfiden Verrat entdeckte, war ein Nadelstich im Vergleich zu der Verzweiflung, die jetzt seine Seele im Griff hielt.
Die Frau, die ihm alles bedeutete, hatte ihn weggeschickt, weil sie seinen Anblick nicht ertrug. Er hatte sie verloren – aus falschem Stolz, aus Blindheit, wegen seiner verdammten Angst vor der Liebe.
Denn dass er sie liebte, wusste er nun. Als er hilflos mit ansehen musste, wie sehr sie seinetwegen litt, war ihm endlich das wahre Ausmaß seiner Gefühle für sie aufgegangen. Nur Liebe konnte
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