Stern der Rebellen
Raum, wo der Bedienstete sich zurückzog und den Gast in einem riesigen Zimmer zurückließ, das mit exotischen Gegenständen eingerichtet war, die der Imperator in seinem mehr als tausendjährigen Leben zusammengetragen hatte. Fremdartige, gesattelte Tiere von Jagdausflügen auf fernen Welten, eigenartige Kunstobjekte, uralte Bücher mit wundervollen Illustrationen jenseits aller vorstellbaren Computerkunst.
Der Baron sah sich vorsichtig um und kam sich wie ein Tölpel von irgendeiner unbedeutenden Randwelt vor. Erst jetzt bemerkte er den Mann, der am anderen Ende des Zimmers zu warten schien. Er hatte Thoresen den Rücken zugewandt und blickte offensichtlich durch die große, gekrümmte Glaswand über die Hauptstadt der Erstwelt hinweg. Er war in einfache weiße Gewänder gekleidet.
Als Thoresen sich ihm näherte und seine Verbeugung machte, drehte der Ewige Imperator sich um.
»Unsere Adjutanten haben Uns darüber informiert«, sagte der Imperator, »dass Sie für Ihre Pünktlichkeit bekannt sind. Offensichtlich haben sie Uns falsch unterrichtet.«
Der Baron verschluckte sich fast: »Ich kam so schnell ich …«
Der Imperator brachte ihn mit einem Wink zum Schweigen. Dann drehte er sich um und blickte wieder hinaus. Schweigen breitete sich aus. Der Baron wurde unruhig.
»Wenn es um den letzten Projektbericht der Company geht, Euer Hoheit, dann darf ich Euch versichern, dass er nicht übertrieben war. Ich würde doch nicht mein ganzes Ansehen …«
»Sehen Sie sich das an«, sagte der Imperator.
Verstört blickte Thoresen nach draußen. Dort huschten Angehörige des Hofes in einem komplizierten Rasentanz über das Palastgelände.
»Eingebildete Laffen. Nur weil sie einen Titel tragen, glauben sie, das ganze Reich drehe sich nur um sie. Milliarden von Bürgern zahlen dafür, nur damit sie spielen können.«
Er wandte sich Thoresen zu. Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein freundliches Lächeln ab. »Wir beide hingegen wissen es besser, stimmt’s, Baron? Wir wissen, was es heißt, sich die Hände schmutzig zu machen. Wir wissen, was richtige Arbeit ist.«
Jetzt war Thoresen völlig durcheinander. Sein Gegenüber arbeitete mit Zuckerbrot und Peitsche. Was wollte er bloß? Waren die Gerüchte hinsichtlich seiner Senilität doch nicht so weit hergeholt? Das kann nicht sein, brachte er sich selbst zur Räson. Wie wäre das möglich gewesen? Schließlich hatte der Baron sie selbst in Umlauf gebracht.
»Nun?« erkundigte sich der Imperator.
»Was meint Ihr mit ›nun‹, Sir?«
»Warum ersuchten Sie um diese Audienz? Kommen Sie zum Punkt, Mann. Draußen warten Delegationen von zwanzig oder dreißig Planeten.«
»Äh, Euer Hoheit, vielleicht ist da irgendwo ein Fehler passiert – natürlich nicht von Eurer Seite. Aber … äh, ich dachte, Ihr wolltet, dass …«
»Jedenfalls sind wir froh, dass Sie gekommen sind, Baron«, unterbrach ihn der Imperator. »Wir müssen dringend mit Ihnen über einige ziemlich beunruhigende Berichte reden.« Er fing an, quer durch den Raum zu wandern, und Thoresen schloss sich ihm an. Noch immer versuchte er verzweifelt, die Situation zu durchschauen. Worum ging es hier eigentlich?
»Was für Berichte, Sir?«
»Wir sind sicher, dass es nichts bedeutet, doch einige Ihrer Handelsbevollmächtigten haben auserwählten Kunden gegenüber Andeutungen gemacht, die der eine oder andere Unserer – ähem – Diplomaten womöglich als, nennen wir es: verräterisch interpretieren könnte.«
»Wie denn das, Euer Hoheit?« Thoresen spielte den Schockierten.
»Wir haben natürlich keine konkreten Anhaltspunkte. Nichts außer kleinen Bemerkungen, dass gewisse Dienstleistungen, die das Imperium anbietet, am besten in den Händen der Company aufgehoben wären.«
»Wer? Wer hat das gesagt? Ich werde sie auf der Stelle …«
»Daran würden Wir niemals zweifeln, Baron. Springen Sie aber nicht zu hart mit ihnen um. Unserer Ansicht nach handelt es sich nunmehr um einen Fall überzogener Loyalität.«
»Trotzdem. Es geht nicht an, dass die Company von derlei Gerüchten vereinnahmt wird. Unsere Politik – genau genommen ist es sogar unsere Satzung – belegt das ganz eindeutig.«
»Ja, gewiss, das ist uns bekannt. Ihr Großvater hat diese Satzung eigenhändig entworfen. Ich selbst habe sie als Unterzeichner dieser Charta anerkannt. Ein eindrucksvoller Mann, Ihr Großvater, sehr bemerkenswert. Da wir gerade von ihm sprechen: Wie geht es ihm denn?«
Ȁh, er ist tot, Euer Hoheit. Schon seit
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