Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stern der Rebellen

Stern der Rebellen

Titel: Stern der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole , Chris Bunch
Vom Netzwerk:
Stens Schätzung gab es pro Zyklus einen Toten.
    Stens Einschätzung nach hatte der Vorarbeiter eine seltsame Art von Humor an den Tag gelegt. Bis ihm die Augen geöffnet wurden, und er erfuhr, wie schnell die Migs in anderen Abschnitten getötet wurden.
     
    Der Virus hatte den Klumpen in einen stumpfen schwarzen Block verwandelt, 10 x 15 x 30 Zentimeter groß. Sten drückte die SPEICHER-Taste, bestätigte die Neutralisationskontrolle und ging zu einer anderen Konsole. Rasch entwarf er ein dreidimensionales Modell des Werkzeugs, das er herstellen wollte, und verwendete dafür die Maße der Innenseite seiner leicht geschlossenen Faust.
    Sein Werkzeug würde nur einem einzigen Menschen zu Diensten sein.
     
    »Du trittst mir deinen Synthalk ab, solange ich will?«
    »Genau.«
    »Was willst du dafür?«
    »Du weißt, wie man kämpft. Der Vorarbeiter und seine Schläger trauen sich nicht an dich heran.«
    »Die sollen sich mal! Ich habe in allen Ecken und Enden der Galaxis gelernt, wie man sich verteidigt. Ich habe sogar eine Ausbildung bei der Garde absolviert, mein Junge!« Der kleine Mann strahlte vor Stolz. »Willst du’s wirklich lernen?«
    »Genau.«
    »Gut. Gut. Warum nicht? Hier unten gibt’s ja sonst nicht viel zu tun. Es sei denn, auf den Tod zu warten.«
     
    Sten legte den TRANSFER-Hebel um und gab sein Modell als Fertigungsprogramm in die Biofräse ein. Er wartete, bis das PROGRAMM AKTIV-Lämpchen aufleuchtete, und drückte dann auf den START-Knopf.
    Winzige, auf mittelstark eingestellte Laser leuchteten auf und bewegten sich auf den Metallblock zu. Virenflüssigkeit sprühte auf den Block, wieder zersetzte sich Metall. Dann legten die Laser eine »Maske« über bestimmte Bereiche, und der Virus formte aus dem Block ein wirkliches Abbild von Stens Modell.
    Die Stunden der Schicht vergingen, und die Fräse summte fröhlich vor sich hin. Einmal, als ein Wachmann vorbeikam, musste Sten die Prozedur unterbrechen. Doch die Wache kümmerte sich nicht um Stens Maschine.
     
    »Grundstellung. Jetzt. Verdammt. Der Stock bleibt immer vor deinem Körper. Direkt oberhalb der Hüfte. Dann bist du für jede Art von Verteidigung bereit.«
    »Was mache ich bei einem Messer?«
    »Du kennst den Stock – du bist in der Lage, das Messer ungefähr zehn, zwölf Zentimeter oberhalb der Magengrube des Angreifers, der damit auf dich losgeht, zu versenken. Jetzt. Eins schwing die Rechte nach oben. Der Stock zeigt genau von oben nach unten. Jetzt Schritt nach … Nein. Nein. Nein! Der Stock geht seitlich zum Hals des Angreifers. Du willst ihn doch nicht zum Tanz auffordern. Noch mal!«
     
    Eine Stunde vor Schichtwechsel leuchtete die BEARBEITUNG ERLEDIGT-Lampe auf. Sten flutete das Innere der Fräse mit Neutralisator. Er hütete sich vor überstürzter Eile.
     
    »Du bist in einer Kneipe. Ein Typ schlägt den Hals einer Flasche ab. Kommt auf dich zu. Was tust du?«
    »Ich trete ihn.«
    »Nein. Nein. Nein. Dabei tust du dir nur weh. Du musst etwas werfen. Egal, was. Wenn die Arme unten sind, schmeiß ihm was ins Gesicht. Wenn er weit ausholt, schieb ihm einen Stuhl in den Unterleib. Alles klar? Du triffst ihn also. Er weicht zurück. Was tust du dann?«
    »Treten. Kniescheibe. Brustkorb, wenn ich nah genug rankomme. Hals.«
    »Sehr gut! Er geht zu Boden. Was dann?«
    »Er kriegt seine Flasche ins Gesicht.«
    »Sten, so langsam bin ich richtig stolz auf dich. Jetzt aber mit frischem Mut noch mal von vorne. Übe bis zum Ende der Freischicht. In der nächsten Freischicht zeige ich dir, was man alles machen kann, wenn man selbst ein Messer in der Hand hat.«
     
    Sten entriegelte den Deckel zur Arbeitskammer und hob sein Werkzeug heraus.
    Seins. Zum ersten Mal im Leben gehörte ihm etwas, das nicht von der Firma geborgt oder geleast war. Dass die Materialkosten etwa dem Lösegeld für einen Handelsfürsten entsprachen und seine Herstellung fast soviel Energie wie die Versorgung einer ganzen Kuppel verbraucht hatte, machte den Besitz nur süßer.
    Sten hielt einen schmalen Dolch mit doppelter Schneide in den plumpen Handschuhen seines Anzugs. Der knochenähnliche Griff war paßgenau für Stens Finger entworfen, die sich mit dem tödlichen Griff des Messerkämpfers um ihn schlossen. Genau so, wie er es von dem kleinen Mann gelernt hatte.
    Der Dolch hatte keinen Schutz, lediglich zwei Kerben zwischen Heft und Klinge, die am oberen Ende fünf Zentimeter breit war und sich über fünfzehn Zentimeter bis zur nadelfeinen Spitze verjüngte.

Weitere Kostenlose Bücher