Stern der Rebellen
Der dritte – Thoresen verwarf den Gedanken. Als er die Laderampe hinaufstieg, atmete er wieder freier.
Kurz darauf saß er an Bord des Shuttles, auf dem Weg zu dem Passagierraumschiff, das im Orbit der Erstwelt wartete. Nachdem er es sich bequem gemacht hatte und seine Anspannung zum ersten Mal nach seiner Abreise von Vulcan nachließ, überdachte Thoresen sein Treffen mit dem Imperator noch einmal.
Es gab mehrere Möglichkeiten: a) Der Imperator war senil. Unwahrscheinlich. b) Der Mann wollte wirklich nur einige Adjutanten beschwichtigen. Unsinn. Das war nun wirklich nicht sein Stil. c) Der Imperator wusste von Projekt Bravo. Falsch. Schließlich war Thoresen noch am Leben. d) Der Imperator hegte einen Verdacht, konnte jedoch nichts beweisen. Das Treffen diente dazu, Thoresen auf den Zahn zu fühlen und eine versteckte Warnung auszusprechen. Diese Möglichkeit kam ihm am wahrscheinlichsten vor.
Na schön. Was würde der Imperator als nächstes unternehmen? Das war leicht. Er würde genauere Nachforschungen anstellen – und noch mehr Spione nach Vulcan entsenden.
Der Baron hatte die Situation wieder einigermaßen im Griff und grinste in sich hinein. Er schloss die Augen, um ein Nickerchen zu halten, doch bevor er in den Schlaf sank, fiel ihm noch etwas ein. Er musste die Sicherheit beauftragen, sämtliche Außenweltler genau zu Überprüfen. Auf die persönlichen Verhöre einiger Spione freute er sich schon jetzt.
Kapitel 11
Als Sten auf das Mädchen traf, war er bereits einen Monat lang auf der Flucht. Sie musste ungefähr fünfzehn Jahre alt sein und trug einen unförmigen, schmuddeligen schwarzen Overall; Gesicht und Hände waren fettverschmiert. Um ein Haar hätte sie ihn getötet. Ihr Name war Bet. Sten fand, dass sie die schönste Frau war, die er je gesehen hatte.
Sten war überhaupt nur so weit gekommen, weil er sich meist in den Belüftungsschächten verkroch, die Vulcan wie einen Kaninchenbau durchzogen. Ihre Größe variierte von Hauptsträngen mit zwanzig Metern Durchmesser bis zu schulterbreiten Versorgungsröhren für einzelne Zimmer. In allen hatte sich der Dreck vieler Jahre abgelagert, und in regelmäßigen Abständen wurden sie von riesigen Filtergittern blockiert. Sten durchstieß die Gitter mit Hilfe einer kleinen Bohrmaschine, die er in einem Warenlager gestohlen hatte.
Da die Belüftungsschächte überall hinführten, verschafften sie ihm jederzeit raschen Zugang zu Lebensmittellagern und leerstehenden Wohnungen. Die einzige wirkliche Gefahr bestand darin, direkt im Lüftungssystem auf einen der Arbeitstrupps zu stoßen, die die Filter warteten. Mit etwas Vorsicht konnte man sie jedoch leicht umgehen. Sten hatte außerdem seltsame Kratz- und Klopfgeräusche gehört, die er den Delinqs zuschrieb. Bis jetzt war er ihnen aus dem Weg gegangen, da er sich ausmalen konnte, dass sie ihn nicht mit offenen Armen empfangen würden.
Was er wirklich fürchtete, waren die Vernichtungsaktionen, die die Firma regelmäßig gegen die Delinqs anordnete. Damals, noch als Mig, hatte er gehört, dass die wenigen Überlebenden ausnahmslos gelöscht wurden.
Alles in allem lebte er ganz gut und hatte sogar seit Beginn seiner Flucht ein oder zwei Kilo zugenommen. Gerade als ihn seine Mahlzeiten zu langweilen anfingen und er immer wählerischer wurde, hatte er eine aufregende Entdeckung gemacht.
Die Hydroponic-Farm war eine leuchtend grüne Welt, die sich bis zu den Nebelschleiern am Horizont erstreckte. Hochaufregende violette Farne standen da, dahinter alle möglichen Pflanzen, eine Reihe nach der anderen, einige frisch erblüht, andere voller reifer Früchte und Schoten. So etwas hatte Sten abgesehen von der Vidbibliothek – noch nie in seinem Leben gesehen.
Kein einziger Mensch war zu sehen. Nur einige Agrobots der simpelsten Bauart versorgten die Pflanzen und ernteten Obst und Gemüse. Sten schwang sich aus dem Schacht und landete auf dem Boden. Er war weich und grün. Sten blickte zu seinen Füßen hinunter. So sah Gras also aus!
Langsam wanderte er durch die Pflanzenreihen und roch – frische Luft? Blumen? Erde? Er pflückte eine Handvoll … waren das Weintrauben? Er knabberte daran, und bei diesem erfrischenden Geschmack musste er unwillkürlich lächeln. Dann zog er sein Hemd aus und sammelte Früchte ein, bis es beinahe aus den Nähten platzte.
Ein leiser Schritt. Sten wirbelte herum, das Messer glitt in seine Hand. Er zögerte. Es war ein Mädchen.
Sie war mit einem
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