Sternchenhimmel
von dem Wolkenfick mit Cherry Pye anzudrehen – dass sogar die Regenbogenpresse heutzutage auf Videos von der Straße abfuhr. Ja, Kumpel, wir zahlen gutes Geld dafür. Schauen Sie mal auf unsere Webangebote.
Scheiß drauf. Bang Abbott wollte nicht mit einer Crew arbeiten, und er wollte definitiv keine große, schwere Betacam mit sich herumschleppen. Außerdem stellte Videofilmen keine strategische Herausforderung dar; das Rudel schwärmte unisono, Paviane mit Autofokus. Bang Abbott machte es Spaß, in Eile und Hektik Fotos zu schießen, weil man dazu ein kreatives Oberstübchen brauchte. Und solange amerikanische Zeitungskioske solche Massen an Promimüll feilboten, kam er verdammt gut über die Runden. Zeitschriften verkauften sich der Schlagzeilen wegen; aber die Fotos machten die Schlagzeilen.
Er fragte sich, was Cherrys Bodyguard wohl mit seinen Nikons gemacht hatte. Diese mordlustige Bohnenstange reagierte nicht auf seine Anrufe, doch Bang Abbott wollte nicht aufdringlich erscheinen – im Augenblick konnte er sich mit der alten Pentax behelfen. Ungeachtet der Tatsache, dass aus seinem törichten Star-Island-Plan nichts geworden war, blieb er weiterhin optimistisch, dass aus den Bildern von Cherry Pye schließlich doch ein bisschen Geld herauszuholen sein würde. Er hatte Chemo gedrängt, die Fotos von den Speicherkarten der Kameras herunterzuladen, doch der Bodyguard besaß keinen Computer und traute keinem seiner Bekannten, die einen hatten. Solange dieser unheimliche Freak den Finger am Drücker hatte, konnte Bang Abbott nicht viel mehr tun, als auf das Beste zu hoffen. In der Zwischenzeit hatte er für die Wohnungsmiete aufzukommen, von den Leasingraten fürs Auto ganz zu schweigen.
Der größte Teil des Nachmittags ging dafür drauf, in Surfside ausgerechnet eine katholische Kirche zu beobachten. Ein einundsechzigjähriger Priester hatte bekanntermaßen eine hitzige Affäre mit dem fünfundzwanzigjährigen Star einer populären kubanisch-amerikanischen Seifenoper namens Amor y Lágrimas. Eine italienische Zeitung, die sich am vatikanischen Unbehagen weidete, hatte zweitausend Dollar für ein Foto der beiden beim Händchenhalten geboten, sechstausend für eins beim Knutschen. Bang Abbotts Tippgeber hatte nicht gesagt, ob der junge Telenovelastar männlichen oder weiblichen Geschlechts war, ein Detail, das der Kirche wichtiger war als dem Paparazzo. Seinetwegen hätte der Priester auch ein Lama vögeln können.
Über drei Stunden klammerte Bang Abbott sich an die Äste eines Banyanbaumes, auf dem es von Ameisen nur so wimmelte und von dem aus man die Sakristei sehen konnte, doch Pater Franco und sein geheimnisvoller Lover tauchten nicht auf. In Anbetracht seiner Leibesfülle und seines recht niedrig gelegenen Beobachtungspostens war es dem Fotografen nicht möglich, sich vollständig zu verbergen; irgendwann kam eine Nonne heraus, die eine Schubkarre über den Hof rollte, und Bang Abbott war sich ziemlich sicher, dass sie ihm den Stinkefinger zeigte.
Als der Abend dämmerte, stieg er herab, kehrte nach South Beach zurück und machte sich an die nachtaktiven Vorbereitungen für die Party im Pubes. Dort würde es bestimmt brechend voll sein, doch ein bisschen Kohle würde schon dabei rausspringen. Jeder Promi, der gerade in Miami abhing, sollte dort aufkreuzen. Wie immer hatte Bang Abbott vor, den offiziellen Trubel am Eingang zu meiden, die Schnappschüsse, die etwas wert waren, bekam man immer zu späterer Stunde, an den Hinterausgängen, wenn die Party langsam zu Ende ging und die Stars besoffen und vertrottelt herausgetaumelt kamen.
Während er die Linsen der Objektive putzte, das Blitzlicht überprüfte und die Akkus auflud, dachte Bang Abbott nicht ein einziges Mal an Fremont Spores. Er hatte das Gespräch praktisch vergessen, bei dem Chemo ihm mitgeteilt hatte, dass er Fremont zweihundert Mäuse schuldete, für den wahrheitsgemäßen Tipp mit dem betrunkenen American Idol. Selbst wenn er sich daran erinnert hätte, hätte Bang Abbott diesem verschrumpelten Wichser nicht einen Cent gezahlt, da die Information nicht genutzt worden war.
Er sollte sich noch wundern, wie sauer Fremont war.
30
Das Pubes gehörte einem ambitionierten jungen Russen, der durch den Verkauf illegal hergestellter Kolonoskope und recycelter Herzkranzgefäß-Stents reich geworden war. Er hatte den Nachtclub zu Geldwäschezwecken erworben und bei dem Einrichtungsmotiv, das seine Freundin – eine Stripperin – vorschlagen
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