Sternchenhimmel
und ließ das Gummiband seiner Designeraugenklappe schnalzen.
»Ich wünschte, ich würde mit Ihnen fahren«, rief er. »Zwei Gespenster auf einer Wolke!«
Reilly entbot ihm einen kleinen Salut. »Gute Nacht, Captain.«
Die ehemalige Cheryl Gail Bunterman schlich sich aus dem Stefano, als ihre Eltern zur Suite der Larks gingen, um sich die freierfundene Schilderung der »Entführung« ihrer Tochter anzuhören, bevor sie ins Internet gestellt wurde. Cherry, die bereits ein Outfit für den Abend eingepackt hatte, fuhr mit einem Lastenaufzug ins Erdgeschoss und dann mit einem Taxi nach Star Island.
Tanner Dane Keefe war in trübsinniger Verfassung, weil er ein Gerücht aufgeschnappt hatte, dass Quentin Tarantino einige der besten Szenen des Schauspielers aus seinem demnächst anlaufenden Schocker herauszuschneiden gedachte, eine blutgetränkte Persiflage auf die Strandfilmchen der Sechziger. Offenkundig war der Regisseur von der Marketingabteilung des Studios überredet worden, den Stellenwert, den die Rolle des »nekrophilen Surfers« für die Kernaussage des Drehbuchs einnahm, noch einmal zu überdenken. Wesentliche Vertriebspartner in Japan, Indien und Teilen des Mittleren Ostens hatten ausdrücklich zu verstehen gegeben, dass sie kein Interesse daran hatten, einen Film zu verkaufen, in dem ertrunkene Touristen zu den Melodien von Frankie Avalon unter dem Steg von Newport Beach anal geschändet wurden. Die vorherrschende Ansicht war, dass manche ausländischen Zuschauer davon verstört und möglicherweise sogar zu Gewaltausbrüchen provoziert werden könnten.
»Quentin antwortet nicht mal auf meine SMS «, lamentierte Tanner Dane Keefe. »Dieser feige Scheißer.«
Cherry interessierte sich natürlich mehr für die Drogenvorräte des Schauspielers als für seine beruflichen Kalamitäten. Schamlos lutschte sie an seinen Fingern, während sie wie ein Schimpanse die Taschen seiner Jeans durchwühlte. »Baby, wo ist mein Vicodin?«, gurrte sie. »Sag’s Mama, sofort.«
»Müssen wir heute Abend unbedingt ausgehen?«, maulte Tanner Dane Keefe.
»Auf jeden Fall. Und wir werden hammermäßig einen draufmachen«, erwiderte Cherry. »Weil, morgen verwandele ich mich nämlich voll in so eine beschissene Nonne.«
»Wovon redest du eigentlich?«
»Das wirst du gleich rausfinden.« Sie entdeckte ein Fläschchen Hydrocodon und spülte zwei Pillen mit einem Schluck Wodka hinunter. »Das war’s fürs Erste mit den Partys«, verkündete sie.
»Ja, klar doch.«
»Im Ernst, Tanny. Das ist voll die Riesennummer.« Sie musste ihm einfach alles erzählen.
Hinterher sagte er: »Cherry, das ist doch der totale Wahnsinn.«
Sie kicherte. »Nicht wahr?«
»Nein, ich meine, richtig schlimm wahnsinnig. Wer glaubt denn schon, dass du gekidnappt worden bist?«
»Wart’s nur ab. Ich mach eine Anzeige bei der Polizei und all so was. Mom und Dad finden das voll in Ordnung«, berichtete Cherry. »Und die Larks auch – die schreiben all meine Blogs und Tweets.«
»Ohne Scheiß?« Tanner Dane Keefe hatte einmal versucht, die Zwillinge als PR -Agenten anzuheuern, doch sie hatten abgelehnt. Er sei nicht berühmt oder kaputt genug, hatten sie gesagt.
»Maury meint, ich kann nicht gleichzeitig ein Entführungsopfer sein und Party machen. Und deswegen machen wir beide heute voll keine Gefangenen.« Cherry rammte ihm den Daumen in den Hintern. »Und jetzt geh und zieh dir was Superscharfes an. Weißt du, was echt der Hammer wäre? Diese schwarze Stretchhose von Prada, die ich dir gekauft habe.«
»Geht klar«, antwortete er.
Sie rollte sich auf den Bauch und rülpste in die Kissen. »Bin ich die Allergeilste, oder was?«
Ann betrachtete ihr Gesicht im Spiegel und konnte keine bleibenden Spuren von dem Autounfall oder von Claudes Nasentritt entdecken. Das retuschierte Henna-Tattoo zog auf geschmacklose Weise den Blick auf sich, und sie freute sich darauf, das dämliche Ding morgen früh wegzuschrubben. Im Augenblick stand sie vor der Herausforderung, die grünen Kontaktlinsen einzusetzen. Ann konnte das Gefühl nicht ertragen, Fremdkörper in den Augen zu haben. Sie zerrte immer wieder an ihren Lidern und blinzelte wie ein Amphetamin-Junkie. Schließlich fiel eine der Linsen ins Waschbecken und glitt auf einem Wassertropfen in den Abfluss.
»Zum Teufel damit«, murmelte sie vor sich hin und steckte eine Tom-Ford-Sonnenbrille in ihre Handtasche.
Das neue, ärmellose Kleid, das sie sich gekauft hatte, war bonbonrot und sehr kurz; die
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