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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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dazugehörenden Riemchenpumps hatten schmerzhaft hohe Absätze, sahen aber sexy aus. Lawrence, der untreue Flötist, hätte sicher sein Einverständnis dazu gegeben. Ann freute sich darauf auszugehen – es war ein befreiendes Gefühl, nicht ständig die Buntermans um sich zu haben, die an ihren modischen Entscheidungen herumkritisierten.
    Skink marschierte im Hotelzimmer auf und ab und summte eine Melodie, die sie von einem Bankenwerbespot her kannte, die aber angeblich damals in den Sechzigern eine Rockhymne gewesen war. Vorhin hatte er gedroht, den Flachbildfernseher in Stücke zu schießen, während einer Sendung über krankhaft Fettleibige, die ein Wettabnehmen veranstalteten. Eine der Teilnehmerinnen war von ihrem knackigen, leckeren Trainer zum Weinen gebracht worden. Diese Szene hatte den Gouverneur in Rage versetzt. Er hatte die Schrotflinte aus der Sporttasche gezerrt und eine Patrone in die Kammer geschoben, bevor Ann ihn beruhigen konnte.
    Er war so ein interessanter, komplizierter Charakter, dass sie beschloss, sich wenigstens für diesen Abend vorzustellen, er sei ihr heimlicher Liebhaber. Es war wichtig, sich verwegen und enthemmt zu fühlen, wenn sie ihren Auftritt hatte, und eine so kühne Fantasievorstellung würde sie in die richtige Stimmung bringen. Ihr war klar, dass zwischen ihnen nie etwas laufen würde, doch es schmeichelte ihr, dass er darauf bestand, unter dem Bett zu schlafen, vermutlich um nicht in Versuchung zu geraten.
    Als sie aus dem Bad kam, hielt Skink in seinem Hin- und Hertigern inne und sagte: »Ich bin heute Abend nicht in allerbester Verfassung.«
    Ann wirbelte fröhlich herum. »Wie finden Sie das Kleid?«
    »Ich glaube, ich bin zu früh geboren worden.«
    »Packen Sie die Flinte weg«, wies Ann ihn an.
    »Haben Sie Nietzsche gelesen? Wie sollten Sie nicht.«
    »Hören Sie, ich weiß, dass das hier nicht leicht für Sie ist.«
    Skink machte ein ernstes Gesicht. »Ich kann Ihnen kein zivilisiertes Benehmen versprechen. Wenn irgendwas passiert, sagen Sie einfach, Sie hätten mich noch nie gesehen.«
    »Um Himmels willen, es ist doch nur ein Nachtclub.« Ann hob sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn leicht auf die Wange, wobei sie sorgsam darauf achtete, die mit Lippenstift aufgemalten Stammeszeichen nicht zu verschmieren. Vorhin hatte sie gefragt, ob das dramatische Muster auf seinem Schädel von den Maya stamme. Er hatte gesagt, es sei eine Calusa-Zeremonienmaske, einem Museumsstück in Fort Myers nachempfunden. Die Calusa, hatte er hinzugefügt, waren wunderbar hart drauf gewesen. Sie pflegten ihre Feinde zu köpfen und hatten außerdem den Brauch erfunden, anderen den nackten Hintern entgegenzustrecken; zum ersten Mal wurde dies angewendet, um spanische Missionare zu beleidigen.
    »Wenn ich den heutigen Abend überstehe«, sagte Skink, »dann mache ich mich morgen auf den Heimweg zu den Keys.«
    »Und ich nehme einen Flug nach L . A .«
    Endlich lächelte er. »Annie die Schauspielerin.«
    »Ich find’s toll, dass Sie das mitmachen«, versicherte sie. »Wir werden einen denkwürdigen Auftritt hinlegen.«
    »Ich werde nicht tanzen«, sagte Skink.
    »Aber Sie haben so eine gewisse Ausstrahlung. Wir werden eine Menge Spaß zusammen haben.«
    »Ziehen Sie Ihre Schuhe an.«
    »Erst die Unterwäsche.« Ann fischte einen durchsichtigen Stringtanga aus einer Einkaufstüte und ließ ihn um den kleinen Finger wirbeln, worauf er seufzte.
    »Sie müssen mir etwas versprechen«, sagte sie.
    »Was denn jetzt?«
    »Versprechen Sie mir, dass Sie den Zegna-Anzug behalten. Wenn ich weg bin? Für den Fall, dass wir eines Tages wieder zusammenkommen.«
    Er lachte dröhnend. »Annie, fordern Sie das Glück nicht heraus.«
    Bang Abbott fiel genüsslich wieder in den Bestienmodus zurück. Er verbrachte die Nacht in dem Mietwagen und den Vormittag am Oben-ohne-Strand, wo er nach semiberühmten Brüsten Ausschau hielt. Die europäischen Boulevardzeitungen waren unersättlich, zahlten allerdings nur sehr zögerlich. Er war ein paar Hinweisen nachgegangen, die sich nicht ausgezahlt hatten: eine Lohan-Sichtung im Delano, Daisy Fuentes beim Volleyball in Lummus Park, Paris beim heimlichen Abgang aus einer Kollagen-Praxis in der Lincoln Road.
    Alles Quatsch, aber so lief dieses Spiel eben. An manchen Tagen latschte man sich die Füße wund und stand dann mit leeren Händen da.
    Bang Abbott dachte daran, was Peter Cartwill damals zu ihm gesagt hatte, als er versucht hatte, dem National Eye seine Story

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