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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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hat nun mal keine anderen Spielgefährten in seinem Alter. Wenn es seine Mutter nicht stört, warum sollte es dich stören?«
    »Seine Mutter? Sie will ihn doch nur bei sich haben, um ihn als Mädchen verkleiden zu können. Nicht einmal ein Pony gönnt sie ihm!«
    »Sie hält ihn mit seinen sechs Jahren für zu jung dafür, das mußt du respektieren. Geh jetzt lieber in dein Büro. Der Postbote war da, zur Abwechslung mal eine Woche zu früh als eine Woche zu spät, wie sonst immer. Victor hat mit ihm gesprochen, weil er meint, wir sollten unsere Post einmal pro Woche anstatt nur alle vierzehn Tage zugestellt bekommen. Er hat die Briefe auf deinen Schreibtisch gelegt.«
    Schon war er weg. Charlotte sah ihm nach – noch immer der kräftige Mann, in den sie sich vor so langer Zeit verliebt hatte. Das Licht, das durchs Fenster fiel, schmeichelte seiner Figur, ließ das zerzauste weiße Haar dunkler erscheinen und verbarg die leichte Beugung der Schultern. Sie liebte ihn, doch all diese schmerzhaften Jahre waren schwer zu ertragen gewesen. Als seine Frau war sie immer an zweiter Stelle gekommen, hinter all dem, was für ihn zählte. Und die Dinge, die für ihn zählten, nahmen kein Ende. Als ehrgeizigem Mann fehlte es ihm nie an Plänen und Projekten, die sich stets um die Vervollkommnung von Springfield drehten. Er mußte das schönste Haus haben; seine Schafe mußten Qualitäts-Merinos sein, seine Wolle erstklassig – und so ging es weiter, bis seine Söhne alt genug waren, auf Geheiß des Vaters das Vermögen der Brodericks zu mehren.
    Charlotte ging in die Küche, überbrachte Minnie, dem schwarzen Hausmädchen, Austins Wunsch und trat mißgestimmt auf die Veranda hinaus. Austin war stets gut und freundlich zu ihr gewesen, und sie nahm an, daß er sie auch liebte, doch hatte es in ihrem gemeinsamen Leben nie echte Romantik gegeben. Sie bildeten eher eine Art Zweckgemeinschaft. Charlotte seufzte und versuchte sich einzureden, daß es albern sei, solchen Jungmädchenträumen nachzuhängen. Doch es tat weh zu wissen, daß er ihre Gegenwart von jeher als selbstverständlich hingenommen hatte.
    »Selber schuld«, sagte sie sich. »Tief in deinem Herzen wußtest du, daß er dich nur aus Loyalität Kelly gegenüber geheiratet hat. Damals hat es dich nicht gestört. Du warst so hingerissen von ihm, so überwältigt, hast dich einfach hineingestürzt …«
    Ihr eigener Vater hatte ihre Mutter so sehr geliebt, daß ihr Leben eine einzige Freude gewesen war. Bis zum Schluß hatte er seiner Frau den Hof gemacht. Charlotte hatte automatisch angenommen die gleiche Aufmerksamkeit von Austin zu erhalten, doch bisher hoffte sie vergebens darauf. Als ihre Mutter starb, folgte Mr. Halligan ihr bald ins Grab. Die Leute erzählten sich, er sei an gebrochenem Herzen gestorben. Charlotte duldete diese Erklärung nicht; sie wehrte sich entschlossen dagegen und beharrte darauf, daß er, wie auf dem Totenschein vermerkt, an Herzversagen gestorben war. Die andere Version war zu traurig, kam der Wahrheit zu nahe. Sie bezweifelte, daß Austin sich zu Tode grämen würde, wenn seine Frau ›den Zwang des Ird’schen‹ abschüttelte. Trotz ihrer gedrückten Stimmung huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.
    »Er wäre viel zu sehr damit beschäftigt, die prunkvollste Beerdigung der Welt zu arrangieren, wie es sich für die Herrin von Springfield geziemt«, murmelte sie.
    »Wenn ich dann noch hier bin«, fügte sie im stillen hinzu. Sie hatte nämlich zuweilen bereits mit dem Gedanken gespielt, das Anwesen zu verlassen und nach Brisbane zu ziehen, um sich ein eigenes Leben aufzubauen, solange noch Zeit dafür war. Doch sie wußte, es würde immer nur ein schöner Traum bleiben. Wie könnte sie ihre anspruchsvolle Rolle als Hausherrin und Gastgeberin von Springfield auch aufgeben für eine kleine Behausung und die Freuden des Stadtlebens?
    Sie hatte bereits einmal in Brisbane gelebt, und die Stadt hatte ihr zugesagt. Doch damals waren sie und ihr Bruder Kelly auch viel ärmer gewesen. Als ihr Vater starb, hatte Kelly darauf bestanden, daß sie Sydney verließ und mit ihm nach Queensland ging.
    Ein ›Land voller Möglichkeiten‹ hatte er es genannt. Zunächst hatte es sich ihnen freilich anders präsentiert. Sie mieteten ein Haus im Süden von Brisbane und mußten ums Überleben kämpfen. Kelly übernahm Handlangerarbeiten und weigerte sich, die wenigen hundert Pfund anzutasten, die ihnen Paddy Halligan hinterlassen hatte.
    »Das ist unser

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