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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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deine romantischen Vorstellungen«, schalt sie sich.
    »Darüber müßtest du eigentlich längst hinaus sein.« Doch da war noch etwas anderes: ihr Anteil an Springfield. Auch den hatte er als selbstverständlich erachtet. Auf den erneuerten Pachtverträgen tauchte Kellys Name nicht mehr auf, und Charlotte hatte sich nie getraut, das Thema anzusprechen. Es wäre ihr so undankbar erschienen … Doch inzwischen konnte sie sich eines leisen Zweifels nicht erwehren, vor allem, wenn sie an ihre drei ehrgeizigen Söhne dachte.
     
    Victor erhob sich, als seine Mutter eintrat, und zog ihren Stuhl zurück, damit sie Platz nehmen konnte. Der Reverend sah hoch, während er sich die heißen Scones dick mit Butter bestrich.
    Victor mochte die Missionare nicht, vor allem nicht die Frau mit dem Gesicht einer Dörrpflaume, dem allzu gezierten Getue und der weinerlichen Stimme. Ihr Ehemann war ein dürrer, boshafter Kerl, der Gott in jede noch so triviale Unterhaltung einzuflechten wußte, als müsse er ständig seine Berufung unter Beweis stellen. Folglich betrachtete ihn jedermann im Haus als frömmelnden Langweiler.
    »Ich hoffe, die Hitze macht Ihnen nichts aus«, sagte Charlotte zu Mrs. Billings, um überhaupt etwas zu sagen.
    Der Reverend kam seiner Frau zuvor. »Gottes Wille, Mrs. Broderick. Wir betrachten diese geringfügigen Plagen als gottgesandt, um uns zu mahnen, daß wir alle nur Diener unseres Herrn sind. In einer solchen Umgebung, inmitten von Luxus, vergißt man rasch, daß diese Segnungen Geschenke Gottes und nicht von Dauer sind.«
    »Sie können Springfield wohl kaum als nicht von Dauer bezeichnen«, warf Victor ein, ohne auf das Stirnrunzeln seiner Mutter zu achten.
    »Das ganze Leben ist nicht von Dauer, Sir. Ich mußte zu meiner Enttäuschung entdecken, daß es hier keine Kapelle gibt. Ich frage mich, ob man Mr. Broderick dazu bringen könnte, eine zu errichten. Ich wäre gern bereit, wiederzukommen und den Ort zu segnen.«
    »Mein Mann hat sich mit dem Gedanken an den Bau einer Kirche bereits befaßt«, erklärte Charlotte. »Allerdings herrschte unter den Geistlichen, die zu Besuch kamen, Uneinigkeit darüber, welcher Glaubensgemeinschaft diese Kirche gewidmet sein sollte. Ich bin katholisch, der Rest der Familie gehört der Kirche von England an …«
    »Und unsere Leute hängen den verschiedensten Glaubensrichtungen an«, fügte Victor grinsend hinzu. »Versuchen Sie mal, dreißig Männer unter einen Hut zu bringen. Dürfte schwierig sein.«
    »Das läßt sich ohne weiteres lösen. Unsere Kirche des Heiligen Wortes verbreitet nur die Wahrheit der Bibel. Keine andere Glaubensrichtung hält sich so streng an die Heilige Schrift wie die unsere. Ich finde, eine Kapelle des Heiligen Wortes wäre ein wunderbarer Anfang. Später könnte mein Bischof herkommen und sie als richtige Kirche einsegnen.«
    »Oh, Gott, noch so einer«, stöhnte Louisa. »Der letzte Geistliche, ich glaube, er war Methodist, wollte hier auch schon eine Kirche für seine Herde errichten.«
    »Sie sehen, wir stecken da in einem Dilemma«, sagte Victor.
    »Das sehe ich ganz und gar nicht«, erwiderte der Reverend verstimmt.
    »War Ihr Spaziergang interessant?« versuchte Charlotte das Thema zu wechseln.
    »Sehr interessant«, entgegnete Mrs. Billings. »Wir sind durch den Garten in den Obstgarten und über die Brücke gelaufen. Mr. Broderick zeigte uns den Hügelkamm, an dem er von Wilden angegriffen worden war.«
    »Nicht schon wieder«, stöhnte Victor. »›Sie kamen über den Hügelkamm dort drüben‹ … das ist seine Lieblingsgeschichte.«
    »Aber sie entspricht doch sicher der Wahrheit.«
    »Natürlich. Er könnte ein Buch darüber schreiben.«
    »Dann bin ich der Ansicht, daß es unglaublich mutig von Mr. Broderick war, sich in diesem gefährlichen Land niederzulassen. Gott sei Dank wurden die Wilden besiegt. Das hoffe ich zumindest.«
    »Genau darüber wollte ich mit Ihnen sprechen, Mrs. Broderick«, ergriff der Reverend wieder das Wort. »Wir haben hier Eingeborene gesehen, die unbekleidet umherliefen, ein überaus empörender Zustand, und wir hoffen …«
    Charlotte setzte erstaunt ihre Teetasse ab. »Doch nicht etwa beim Haus?«
    »Nein, in einem abscheulichen Lager am Fluß.«
    »Aber das ist doch meilenweit entfernt!« sagte Louisa. »Sind Sie so weit gelaufen?«
    »Da wir es als unsere Pflicht betrachteten, diese Leute in Augenschein zu nehmen, sind wir zwei der Hausmädchen gefolgt.«
    »Das ist schon in Ordnung«,

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