Sterne im Sand
Holzschuppen hochgearbeitet, den sie mit ihren Viehhütern teilten. Schuppen, Ställe und die Schmiede der sich selbst versorgenden Enklave schossen ringsherum aus dem Boden.
Etwa zu dieser Zeit war Kelly getötet worden. Springfield war noch primitiv, sie befanden sich noch in der Orientierungsphase, interessierten sich mehr für die kostbaren Schafe als für den Hausbau. Doch als der erste Wollscheck eintraf, hatten Austin und Kelly sich zwei Tage lang betrunken. Der Wollpreis war in astronomische Höhen geschossen, und plötzlich schwammen sie im Geld! Sie wußten genau, daß sie ihr Einkommen aufgrund des natürlichen Wachstums im folgenden Jahr verdoppeln oder verdreifachen konnten, wenn sie die fruchtbaren Weiden weiterbestückten. Genauso sollte es kommen, doch Kelly erlebte diese Entwicklung nicht mehr mit.
Austin baute sich dann ein Cottage, das seiner Stellung als Boß eher entsprach. Als er fünfzehn Jahre später mit einer gewissen Ehrfurcht begriff, daß er es zum Millionär gebracht hatte, verkündete er, er werde nun ein angemessenes Haus für sich errichten.
Inzwischen war er verheiratet und hatte drei kleine Söhne. Seine Frau Charlotte wirkte beunruhigt, als sie die von ihm gezeichneten Pläne sah: Pläne für ein wunderschönes Sandsteinhaus, auf einem Hügel gelegen, mit Empfangs-, Privat- und Gästezimmern und einem eigenen Flügel für den Hausherrn selbst, dessen Fenster nicht auf den Fluß, sondern auf das Tal hinausgingen, das er so liebte.
»Können wir uns das denn auch leisten?« fragte sie unglücklich.
»Das und noch mehr«, erwiderte er lachend.
»Aber es ist so groß, Austin …«
»Und wenn schon! Die Leute in Brisbane leben doch auch in solchen Häusern.«
»Du meinst wohl Villen. Wir brauchen hier draußen keine Villa. Es sind ganze vierzig Meilen bis zu unseren nächsten Nachbarn. Was sollen sie von uns denken?«
Er grinste. »So wie ich ihn kenne, wird Jock Walker es uns vermutlich gleichtun.«
Schließlich hatte Charlotte Gefallen an dem Haus gefunden und sich bei ihrem Kampf um makellose Ordnung in eine gestrenge Zuchtmeisterin verwandelt. Austin war froh, daß er seinen eigenen Flügel gebaut hatte, in dem er ungestört arbeiten konnte, wo er Zuflucht und Erholung fand, seine Stiefel abstreifen und liegenlassen konnte, wie es ihm gefiel. Kelly hätte dieses Haus geliebt – als sichtbaren Beweis dafür, daß er von Anfang an recht gehabt hatte.
Der Tennisplatz war von einem hohen Holzzaun umgeben.
»Klingt, als würde gerade gespielt«, sagte Austin am Tor zu seinen Gästen. »Das müssen Victor und Louisa sein. Möchten Sie zuschauen?«
Ihr entsetztes Stirnrunzeln erinnerte ihn daran, daß die Missionare dieses Spiel mißbilligten. Er drehte sich lächelnd um.
»Meine Schwiegertochter spielt recht gut. Manchmal, wenn sie ein bißchen zu schnell über den Platz flitzt, rutscht sie auf dem Gras aus und landet auf dem Allerwertesten. Wollen Sie wirklich nicht zusehen?«
»Nein, nein. Nein!« antworteten seine Gäste wie aus einem Munde und wandten sich ab.
Nachdem Austin das Ehepaar Billings im Gartensalon abgeliefert hatte, wo der Teetisch bereits gedeckt war, wollte er sich in seine Höhle zurückziehen, doch Charlotte fing ihn ab.
»Was hast du vor? Du willst dich wohl drücken.«
»Nein, ich habe zu tun. Würdest du Minnie bitten, mir Tee und Kuchen ins Büro zu bringen?«
»Wo sind Mr. und Mrs. Billings?«
»Ich habe für heute meine Pflicht getan. Sie warten schon auf den Tee. Werden mich nicht vermissen, solange genügend Essen auf dem Tisch steht. Sie fressen wie die Scheunendrescher.«
»Sei nicht so unfreundlich.«
»Wer ist hier unfreundlich? Du hast selbst gesagt, sie seien langweilig.« Er sah aus dem hohen Fenster am Ende des langen Flurs. »Da kommen die Tennischampions, sie werden für mich einspringen. Wo ist Teddy?«
Charlotte lächelte. Ihr Enkel war Austins Augapfel. Er liebte Teddy mehr als seine eigenen Söhne, verwöhnte ihn maßlos und verbrachte so viel Zeit mit ihm, daß seine Mutter sich beklagte, er unterminiere die elterliche Disziplin. Aber Louisa fand ja immer etwas, worüber sie sich beschweren konnte.
»Teddy ist bei Nioka, also laß ihn in Ruhe. Er spielt mit Bobbo und Jagga, ihrem kleinen Jungen.«
»Wer ist Bobbo?«
»Ach, Austin, das weißt du ganz genau. Minnies Sohn.«
Er grunzte. »Teddy wird bald besser Abo sprechen als Englisch.«
»Fang nicht wieder davon an. Nioka ist ein gutes Kindermädchen, und er
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