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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Schon gar nicht von diesem Auswurf, der sich hier auf meinem Turm eingefunden hat!«
    Hinter ihm nickte Timozel. Richtig. Genau das hatte ihm die Vision vorhergesagt. Bornheld würde Achar retten.
    Herzog Roland tauschte einen kurzen Blick mit Jorge und sprach dann in beruhigendem Tonfall: »Edler Herr, es kann doch nicht schaden, wenn wir uns wenigstens anhören, was diese Ikarier zu sagen haben. Vielleicht bringen sie wichtige Nachrichten, etwa über Schwachstellen in Gorgraels Armee.«
    Freierfall schluckte seine Empörung über Bornhelds Beleidigungen hinunter. Wie hatte die sanftmütige Rivkah nur einen solchen Sohn zur Welt bringen können? Er stellte sich zwischen Axis und den Herzog. »Euer Durchlaucht«, sagte er höflich, »ich bringe Euch die Grüße des Krallenfürsten und will Euch unseren Beistand anbieten. Die ikarische Luftarmada könnte die Skrälinge aus dem nördlichen Ichtar vertreiben. Unsere Kämpfer stehen bereit, auf Euren Befehl hin zuzuschlagen.«
    »Ich brauche keine Hilfe von den Unaussprechlichen!« erwiderte Bornheld grimmig. »Ihr seid nichts als verwünschte Kreaturen, denen man niemals hätte erlauben dürfen, sich hinter die Grenzberge zurückzuziehen und dort weiterzuleben. Meine Meinung nach war es ein schwerer Fehler von uns, Euch während der Axtkriege nicht mitsamt Euren dämonenverwünschten Wäldern verbrannt zu haben. Sobald ich mit den Skrälingen aufgeräumt habe, werden ich und meine Armee in Eure Berge ziehen und Eure Nester ausräuchern, bis von Euch nur noch Asche und Erinnerung übrig sind.«
    Freierfall wußte vor Entsetzen nichts zu sagen. Er starrte den Mann aus seinen violetten Augen ungläubig an. Wie konnte sein Volk sich mit den Menschen verbünden, die solch unvorstellbaren Haß empfanden?
    Roland versuchte noch einmal, den Herzog zur Vernunft zu bringen. »Bornheld, Ihr wißt, welcher Feind vor unseren Mauern steht. Und was die Prophezeiung sagt. Daß wir uns nämlich mit den, äh, Unaussprechlichen zusammentun müssen. Wir können jetzt nicht ergründen, ob die Weissagung der Wahrheit entspricht, aber wenigstens sollten wir uns anhören, was diese drei Männer zu sagen haben.«
    Freierfall spürte, wie der Krieger hinter ihm sich bewegte, und erinnerte sich, daß er sein Schwert gezogen hatte. Er drehte sich zu ihm um, weil er ihn vor einer Unbesonnenheit bewahren wollte. »Axis«, sagte der Ikarier leise, »Ihr dürft nicht –«
    In diesem Moment schnellte Bornheld wie eine Viper auf ihn zu. »Nehmt dies für Eure verwünschte Prophezeiung!« schrie er und stieß dem Prinzen die Klinge tief in den Rücken. Der Stahl fuhr durch Knochen und Muskeln und zerriß dem Erben des ikarischen Throns das Herz. Faraday schrie laut, als sie mit ansehen mußte, wie das Schwert Freierfall hinterrücks durchbohrte. Sie wollte schon zu ihm, aber Timozel hielt sie immer noch fest und verstärkte den Griff seiner Arme um ihren Leib. In diesem Moment, in dem die Edle hilflos verfolgte, wie die Klinge tiefer und tiefer in den wehrlosen ikarischen Boten eindrang, erloschen in ihr die letzten freundschaftlichen Gefühle für Bornheld. Sie konnte ihn nur noch verabscheuen und hassen.
    Grinsend riß der Oberste Befehlshaber sein Schwert aus dem Vogelmenschen. Er stemmte ihm seinen Stiefel ins Kreuz, um es ganz herausziehen zu können. Als der Stahl sich endgültig aus Freierfall löste, hörte es sich an wie zerreißender alter Stoff.
    Axis bekam von dem allen nicht mehr mit als eine rasche Bewegung hinter dem Ikarier, dessen entsetzten Blick und schließlich eine Schwertspitze, die sich sonderbarerweise aus der Brust seines Vetters schob. Rot von Blut drang sie immer weiter heraus, bis sie kurz darauf wieder zurückgezogen wurde.
    Freierfall brach in den Armen des Kriegers zusammen. Unwillkürlich fing dieser ihn auf, konnte aber noch immer nicht verstehen, was überhaupt vorgefallen war. Dann entdeckte er, wie Bornheld ihn anstarrte. »Ihr seid der nächste, Bruder«, erklärte ihm der Herzog ebenso leise wie bedrohlich.
    Axis starrte auf den Prinzen, der im Sterben lag. Seine Arme und Flügel hingen schlaff herab und seine violetten Augen überzogen sich langsam mit einem grauen Schleier. Als Freierfall den Mund öffnete, um noch etwas zu sagen, schoß ein Schwall Blut heraus. Der Axtherr beugte sich über ihn: »Findet den Sternenströmer, Vetter …« Und bevor das Leben ganz aus ihm wich, fügte er noch etwas Merkwürdiges hinzu: »Der Fährmann ist Euch etwas schuldig …«

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