Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
Vom Netzwerk:
konnte sich nur darüber wundern, wie er mit der Last seines Bruders so schnell zu laufen vermochte. Nach einer Weile hatte sich Goldfeder wieder so weit erholt, daß sie die Hilfe der beiden Frauen nicht mehr brauchte. Sie lief zwar etwas unsicher, wehrte Barsarbe und Aschure aber ab, als sie sie wieder stützen wollten. Als Goldfeder wieder etwas erholter aussah, wagte Aschure es, sie zu fragen, wie es ihr gelungen sei, den Axtherrn davon zu überzeugen, sie beide gehen zu lassen.
    Goldfeder zuckte die Achseln. »So ganz genau habe ich das auch nicht verstanden, Aschure.« Sie schüttelte sich bei der Erinnerung an die gefährliche Situation. »Seine Hand schloß sich fester um den Schwertgriff, und ich war schon davon überzeugt, daß es gleich um Ramu geschehen sein würde. Aber dann … dann fragte mich der Krieger, ob die Ikarier Lieder kennen würden.« Goldfeder schüttelte den Kopf. »Ich bejahte, und das löste bei ihm etwas, nun ja, etwas Ungewöhnliches aus. Der Axtherr schien Angst zu haben … Wie dem auch sei, einen Moment später ließ er Ramu und mich frei. Der Krieger hat sich wirklich sehr merkwürdig benommen. Ich muß unbedingt mit Ramu über ihn reden, sobald er sich etwas besser fühlt. Vielleicht kann der Priester sich einen Reim darauf machen.
    »Für einen Axtherrn besitzt er eine Menge Mitgefühl«, bemerkte Aschure leise. »Als er gestern in Smyrdon eintraf, regte er sich furchtbar darüber auf, wie man die beiden Gefangenen behandelt hatte. Er griff sogar meinen Vater, den Pflughüter, an, übergab Schra meiner Pflege und befahl seinem Leutnant Belial, von zwei Soldaten Ramus Zelle reinigen zu lassen, damit der Gefangene nicht gar so unwürdig untergebracht sei.
    »Sprecht Ihr von dem Belial, den Ihr niedergeschlagen habt?
    »Ja, Goldfeder«, antwortete Aschure zerknirscht.
    Die beiden Frauen sahen die Acharitin nun eigentümlich an, sagten aber nichts.
    Aschure fühlte sich jetzt noch elender, als alle Schuldgefühle wieder in ihr erwachten. Doch da wandte sich Goldfeder an Barsarbe. »Wir haben eine Menge zu bereden. Vielleicht sollten wir damit aber warten, bis wir das Lager erreicht und Ramu versorgt haben. Doch was immer die Menschenfrau auch angestellt haben mag, vergeßt darüber nicht, daß sie auch den Priester und Schra rettete.
    Barsarbe runzelte immer noch die Stirn, sah Aschure aber nicht mehr so streng an. Die junge Frau erinnerte sich daran, was die Priesterin zuvor zu Grindel gesagt hatte. Offenbar verabscheuten die Awaren jede Art von Gewalt. Was werden sie erst denken, dachte Aschure entsetzt, wenn sie herausfinden, daß in der letzten Nacht durch meine Schuld mein Vater ums Leben gekommen ist? Werden sie mich unverzüglich aus Awarinheim verbannen?
    Schweigend gingen die drei Frauen weiter. Goldfeder beobachtete Aschures zunehmende Seelenpein. Schließlich faßte sie die Acharitin sanft am Arm. »Die Awaren sind ein friedliebendes Volk, aber sie werden sich auch dankbar für das erweisen, was Ihr für Ramu und Schra getan habt. Wenn Euch tatsächlich nichts anderes übrigblieb, als Gewalt anzuwenden, werden sie dafür sicher Verständnis aufbringen.
    Aschure fühlte sich schon etwas wohler. »Das hoffe ich, Goldfeder. Ich wollte doch nur helfen, und nie wäre mir eingefallen, daß ich … daß ich …
    Goldfeder lächelte ihr freundlich zu. »Jetzt aber genug, Aschure. Ich weiß doch, daß Ihr nur das Beste wolltet.
    Die junge Frau schwieg nun, aber nur für einen Augenblick. »Goldfeder, ich kann nicht mehr nach Hause. Meint Ihr, die Awaren nehmen mich für eine Weile bei sich auf?
    Goldfeder sah die Priesterin fragend an. »Das müssen wir den Klan entscheiden lassen«, antwortete Barsarbe schließlich mit beherrschter Stimme.
    Wenig später erreichten sie einen kleinen Lagerplatz auf einer Lichtung am Ufer des Nordra. Das Lager setzte sich aus zwei runden Lederzelten zusammen, die über leichte, gebogene Holzstangen gespannt waren. In einem Steinofen brannte ein leichtes Feuer, und in glimmenden Kohlen stand ein Topf, aus dem es dampfte. Grindel hatte seinen Bruder vor der Feuerstelle abgelegt, und jetzt drängten sich zwei Frauen und eine Schar Kinder um den Verletzten. Alle wirkten erleichtert, als Barsarbe und Goldfeder nun im Dorf eintrafen. Die Kinder wichen aber ängstlich zurück, als sie in ihrer Gesellschaft eine Acharitin erblickten. Nur die beiden Awarinnen blieben neben Ramu knien. Grindel stand daneben und wirkte immer noch so wütend wie zuvor, als

Weitere Kostenlose Bücher