Sternenfall: Roman (German Edition)
Augen sind nicht mehr blutunterlaufen, und Ihr Trommelfell ist hübsch verheilt. Ich habe mir Ihre Untersuchungsergebnisse angesehen, und Sie scheinen von der Anoxie keinen dauerhaften Schaden davongetragen zu haben. Und schließlich haften die Nägel in Ihrem Bein an den Knochen ganz wie erwartet. Wohin werden Sie sich wenden, wenn Sie uns verlassen?«
»Die Gesellschaft hat mich in einem Erholungsheim auf Oahu angemeldet.«
»Ah, Hawaii! Ein wundervoller Ort. Frau Hoffmann und ich haben dort vor fünf Jahren Urlaub gemacht. Nun, tanken Sie gehörig Sonne und lassen Sie Ihr Bein in Ruhe, zumindest bis der Gipsverband entfernt worden ist. Das müsste in etwa zwei Wochen sein.«
»Danke, Doktor. Äh … es tut mir leid, dass ich nicht immer Ihr bester Patient gewesen bin.«
Der Arzt zuckte mit den Achseln. »Ich hatte schon schlimmere. Ich habe gehört, dass Sie heute Morgen nach Ihren Sachen gesucht haben. Ich werde Schwester Schumacher sie Ihnen bringen lassen. Und ich werde die Medikamentenausgabe anweisen, Ihnen etwas gegen die Schmerzen zu schicken. Erholen Sie sich gut auf Hawaii, Mr. Thorpe. Wenn Sie wiederhergestellt sind, kommen Sie doch bestimmt wieder einmal zum Skilaufen in die Schweiz, ja? «
»Vielleicht, Doktor!«
» Gut! Jetzt muss ich mich aber um meine anderen Patienten kümmern. Auf Wiedersehen und alles Gute!«
3
Halver Smith betrachtete den Holoschirm, der eine Wand seines Büros einnahm. Er zeigte ein Flugzeug, das in viertausend Metern Höhe dreihundert Meilen südöstlich von Honshu, Japan, über dem Pazifischen Ozean kreiste. Das Bild wurde über einen von Smiths privaten Satellitenkanälen in die Zentrale der Sierra Corporation übertragen. Während das Flugzeug seine Kreise zog, testete der Kameramann seine Ausrüstung, indem er über den unter ihm liegenden Ozean schwenkte.
Das stahlblaue Wasser war mit weißen Schaumkronen gesprenkelt, die ein kalter Nordwind aufgeworfen hatte. Als Smith das Wetter in diesem Gebiet überprüft hatte, hatte er geschaudert und im Stillen dafür gedankt, dass er nicht selbst dort war. Er ließ seinen Blick über den Schirm schweifen, auf der Suche nach einer der winzigen schwarzen Formen, die auf der Meeresoberfläche tanzten. Drei riesige seetüchtige Schleppdampfer waren um einen fünf Kilometer durchmessenden Kreis herum angeordnet, der für jeglichen Oberflächenverkehr gesperrt worden war. Sie warteten auf eine Lieferung.
Als Smith weiter beobachtete, veränderte sich das Bild. Das Stahlblau des Meeres wurde durch das blasse Blau des Himmels ersetzt. Am Bildschirm war abzulesen, dass die Kamera jetzt nach oben und nach Westen zielte. Plötzlich erschien in der Mitte des Schirms ein schwarzer Punkt. Der Punkt vergrößerte sich rasch zu einer Scheibe, und als die Kamera das herabfallende Ziel näher heranholte, wurde daraus ein stumpfer Kegel. Smith wusste, dass der Kegel trotz seiner geringen Größe auf dem Schirm ziemlich groß war – rund zweihundertfünfzig Meter im Durchmesser. Bei seinem Sturz durch die Atmosphäre zog der Kegel einen langen Streifen überhitzter Luft hinter sich her.
Dann gab es einen Moment von Desorientierung, als der Erzcontainer am hochfliegenden Aufnahmeflugzeug vorbeiraste. Einen Augenblick lang blickte Smith auf die Oberseite des Kegels mit ihrem Gewirr innerer Verstrebungen. Dann wechselte das Bild zu einer Kamera an Bord eines der wartenden Schlepper. Die Oberflächenkamera folgte dem Container während der letzten paar Sekunden seines Flugs.
Der Kegel schlug weniger als einen Kilometer von dem wartenden Schiff entfernt auf und schickte eine gewaltige Fontäne von Dampf und Gischt himmelwärts. Wenige Sekunden später wurde das Kameraschiff von einem lauten Donnerschlag erschüttert. Das Geräusch übertrug sich auf den Lautsprecher in Halver Smiths Büro. Der Donner wurde von einer meterhohen Welle gefolgt, die vom Aufschlagpunkt aus davonjagte. Etliche Sekunden lang war nichts zu sehen außer der hektisch brodelnden See. Dann hob sich allmählich aus der Tiefe eine rostfarbene Masse ins Bild. Das Wasser darum herum brodelte heftig weiter, während der Erzcontainer friedlich auf der Meeresoberfläche tanzte.
Das Bild kippte plötzlich, als der Schlepper den Kurs änderte und direkt auf die Aufschlagstelle zuhielt. Halver Smith wartete den Rest nicht mehr ab. Es würde noch Stunden dauern, bis die Schlepper die Millionen Tonnen schwere Masse vertäut hatten, und eine weitere Woche oder mehr, bis die
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